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Starbuck. Der Rebell: Buch 1 (Die Starbuck-Serie)

Starbuck. Der Rebell: Buch 1 (Die Starbuck-Serie)

Titel: Starbuck. Der Rebell: Buch 1 (Die Starbuck-Serie) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
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vorwärtsrammen würde, um den Feind auf die Erde zu nageln. Langsam ritt er voran, stellte sich ein Leben als Soldat der Nordstaaten vor, der für sein eigenes Volk kämpfte.
    Das Geräusch der Musketenschüsse hatte sich leicht verändert. Zu Beginn war es in der Luft des Sommertags verweht worden, doch nun klang es wieder lauter, rhythmischer und schärfer. Starbuck hatte über diese Veränderung nicht weiter nachgedacht, weil er zu sehr mit seinem Selbstmitleid beschäftigt war, doch als er nun um eine weite Kehre der Straße kam, sah er, dass das neue Geräusch keineswegs von Musketenschüssen kam, sondern von Axthieben.
    Den Hieben von Soldatenäxten.
    Starbuck hielt das Pferd an und starrte einfach nur hin. Die Männer mit den Äxten waren etwa hundert Schritt vor ihm. Ihre Oberkörper waren nackt, und ihre Axtklingen ließen die Sonnenstrahlen blitzend reflektieren, während ihre schweren Hiebe Holzspäne durch die Luft katapultierten. Sie arbeiteten an dem verhedderten Astgewirr einer Barrikade aus gefällten Bäumen, von der die schmale Straße vollkommen gesperrt wurde. Die Hälfte der Straßen in Nordvirginia waren von Patrioten auf diese Weise verbarrikadiert worden, um die Invasion aus dem Norden aufzuhalten, und einen Moment lang glaubte Starbuck, einen weiteren Trupp Männer aus der Umgegend vor sich zu haben, die das nächste derartige Hindernis aufbauten. Dann aber fragte er sich, warum die Erbauer einer Barrikade mit Äxten darauf losgehen sollten. Und hinter den Männern mit den Äxten waren Pferde an Zugleinen geschirrt, um die abgehackten Baumstämme von der Straße zu ziehen, und hinter diesen Pferdegespannen und halb verborgen in den tiefen Schatten drängten sich blauuniformierte Männer, über denen eine Flagge hell im Licht der Morgensonne wehte. Die Flagge war das Sternenbanner, und mit einem Schlag wurde Starbuck klar, dass dies Yankees waren, Nordstaatler, auf einer Straße, auf der keine Nordstaatler sein sollten, und es waren nicht nur ein paar Mann, sondern eine Unzahl Blauröcke, die geduldig darauf warteten, dass die Pioniere die schmale Straße frei machten.
    «Du da!» Ein Mann mit Offizierslitzen, der hinter der halb abgebauten Barrikade stand, rief Starbuck an. «Stehen bleiben! Halt, hast du gehört?»
    Starbuck gaffte bloß wie ein Schwachkopf, aber in Wirklichkeit hatte er genau begriffen, was vor sich ging. Die Nordstaatler hatten den Süden hereingelegt. Sie planten nicht, einfach gegen Manassas Junction vorzurücken oder einen Angriff der Südstaatler auf ihre eigene linke Flanke abzuwarten, sondern hier die ungeschützte linke Flanke der Konföderation anzugreifen und auf diese Art tief in den Körper der Sezessionsarmee vorzustoßen, ihn aufzuspalten, zu zerreißen und über ihn herzufallen, sodass auch alle übrigen Glieder der Südstaatenrebellion an diesem bluttriefenden Aderlass eines einzigen Sabbattages verendeten. Das waren, wie Starbuck plötzlich verstand, die Thermopylen von Brigadegeneral McDowell, das große, überraschende Umgehungsmanöver, das den Yankee-Persern den Sieg über die Konföderierten-Griechen bescheren würde.
    Und Starbuck wurde klar, dass er nun weder ein Nordstaatensoldat werden noch sein Versprechen gegenüber einer Südstaatenhure brechen musste. Er war gerettet.

Zehn
    F aulconer sollte hier sein.» Major Thaddeus Bird blickte finster ostwärts Richtung Sonnenaufgang. Bird mochte genaue Vorstellungen davon haben, wie das Soldatenwesen organisiert werden sollte, doch mit dem theoretischen Oberbefehl über die Legion Faulconer alleingelassen, wusste er nicht so recht, ob er wirklich dafür verantwortlich sein wollte, diese Vorstellungen in die Tat umzusetzen. «Er sollte hier sein», wiederholte er. «Die Männer müssen wissen, dass ihr kommandierender Offizier bei ihnen ist und nicht mit Spazierritten seine Zeit verplempert. Ihr künftiger Schwiegervater», sagte er zu Ethan Ridley, «liebt Ausflüge auf Vierbeinern viel zu sehr.» Major Bird fand diese Bemerkung amüsant, denn er hob seinen kantigen Kopf und stieß ein bellendes Lachen aus. «Ausflüge auf Vierbeinern, ha!»
    «Ich vermute, der Colonel macht einen Erkundungsritt», protestierte Ethan Ridley. Er hatte Starbuck mit den Faulconers wegreiten sehen und war eifersüchtig, weil nicht er zu diesem Ritt hinzugebeten worden war. In zwei Monaten würde Ridley Washington Faulconers Schwiegersohn werden, mit allen Privilegien, die solche Familienbande mit sich brachten, und doch

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