Starke Frau, was nun?
auf, als alles in Gelächter ausbricht.
»Ihr seid die Schärfsten, Leute!« Ein bulliger Kerl in Jeansklamotten mit einem tiefen Schnitt über dem linken Auge verlässt seine Bank und tritt zu ihnen. »Ich höre euch immer beim Fahren. Im Taxi, ihr versteht?«
Weder der Ami noch die Berliner Göre antworten.
»Eine Frage hätte ich. Nur eine!« Der Typ, er muss wohl so um die Fünfzig sein, hebt einen Finger. Lisa stöhnt, doch Chris grinst. »Welche?«
»Seid ihr zusammen? Ich meine, seid ihr ein echtes Paar?«
»NEIN!« Angewidert schüttelt Lisa den Kopf und prompt liegen alle Blicke ausschließlich auf ihr. Vereinzelt machen sich die nächsten Lacher breit; einige räuspern sich skeptisch, andere murmeln irgendetwas Unverständliches.
»Dann ist alles klar. Tja, ein freundlicher Tipp von mir …«, meint der Taxifahrer, der sich offensichtlich überall einmischen muss. »Geht endlich miteinander ins Bett, habt heißen Sex, nehmt ein bisschen Zündstoff heraus. Bevor ihr euch tötet ...«
Alles grölt, Lisa schnaubt und der verdammte Chauvi grinst dreckig, aber das muss ja nicht separat erwähnt werden.
* * *
Irgendwann dürfen sie gegen Zahlung des geringfügigen Obolus von jeweils dreihundert Euro gehen. Glücklicherweise hat Chris seine Kreditkarte dabei und die Polizei befindet sich auf dem neusten Stand der Technik.
Es ist mitten in der Nacht, die Straßen dunkel und verlassen.
»Wenigstens haben wir jetzt ein geiles Topfthema ...«, seufzt Lisa.
»Das heißt Topthema, Baby«, wird sie auf der Stelle berichtigt. »Wohin gehst du jetzt?«
»Nach Hause?«
»Yeah, aber meines. Ich will heißen, dreckigen Sex. NOW! Aus irgendeinem Grund hat mich die wüste Schlägerei angeturnt.«
Sie zeigt ihm einen Vogel, doch im Grunde überlegt Lisa bereits wieder. Wo das endet, weiß sie inzwischen, daher dauert der Entscheidungsprozess auch nicht lange an.
Ach, Scheiß drauf!
Er grinst – noch bevor sie es gedacht hat –, ist sich seiner Sache mal wieder verdammt sicher, nimmt ihre Hand und zieht sie die Straße entlang.
Weit kommen sie allerdings nicht, bevor sie stehen bleibt. »MEIN RAD!«
»Yeah.« Es kommt unbekümmert. »Mein Wagen steht zu Hause. Wir werden wohl laufen müssen, was du sowieso getan hättest, weil du motorisierte Fahrzeuge ja strikt ablehnst. Ich weiß, ich weiß ...«
Sie gehen weiter und er legt einen Arm um ihre Schultern. »Du bist süß, wenn du kämpfst«, meint er ganz nebenbei.
Ihn trifft ein scheeler Blick von der Seite, doch dann grinst sie. »Du bist auch nicht übel, Gay.«
Chris bleibt stehen und zieht sie ohne Vorwarnung an sich. »Irre bist du trotzdem«, murmelt er nah an ihrem Ohr. »Und ich bin alles, aber nicht schwul.«
Er nimmt ihr Kinn in eine Hand und mustert sie ausgiebig, bevor sich sein Mund zu einem breiten Lächeln verzieht. »Den koof ick mir!«, raunt er. »That was fucking hot, Baby!«
Und dann liegen seine Lippen auf ihren.
* * *
17. Jott-Wee-Dee
»Get up, now!«
Irgendwer zieht rüde an Lisas Decke, und das nicht zum ersten Mal – glaubt sie zu wissen. Sie hat keine Ahnung, wer der Trottel ist, aber sie wird ihn töten – später, wenn sie ausgeschlafen und damit wieder ein Mensch ist.
Beides trifft momentan nicht zu. Sie fühlt sich wie durch den Fleischwolf gedreht; ihre Muskeln merken an, dass ein längerer Urlaub in einer Hängematte durchaus angezeigt ist, und ihr Schädel jault anhaltend nach jeder Menge Schmerzmittel ...
... die sie nicht nimmt, weil sie erstens schädlich für den Organismus sind, zweitens abhängig machen und drittens von diesen korrupten Pharmakonzernen hergestellt werden, welche die Menschen in der Dritten Welt (mittlerweile gehört Griechenland dazu) lieber krepieren lassen, als mal ihr kriminelles Monopol aufzugeben.
Weiter denkt Lisa nicht, sie ist bereits wieder ins heilsame Reich der Träume entschwunden.
Schlafen ...
»LISA, STEH AUF!«
Diesmal wird nicht nur militant an ihrer Decke gezerrt, sondern der Raub vollendet. Kurz darauf ist es verdammt kalt und sie sieht sich gezwungen, in den Kampf zu ziehen – trotz ihres bemitleidenswerten Zustandes.
Ohne die Augen zu öffnen – so weit ist es dann doch noch nicht –, brüllt sie los. »Ick will schlafen, kapiert? Hau ab!«
Verzweifelt versucht sie, wieder zurück in ihre Träume zu finden. Doch ohne Decke und bei Minus 48 Grad ist daran leider nicht zu denken. Außerdem lacht dieser Idiot.
Er lacht!
Die Informationen kommen nicht etwa
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