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Stardoc 01 - Die Seuche

Stardoc 01 - Die Seuche

Titel: Stardoc 01 - Die Seuche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S.L. Viehl
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erfahren, dass sein einziges Kind sich in ein Häufchen Asche verwandelt hat.
    Reever starrte mich an. Ich beschloss, dass seine Augen blau waren, aber jedes Mal, wenn ich in sie hineinsah, schienen sie die Farbe gewechselt zu haben. Einige Terraner erreichten diesen Effekt mit gefärbten Kontaktlinsen. Reever benutzte vermutlich irgendeinen kranken, mentalen Trick.
    Endlich schalteten sich die Pumpen ab. Reever und ich atmeten erleichtert aus. Ich wischte mir mit dem Handrücken über die Augen. Schweiß und möglicherweise auch Tränen hinterließen feuchte Spuren auf meiner Haut. Ich schenkte dem Obersten Linguisten ein wackeliges Lächeln.
    »Brauchen Sie sonst noch etwas, Doktor?«
    »Ich komme jetzt alleine klar.«
    »Gut.« Reever verließ den Raum ohne weiteres Aufhebens. Ich konnte ihn gut verstehen; auch ich war kurz davor, zu einem zitternden, schluchzenden Häufchen Elend zu werden. Mein Blick wanderte wieder hinab zu dem Flechter mit dem schlechten Gewissen.
    »Das nächste Mal«, sagte ich, »versuchen Sie es damit, sich bei jemandem auszuheulen, okay?«
    Ich erwartete, dass Doktor Mayer mich am Ende meiner freiwilligen Schicht in sein Büro bestellen würde, aber seltsamerweise gab es keine derartigen Anweisungen. Ecla war ausgesprochen dankbar, als wir die letzten Fälle und den Vorfall mit dem Flechter besprachen.
    »Sie haben heute viele Leben gerettet, Doktor«, sagte sie mit einer fließenden Bewegung ihrer Kämme.
    »Danke, Ecla.« Warum fühlte ich mich immer noch so aufgewühlt? »Ich bin dann weg.«
    Jetzt musste ich nur noch auf das Ende von Kaos Schicht waren. Also ging ich zurück in mein Quartier, wusch mich und spielte einige Minuten Jag-den-Garnball mit Jenner. Es langweilte Seine Hoheit jedoch schnell, mich zu unterhalten, und er stakste davon.
    Ehe ich michs versah, war ich durch die Tür und wanderte herum, so tief in Gedanken, dass ich nicht bemerkte, wohin mich meine Füße trugen. Das passierte häufig, seit Karas gestorben war. Gedankenverloren folgte ich einem der Wege, die zum Kulturzentrum führten. Einige Minuten später stand ich einer Art Galerie.
    Flackerndes Licht riss mich vollends aus meinen Gedanken. Ich war in der Halle der Kunst und des Ausdrucks gelandet, die mit Arbeiten einiger der talentiertesten Maler, Bildhauer und Lichtkünstler der Kolonie gefüllt war. Ich hatte bisher noch nie die Zeit gefunden, sie mir genauer anzuschauen. Sie waren wunderschön.
    Ich blieb vor einer besonders faszinierenden Beleuchtungssequenz aus Weltall-Mikroorganismen stehen. Diese kleinen Wesen fand man in Asteroidengürteln, wo sie noch kleineren Parasiten als Wirt dienten. Die Reinheit der Blau- und Grüntöne mischte sich mit überraschenden Ausbrüchen biolumineszenten Lichts.
    »Wundervoll«, sagte eine tiefe Stimme neben meinem Ohr. Ich kreischte auf und sprang beinahe aus meiner Haut. Jorenianische Männer hatten die nervtötende Gabe, sich vollkommen lautlos zu bewegen, wenn sie wollten.
    »Lass das!«, sagte ich. Kao lächelte mich an, und meine Verärgerung schrumpfte dahin. »Entschuldigung, ich habe dich nicht kommen hören.«
    »Ich weiß«, sagte er. »Ich verfolge dich, seit du in die Galerie gekommen bist, und habe schon zweimal deinen Namen gerufen.«
    War ich so gedankenverloren gewesen? »Ich dachte, du wolltest mich nach der Arbeit anrufen?«, sagte ich.
    »Das habe ich versucht. Du warst nicht zu Hause.« Er betrachtete mein Gesicht. »Etwas beschäftigt dich.«
    »Beherrschen Jorenianer die Telepathie;«
    »Empathie ist bei denen, die Erwählt haben, nicht ungewöhnlich«, sagte Kao. Er warf mir einen bedeutungsvollen Blick zu, dann nahm er meine Hand. »Geh mit mir spazieren.«
    Wir gingen die lange Halle hinab, und Kao gab zwanglose Kommentare zu den Kunstwerken ab, die wir passierten. Ich nahm die Werke nicht bewusst wahr, und auch nicht, was er dazu sagte. Es tat einfach gut, mit ihm zusammen zu sein, die tiefe Melodie seiner Stimme zu hören. Schließlich blieben wir in einer Aussichtskuppel stehen, in der über uns der gesamte Nachthimmel von K-2 als glitzernde Ausstellung von Monden und Sternen funkelte.
    Kao wandte sich zu mir um und legte eine große Hand auf meine Schulter. »Erzähl mir, was passiert ist.«
    Ich wollte nicht über Maggie sprechen, nicht über die gefährlichen Momente mit dem Flechter. Stattdessen beschrieb ich ihm den unangenehmen Zusammenstoß mit Harold Springfield.
    »Cherijo, hat er dich verletzt?«
    Etwas in Kaos Stimme

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