Starship Troopers
Der Befehl an die Rekruten, sich auf dem Paradeplatz zu versammeln, war schon gegeben worden. Ich fühlte mich irgendwie entrückt, unwirklich ... es war nur eine von vielen Zustandsformen panischer Angst, wie ich heute weiß. Die Halluzination eines Alptraumes ...
Zim kam in das Wachzelt, als das Regiment heraustrat.
Er warf dem Sergeant der Wache einen Blick zu - Korporal Jones - und Jones ging hinaus. Zim trat zu mir und drückte mir etwas in die Hand. »Beiß darauf«, sagte er leise. »Es hilft, Ich weiß es.«
Es war ein Mundschutz aus Gummi, wie wir ihn bei Nahkampfübungen verwendeten, damit wir uns nicht die Zähne ausschlugen. Dann legten sie mir Handschellen an und begleiteten mich hinaus auf den Exerzierplatz.
Der Befehl wurde verlesen: »... grobe Fahrlässigkeit in einem simulierten Einsatz, die im Ernstfall den Tod eines Kameraden verursacht hätte.«
Dann schälten sie mir das Hemd vom Rücken und hängten mich an den Pfahl.
Und jetzt kommt etwas sehr Merkwürdiges; Eine Auspeitschung ist leichter zu ertragen als anzuschauen.
Ein Picknick ist sie natürlich nicht; diese Schläge sind schmerzhafter als alles, was ich bis dahin erlebt hatte, und die Pausen zwischen den Schlägen sind schlimmer als die Hiebe selbst. Aber der Mundschoner half, und der einzige Schrei, den ich losließ, drang nicht einmal bis zu meinen Lippen vor.
Und dann erlebte ich noch etwas Merkwürdiges; Nicht mit einer Silbe wurde dieser Vorfall mir gegenüber erwähnt, nicht einmal die Rekruten sprachen darüber.
Und soweit ich das beurteilen kann, behandelten Zim und die Ausbilder mich nach meiner Bestrafung nicht anders als vorher. Sobald der Arzt meine Striemen behandelt und mich wieder für diensttauglich erklärt hatte, war die Sache überstanden und erledigt. Ich konnte abends sogar ein paar Bissen zu mir nehmen und so tun, als gähnte ich auch vor Müdigkeit wie die anderen.
Und noch etwas Gutes hat so eine Disziplinarmaßnahme: Es ist kein bleibender Schandfleck. Die Disziplinarakte wird beim Abschluß der Ausbildungszeit vernichtet. Was bleibt, sitzt dort, wo es am meisten zählt. Du vergißt es niemals.
Wie man einen Knaben gewöhnt, so läßt er nicht davon, wenn er alt wird. Die Sprüche Salomos XXII: 6
Es fanden noch mehr Auspeitschungen statt, aber verdammt selten. Hendrick war der einzige Rekrut in unserem Regiment, der von einem Militärgericht dazu verurteilt wurde; alle anderen wurden wie ich auf dem Wege einer Disziplinarmaßnahme bestraft, und im Falle einer Auspeitschung mußte diese vom Regimentskommandeur angeordnet werden; eine sehr peinliche Sache für seine ihm unterstellten Kommandeure - was noch milde ausgedrückt ist. Selbst Major Malloy war eher geneigt, einen Mann aus der Truppe auszustoßen, ihn wegen >mangelnder Eignung< zu entlassen, als den Befehl zu geben, für ihn den Schandpfahl aufzurichten. In gewisser Hinsicht ist eine disziplinarische Auspeitschung sogar ein wenig schmeichelhaft für den Bestraften; denn es bedeutet, daß seine Vorgesetzten ihm bescheinigen, es bestünde immer noch eine schwache Hoffnung, daß er das Zeug dazu habe, doch noch ein Soldat und ein Vollbürger zu werden - so unwahrscheinlich das auch in diesem Moment sein mag.
Ich war der einzige, der die höchstzulässige Disziplinarstrafe erhielt. Alle anderen kamen mit drei Peitschenhieben davon. Kein anderer aus dem Regiment steuerte so haarscharf an der Klippe vorbei, sich seine Zivilklamotten wieder anziehen zu müssen. Auch darauf kann man sich etwas einbilden, aber ich möchte es nicht zur Nachahmung empfehlen.
Wir hatten noch einen Fall, der viel schlimmer war als meine oder Ted Hendricks Verurteilung - eine wirklich ekelhafte Geschichte. In diesem Fall bauten sie den Galgen auf dem Exerzierplatz auf.
Vorab muß ich gleich etwas klarstellen. Dieser Fall hatte nicht das geringste mit der Armee zu tun. Das Verbrechen wurde nicht in Camp Currie begangen, und der Besetzungsoffizier, der diesen Jungen der M. I. zuteilte, hätte eigentlich dafür seinen Hut nehmen müssen.
Wir waren noch keine zwei Tage im Ausbildungslager, als er schon desertierte. Ein absurdes Verhalten natürlich aber nichts an diesem Fall war logisch - denn warum reichte er nicht einfach ein Entlassungsgesuch ein? Selbstverständlich gehört Fahnenflucht zu den >einunddreißig Bruchlandungen<, aber die Armee beantragt dafür nicht die Todesstrafe, falls nicht besondere Umstände dafür sprechen, wie zum Beispiel > Fahnen flucht im
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