Star Wars™ Das Verhängnis der Jedi-Ritter 8: Aufstieg (German Edition)
die ihr die Lebensenergie geraubt hatte.
Was würde geschehen, wenn sie diese Last ablegte? Wenn sie sich dazu entschloss, nicht mehr zu lügen, ihr Herz und ihren Verstand zu öffnen und jemandem zu vertrauen?
Du hast deinem Vater vertraut, und jetzt schau dir an, was passiert ist. Wenn schon dein eigen Fleisch und Blut versucht, dich zu töten, was würde dann ein Fremder tun?
Doch ihr Vater war ein Sith gewesen. Ben war keiner. Leise sagte sie: »Schau’s dir an, wenn du das Gefühl hast, das tun zu müssen, Ben. Dann wirst du sehen, dass ich dir die Wahrheit sage.«
»Ich werde es mir ansehen. Und wenn du die Wahrheit sagst, wäre das das erste Mal«, murmelte Ben. Das war nicht ganz zutreffend, und das wussten sie beide. Vestara hatte nicht immer gelogen. Manchmal steckte in den besten Täuschungsmanövern die meiste Wahrheit. Auf seltsame Weise schmerzte dieser Gedanke.
Sie drehte sich um, um ihren Blick auf die Wand zu richten, und wappnete sich gegen die Scham und den Hohn, die mit Sicherheit folgen würden.
Zum Glück hatte Vestara nicht viel Zeit gehabt, um ihre Spuren zu verwischen. Obgleich diese Technik für Vestara im Gegensatz zu Ben, der damit aufgewachsen war, relativ neu war und sie ihr kaum Gelegenheit gegeben hatten, die Jadeschatten unbeaufsichtigt zu erkunden, war die junge Sith hochintelligent und eine aufmerksame Beobachterin. Ben war sicher, dass Vestara, wenn sie ein oder zwei Minuten mehr Zeit gehabt hätte, einen Weg gefunden hätte, um die Dateien dauerhaft zu löschen oder sie so zu manipulieren, dass das, was auch immer darin stand, für immer verborgen bliebe.
Er brodelte innerlich, während er sich an dem Computer zu schaffen machte und in die tieferen Ebenen der Sicherheitsprogramme vordrang, um die Daten wiederherzustellen. Er war so sehr darauf erpicht gewesen, ihr zu vertrauen. Er wusste, dass sein Dad zumindest teilweise recht hatte: Ben fand Gefallen an Vestara Khai – okay, vielleicht war er sogar in sie verknallt, allerdings bloß ein bisschen, nicht so sehr, dass es sein Urteilsvermögen beeinträchtigt hätte. Er wollte , dass sie »erlöst« werden konnte. Aber vielleicht hatte Luke recht. Vielleicht sah Ben in diesem hübschen Gesicht mit der eigentümlichen, reizenden kleinen Narbe am Mund bloß das, was er sehen wollte. Vielleicht war das tatsächlich nur eine Maske, die etwas Heimtückisches und Grässliches verbarg.
Er tippte zornig auf der Tastatur herum. Was hatte sie gemacht? Sie hatte … Briefe verschickt.
Stang!
Er kam bis zu Lieber Papa , bevor er zu Vestara herumwirbelte. »Ich sollte dich auf der Stelle umbringen«, knurrte er. »Das Datum ist schon Wochen her! Du hast uns die ganze Zeit über ausspioniert, genau, wie mein Dad gesagt hat!«
Sie drehte sich um und sah ihn an. Sie hatte geweint, auch wenn sie versuchte, so zu tun, als sei dem nicht so, und sie machte sich nicht einmal die Mühe, ihre Präsenz in der Macht zu verschleiern. Für gewöhnlich war diese Präsenz einzigartig scharf, strahlend und stark. Jetzt jedoch fühlte sie sich … trüb an, gedämpft, nicht verängstigt oder wütend, wie er es vielleicht angesichts des Verrats erwartet hätte, den er soeben entdeckt hatte. Seine Stirn furchte sich vor Verärgerung.
»Du solltest keine voreiligen Schlüsse ziehen«, sagte sie ohne Groll. »Du hast sie gefunden. Du liest sie, obwohl ich dich praktisch angefleht habe, es nicht zu tun. Dann lies sie auch alle, Ben. Nur zu.«
Unsicherheit spülte über ihn hinweg. Noch immer stirnrunzelnd, wandte sich Ben wieder dem Bildschirm zu.
Lieber Papa,
ich hoffe, es geht dir besser, und dass die Schmerzen, die du kürzlich erlitten hast, angemessen behandelt wurden.
Als ich neulich nachts sah, wie Ben völlig unvorbereitet von Erinnerungen an seine Mutter getroffen wurde, als ich sah, wie ihr Verlust ihn immer noch belastet, und als ich mitbekam, wie sein Vater instinktiv die Hand nach ihm ausstreckte, um ihn zu trösten, wurde ich natürlich an dich erinnert.
Er merkte, wie seine Kinnlade herunterklappte und schloss sie sogleich wieder, während er in der Macht mit seiner eigenen Präsenz Mauern einriss. Vestara fühlte sich an ihren Vater erinnert, wenn sie sah, wie Luke Ben tröstete. Was hatte das zu bedeuten? Was in aller Welt …
Und dann verstand er. Ben entsann sich, gedacht zu haben, dass Vestara im Umgang mit Gavar Khai auf einer Messerklinge balancierte. Im Vergleich dazu wirkten seine eigenen Auseinandersetzungen mit Luke Jahre
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