Starship Troopers
länger braucht man nicht dazu, einen Mann zu töten, ihn bewußtlos zu schlagen oder ihn so zu verletzen, daß er nicht mehr weiterkämpfen kann.
Aber wir hatten uns darauf geeinigt, uns keine schwerwiegenden Verletzungen zuzufügen, und das ändert natürlich die Sachlage. Wir waren beide jung, topfit, hervorragend ausgebildet und daran gewöhnt, Schmerzen zu ertragen. Ace war kräftiger als ich, und ich war vielleicht eine Idee schneller als er. Unter solchen Bedingungen kann so ein Kampf endlos dauern, bis einer von beiden zu erschöpft ist, um weitermachen zu können - oder ein Patzer beendet ihn früher, doch keiner von uns beiden gestattete sich einen Patzer. Wir waren Profis und immer auf der Hut.
Also zog es sich endlos, qualvoll und schmerzlich in die Länge. Den Kampf in allen Einzelheiten zu schildern wäre trivial und sinnlos. Außerdem hatte ich keine Zeit, mir Notizen zu machen.
Eine lange Zeit später lag ich auf dem Rücken, und Ace schüttete mir Wasser ins Gesicht. Er blickte mich an, zog mich auf die Füße, lehnte mich gegen ein Schott und sagte; »Schlag mich!«
»Wie?« Ich war benommen und sah ihn doppelt.
»Johnnie ... schlag mich.«
Sein Gesicht schwebte wie ein Ballon vor mir in der Luft. Ich visierte es an und schlug mit der ganzen Wucht, die mein Körper mir noch erlaubte, zu. So wuchtig, daß ich damit wahrscheinlich eine schwerkranke Mücke in der Luft erschlagen hätte. Er schloß die Augen und brach auf den Decksplanken zusammen, während ich mich an einer Strebe festklammern mußte, um nicht ebenfalls zu Boden zu gehen.
Langsam richtete er sich wieder auf. »Okay, Johnnie«, sagte er, seinen Kopf hin- und herschüttelnd, »ich habe meine Lektion gelernt. Ich werde dir gegenüber keine Lippe mehr riskieren. Und die anderen Gruppenführer ebenfalls nicht. Okay?«
Ich nickte, und mein Schädel brummte wie ein Bienenschwarm.
»Wollen wir uns darauf die Hand geben?«
Wir gaben uns die Hand, und das tat ebenfalls weh.
Ich glaube, jeder andere wußte besser darüber Bescheid, wie dieser Krieg verlief, als wir, die wir mittendrin waren.
Das war die Zeit, nachdem die Bugs unseren Heimatplaneten mit Hilfe der Skinnies geortet und überfallen hatten, wobei sie Buenos Aires dem Erdboden gleichmachten und aus >gelegentlichen Übergriffen< einen totalen Krieg entwickelten, aber ehe wir unsere eigenen Streitkräfte ausgebaut und bevor die Skinnies die Seite gewechselt hatten und aus einer feindseligen Macht zu einem Defacto-Verbündeten geworden waren. Von Luna aus war ein halbwegs wirksamer Sperriegel um Terra aufgebaut worden (was wir nicht wußten), aber im großen und ganzen konnte man sagen, daß die Terranische Föderation den Krieg verlor.
Das wußten wir ebenfalls nicht. Noch wußten wir, daß wir große Anstrengungen unternahmen, die Allianz gegen uns aufzubrechen und die Skinnies auf unsere Seite zu ziehen. Wir hätten das nur indirekt unseren Anweisungen vor dem Kommandoeinsatz, bei dem Flores getötet wurde, entnehmen können, daß wir so viel Material zerstören sollten, wie möglich, aber den Skinnies gegenüber Zurückhaltung üben und sie nur töten sollten, wenn das unbedingt nötig war.
Aber was ein Mann nicht weiß, kann er auch nicht ausspucken, wenn er in Gefangenschaft gerät. Weder Drogen, noch Folterungen, noch Gehirnwäsche, noch ein unendliches Schlafbedürfnis können ihm ein Geheimnis entreißen, das er gar nicht besitzt. Also wurde uns nur das gesagt, was wir aus taktischen Gründen unbedingt wissen mußten. In zurückliegenden Zeiten soll es Armeen gegeben haben, die aufgaben und kapitulierten, weil die Männer nicht wußten, wofür sie kämpften oder warum und deshalb auch nicht die Bereitschaft besaßen, zu kämpfen, Doch die M. I. kannte diese Schwäche nicht. Zuerst einmal waren wir freiwillig zur Armee gekommen, jeder aus einem bestimmten Grund - der gut oder auch schlecht sein konnte. Doch jetzt kämpften wir, weil wir M. I. waren.
Wir waren Profis, mit esprit de corps. Wir waren Rasczaks Rauhnacken, der beste nicht zu buchstabierende Haufen in der ganzen von Schlacke gereinigten Mobilen Infanterie; wir kletterten in unsere Kapseln, weil Jelly uns sagte, daß es jetzt Zeit wäre zum Einsteigen, und wir kämpften, wenn wir auf dem Boden landeten, weil Rasczaks Rauhnacken dafür da sind, zu kämpfen.
Wir konnten deshalb gar nicht wissen, daß wir verloren.
Diese Bugs legen Eier. Sie legen sie nicht nur, sondern halten sie auch auf Vorrat, um sie
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