Starbuck. Der Rebell: Buch 1 (Die Starbuck-Serie)
beugte sich gefährlich weit aus dem Sattel, um Major Bird den großen Le-Mat-Revolver zurückzugeben. «Ihr Revolver, Sir. Wussten Sie, dass er nicht geladen war?»
«Selbstverständlich war er nicht geladen.» Bird nahm die Waffe von Starbuck. «Haben Sie wirklich geglaubt, ich wollte Sie jemanden erschießen lassen?» Bird lachte in sich hinein, dann drehte er sich nach dem Zug Männer um, der in chaotischer Ordnung über die Landstraße und dann auf den Wald zu vorrückte. Das sollte also Washington Faulconers Eliteeinheit sein? Faulconers kaiserliche Garde? Der Gedanke ließ Bird laut auflachen.
«Sir?», Starbuck dachte, Bird hätte etwas gesagt.
«Nichts, Starbuck, es ist nichts. Nur dass ich den Eindruck habe, wir sollten in einer etwas soldatischeren Ordnung marschieren.»
Starbuck deutete nach vorn, wo ein Stück Himmel offenes Land jenseits des dichten Waldes versprach, der den Hügelkamm krönte. «Auf der anderen Seite des Hügels sind Felder, Sir. Dort können Sie die Männer wieder in geregelter Ordnung antreten lassen.»
Bird fiel ein, dass Starbuck diese Straße entlanggeritten sein musste, als der Colonel versucht hatte, ihn loszuwerden. «Warum sind Sie nicht weg, als Faulconer Ihnen die Gelegenheit dazu gegeben hat?», fragte er Starbuck. «Wollen Sie wirklich für den Süden kämpfen?»
«Ja, das will ich.» Aber dies war kaum die Gelegenheit zu erklären, wie verstiegen seine Gründe dafür waren oder warum ihn der Anblick der Männer mit den Äxten schlagartig zu seiner Entscheidung gebracht hatte. Es war, das wusste er, keine vernunftbestimmte Wahl, sondern eher sein Widerwille gegen seine Familie. Und mit einem Mal wunderte sich Starbuck darüber, dass das Leben solche Entscheidungen zu bieten hatte, und über die Sorglosigkeit, mit der solche Entscheidungen getroffen wurden, obwohl die Folgen das gesamte übrige Leben verändern konnten bis zum Grab. Wie viel war in der Geschichte von leichtfertig getroffenen Entscheidungen bestimmt worden? Wie viele wichtige Entscheidungen wurden aus reinem Stolz oder aus Begierde oder auch aus Faulheit getroffen? Starbucks ganze Religion, all seine Erziehung hatte ihn gelehrt, dass es einen Lebensplan gebe und die Existenz des Menschen einem göttlichen Zweck folge, doch an diesem Morgen hatte er eine Schrotflinte auf diese Vorstellung gerichtet und sie mit einem einzigen Schuss aus Gottes Firmament geblasen, und es schien Starbuck, dass die Welt, die danach übrig blieb, ein besserer und verständlicherer Ort war.
«Wo Sie nun auf unserer Seite sind», sagte Thaddeus Bird, der neben Starbucks linkem Steigbügel stand, «würden Sie dann nach vorn zu dem offenen Land reiten, das Sie mir versprochen haben, und die Männer dort anhalten lassen? Ich möchte nicht, dass wir in die Schlacht ziehen wie eine Herde Sünder, die zur Buße eilt.» Er schwenkte den Le Mat, um Starbuck loszuschicken.
Als Starbuck die Spitze der Kolonne erreichte, hatte Sergeant Truslow seine Männer schon von der Straße wegbefohlen. Kompanie K war auf der Hügelkuppe angekommen, wo Starbuck vom Colonel aus der Legion verbannt worden war und wo die Bäume vor einer langen, leeren, sanft abfallenden Weide endeten. Kurz vor einem im Zickzack verlaufenden Koppelzaun, der das Vieh daran hindern sollte, von der Weide in den Wald zu ziehen, stellte Truslow seine Männer in einer Linie mit zwei Reihen auf. Der Kommandooffizier der Kompanie K war nirgends zu sehen, aber Truslow brauchte keine Offiziere. Er brauchte Ziele. «Vergewissert euch, dass eure Gewehre geladen sind!», knurrte er seinen Männern zu.
«Sergeant! Dort drüben!» Ein Mann auf dem rechten Flügel der Kompanie deutete auf das offene Land, wo plötzlich eine Horde merkwürdig gekleideter Soldaten aus dem Wald aufgetaucht war. Der seltsame Truppenverband trug leuchtend rote Pluderhemden, weite schwarz-weiße Pluderhosen, die in weißen Gamaschen steckten, und weiche rote Kappen mit langen blauen Troddeln. Das Regiment trug die ausgefallene Zuavenuniform, die sich an dem Beispiel der berühmten leichten Infanterie Frankreichs orientierte.
«Lasst sie in Ruhe!», bellte Truslow. «Diese Clowns gehören zu uns!» Er hatte die Konföderiertenflagge mitten in dem seltsam uniformierten Regiment ausgemacht. «Augen geradeaus!», rief er. Weitere Männer der Legion tauchten von der Straße her auf und formierten sich rechts von Truslows Kompanie, während sich die Offiziere der Legion, die nicht recht wussten, was genau
Weitere Kostenlose Bücher