Starship Troopers
wahrscheinlich würden ihre Nachkommen ebenfalls hier leben, und noch viele Generationen nach ihnen - was wurde aus dieser fernen Nachkommenschaft? Es schadet einem Menschen bestimmt nicht, wenn er nicht bestrahlt wird. Tatsächlich ist sein Leben dadurch sogar ein bißchen sicherer - Leukämie und einige Arten von Krebs sind auf Sanctuary fast unbekannt.
Außerdem sind sie in ökonomischer Hinsicht gegenwärtig sogar im Vorteil; wenn sie ein Feld mit (terranischem) Weizen bestellen, brauchen sie gar nicht erst das Unkraut zu bekämpfen. Der terranische Weizen verdrängt alles, was an einheimischen Pflanzen vorher hier wuchs.
Aber die Nachkommen dieser Kolonisten werden sich nicht mehr genetisch entwickeln. Nicht viel wenigstens.
Dieser Bursche von der Forschungsstation sagte mir, daß sie durch Mutationen anderer Ursachen, wie zum Beispiel durch Blutzufuhr von Emigranten und durch die natürliche Auswahl der Genmuster, die sie schon besitzen, einen kleinen Fortschritt machen könnten, aber der ist sehr minimal im Vergleich mit der Evolutionsrate auf der Erde und anderen Planeten mit der üblichen Strahlung. Was passiert also? Frieren sie auf ihrem gegenwärtigen Entwicklungsstand ein, während der Rest der menschlichen Rasse sich über sie hinausentwickelt, bis sie nur noch lebende Fossilien sind, so deplaciert, wie es ein Pithecanthropus in einem Raumschiff wäre?
Oder werden sie sich um das Schicksal ihrer Nachkommenschaft Sorge machen und sie regelmäßig einer kleinen Dosis von Röntgenstrahlen aussetzen oder vielleicht sogar ein paar schmutzige Kernexplosionen jedes Jahr auslösen, um in ihrer Atmosphäre ein Reservoir an radioaktivem Fallout aufzubauen? (Wobei sie natürlich die unmittelbare Gefahr des radioaktiven Niederschlags für sich in Kauf nehmen, um ihrer Nachkommenschaft ein angemessenes genetisches Erbgut von Mutationsmöglichkeiten mitzugeben.) Aber dieser Bursche prophezeite mir, daß sie nichts dergleichen tun würden. Er behauptet, daß die menschliche Rasse zu individualistisch wäre, zu sehr mit sich selbst beschäftigt, um sich mit den Sorgen einer fernen Nachkommenschaft zu beschäftigen. Er behauptet, daß die genetische Verarmung von weit in der Zukunft liegenden Generationen mangels Strahlung etwas ist, was die meisten Menschen sich einfach nicht vorstellen oder nachvollziehen können. Und da diese Gefahr ja nun wirklich so weit hinter dem Horizont Hegt, die Evolution selbst auf der Erde so langsam arbeitet, daß die Entwicklung einer neuen Spezies sich erst nach vielen, vielen Tausenden von Jahren vollzieht ...
Ich weiß es nicht. Zum Kuckuck, ich weiß doch selbst nicht einmal, was ich selbst mit der Hälfte meiner Zeit anstellen werde. Wie kann ich voraussagen, was eine Kolonie fremder Leute tun wird? Aber eines bin ich mir gewiß: Sanctuary wird ganz und gar besiedelt werden, entweder von uns - oder von den Bugs. Oder von jemand anders. Es ist ein Planet mit Zukunft, ein potentielles Paradies, und da Grundstücke in bevorzugter Lage an diesem Ende der Galaxis sehr knapp sind, wird Sanctuary keinesfalls im Besitz von primitiven Lebensformen bleiben, die in der ersten Klasse sitzengeblieben sind.
Schon jetzt ist es ein reizender Ort, für ein paar Tage R & E in vieler Hinsicht besser geeignet als die meisten Plätze auf Terra. Und zudem sind die Zivilisten, die dort leben - und es leben schrecklich viele von ihnen dort, mehr als eine Million - gar nicht so übel. Denn sie wissen, daß Krieg herrscht. Fast die Hälfte von ihnen sind entweder auf der Flottenbasis beschäftigt oder in der Kriegsindustrie. Die andere Hälfte baut Getreide an und züchtet Vieh für die Flotte. Man kann sagen, sie haben ein wohlbegründetes Interesse am Krieg, aber welche Gründe sie auch haben mögen, sie respektieren die Uniformen und bringen denjenigen, die sie tragen, keine Antipathien entgegen. Ganz im Gegenteil. Sobald ein M. I. dort einen Laden betritt, spricht ihn der Inhaber mit >Sir< an und scheint es auch wirklich zu meinen, obwohl er ihm irgend etwas Nutzloses für einen viel zu hohen Preis anzudrehen versucht.
Aber daß die Hälfte dieser Zivilisten weiblichen Geschlechts war, betrachtete ich als schönsten Aspekt dieses Planeten. Nur wer eine lange Raumpatrouille hinter sich hat, wird das richtig zu schätzen wissen. Man muß sich nach seinen sechs Stunden Wachdienst gesehnt haben, nach dem Privileg, zwei Stunden davon das Rückgrat an das Schott dreißig lehnen zu können und die Lauscher
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