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uns!
»Ich hatte heute so viel zu tun mit Telefonieren«, sagt Mama entschuldigend, »dass ich den Nachtisch ohne viel Fantasie und Mühe gemacht habe. Aber nächstes Mal …«
Rema winkt ab. »Du darfst dir nicht immer so viel Arbeit machen, meine Liebe, wirklich nicht! Du brauchst deine Kraft zum Schreiben!«
Tessa und Malea nicken heftig.
»Das stimmt, Iris, du machst dir meistens viel zu viel Mühe!«
»Ja, echt, jeden Tag so ein Nachtisch wie dieser hier reicht völlig!«
Sie schaufeln beide bereits die dritte Schüssel in sich rein.
Alle am Tisch stimmen eilig zu.
»Ach, ihr seid lieb«, meint Mama gerührt und sieht schon wieder bedenklich nach Heulen aus.
»Wirklich, Schatz«, beeilt sich sogar Papa zu sagen, »dieser Nachtisch ist wunderbar. Man merkt überhaupt nicht, dass irgendwas fehlt.«
Bentje und ich kichern leise. Also das, was auf jeden Fall nicht fehlt, sind Blumen oder irgendwas Verknotetes.
»Aber ich war so durcheinander von all den Neuigkeiten, ich habe die Äpfel nicht mal richtig gewürzt«, versucht Mama einzuwenden. »Nur ein wenig Zucker und Zimt, dabei hätte ich doch wenigstens …«
Obwohl alle den Mund so voll haben, wie es nur geht, mähen wir Mama sofort nieder.
»Deine Schältechnik ist so gut, da braucht es gar kein zusätzliches Würzen mehr«, schmatzt Rema eilig. »Zucker und Zimt genügen völlig !«
»Ach, wirklich?« Mama sieht etwas verblüfft und nicht wirklich überzeugt aus, dann lächelt sie aber zum Glück. »Na, prima. Ich wünschte nur ebenfalls, Gregory und Livi wären hier.«
»Ich fahre jedenfalls nicht rüber zur Hühnerfabrik und suche sie da im Dunkeln«, meint Papa mit den Backen voller Vanilleeis. »Matte, Kunzi und die anderen kommen gleich.«
»Ihr habt heute Abend noch Rainbow-Probe?«, fragt Malea.
Papa nickt. »Warum? Hättest du meinen väterlichen Rat bei irgendetwas gebraucht? Hahaha!«
Alle am Tisch lachen, am meisten Papa. Nur Malea verzieht keine Miene. Doch! Sie verzieht ihre Mundwinkel tief nach unten. Was die Großen so lustig finden, verstehe ich zwar auch nicht. Aber so zitronensauer wie Malea muss man deshalb nicht gleich schauen. Meine Güte, hat die einen Muffeltag!
Zwischen all dem Löffelklappern und fröhlichen Schnattern und Lachen höre ich draußen im Flur das Telefon klingeln.
»Papa! Das Telefon!«
»Cornelius«, sagt Papa automatisch ohne Unterbrechung des Kauens, »ich heiße Cornelius!«
»Das weiß ich doch, Papa«, sage ich nachsichtig.
Dass Papa das nicht begreifen kann! Ich bin doch nicht doof! Ich weiß doch, wie mein Papa heißt! Er heißt Cornelius Claudio Martini!
»Du, Papa, da draußen bimmelt wirklich das Telefon! Soll ich rangehen?«, biete ich freundlich an.
Papa schiebt sich schnell noch einen fetten Löffel Apfelmus und Sahne rein. »Corneliuf! Ipf heipfe Corneliuf!«
Ich lächele ihn immer noch an. Mit Großen wie meinem Papa muss man viel Geduld haben. Und freundlich bleiben. Dann hört er irgendwann auch auf, zu bellen oder zu brüllen oder zu wiederholen, wie er heißt. Man muss mit dem Freundlichsein nur lange genug durchhalten.
»Cornelius, das Telefon!« Mama hat es nun auch gehört. Und weil Papa am nächsten dran sitzt, findet sie wohl, genauso wie ich, dass er mal rangehen könnte. »Gehst du kurz?«
»Immer ipff!«, beschwert sich Papa, steht aber brav auf, wischt sich den Mund ab und geht in den Flur.
»MARTINI?«, hören wir Papas tiefe Stimme aus dem Flur in den Hörer bellen.
Alle am Tisch schnattern fröhlich weiter, aber ich lausche mal ein bisschen nach draußen, wer das wohl ist.
»Meine Tochter hatte WAAAS?«
Das war so laut, dass wir es alle problemlos verstehen konnten.
Malea richtet sich ruckartig auf und sieht ein bisschen alarmiert auf. Und – huch – wird sie da gerade rot? Sie sieht ziemlich unglücklich aus, als sie nun genau wie ich ihren Kopf Richtung Flur reckt.
Das Nächste, was Papa sagt, verstehen wir allerdings nicht.
Dafür hören wir etwa zwei Sekunden später ein lautes, fettes Plumpsen im Flur. Und kein weiteres Wort mehr von Papa.
»CORNELIUS?«
Und dann noch ein Rumms! Denn Mama springt so schnell auf, dass hinter ihr der Stuhl umfällt.
»Cornelius, Cornelius!« Mama quiekt im Flur wie eine Maus in höchster Not.
Da stürzen auch wir anderen vom Tisch und raus aus der Küche.
Und du meine Güte, dort liegt schon wieder Papa rücklings auf dem Dielenteppich, wie damals, als das Dach eingekracht ist. Arme und Beine weit von sich
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