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Starters

Starters

Titel: Starters Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lissa Price
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später eskortierten mich der Wachtposten und Tinnenbaum zu einem Lift, der nach oben fuhr und uns in einen langen, gewundenen Korridor entließ. Das schien mir nicht der normale Zugang zu einem Chefbüro zu sein. Ich blieb stehen.
    »Moment«, sagte ich. »Wohin bringt ihr mich?«
    »Sie wollten ihn doch sprechen«, entgegnete Tinnenbaum.
    »Sein Büro befindet sich hier?«
    »Er pflegt die Dinge nach seinem Gutdünken zu regeln«, sagte er.
    Mir gefiel das nicht. Wir folgten dem Gang, bis wir an eine Metalltür kamen. Tinnenbaum sprach in ein Mikro, das unsichtbar in die Wand eingelassen war
    »Wir haben sie hier, Sir.«
    Die Tür glitt auf und verschwand in der Wand. Dahinter herrschte Dunkel, fast vollkommene Schwärze. Nur über dem Türrahmen brannte eine kleine Lampe, die uns beleuchtete.
    »Sie soll reinkommen!« Ich erkannte die metallische, synthetisch verzerrte Stimme des Old Man.
    »Sir?«, fragte Tinnenbaum.
    »Lasst sie los.«
    Der Wachtposten gab meine Arme frei.
    »Wir warten hier«, erklärte Tinnenbaum.
    Das Dunkel schien sich zu verstärken, als sich die Tür hinter mir schloss. Ich hörte Schritte. Weit, weit weg. Dieser Raum musste sehr groß sein, größer als jedes Büro und jeder Konferenzraum. Zuerst sah ich in der Ferne einen Lichtpunkt, ein unheimliches Leuchtfeuer, das sich in der Nähe als die flimmernde Wechselmaske entpuppte, die der Old Man trug. Das Gesicht, das sie im Augenblick zeigte, war makaber. Ich erkannte einen Schauspieler, der Selbstmord begangen hatte.
    Mein Herz schlug so heftig, dass es schmerzte. Ich schob die Hand in die Tasche und löste den stummen Alarm aus, um den anderen kundzutun, dass ich den Old Man aufgespürt hatte. Nun konnte ich nichts weiter tun als Zeit schinden.
    »Warum ausgerechnet jetzt?«, fragte er. »Du hättest früher kommen können, mit dem Transporter, der die anderen Jungen und Mädchen herbrachte.«
    »Ich möchte Ihnen einen Tausch vorschlagen.«
    »Einen Tausch? Was für einen Tausch?« Er trug jetzt das Gesicht eines berühmten Sängers, der von seinem Liebhaber enthauptet worden war.
    Er wählte diese Bilder wohl, um mir Angst zu machen. Ich gab meiner Stimme einen festen Klang. »Ich biete Ihnen mein Leben für das meines Bruders.«
    Ich wartete auf eine Reaktion, die mir bestätigte, dass er Tyler in seiner Gewalt hatte.
    »Ich weiß nicht, ob das so eine gute Idee ist. Wie kann ich sicher sein, dass du nicht fliehen wirst?«
    »Sie finden bestimmt eine Möglichkeit, das zu verhindern.«
    Auf der Maske erschien das Gesicht einer Frau. Er lachte, als ich unwillkürlich aufstöhnte.
    »Wer ist das?«, fragte ich. Die Frau war in Tränen aufgelöst und schrie vor Schmerz.
    »Ich kenne ihren Namen nicht. Sie ist aufgebracht, weil jemand ihre Kinder getötet hat. Ihr Exmann, glaube ich.«
    »Das ist ja furchtbar«, wisperte ich.
    »Reden wir nicht über sie, sondern über Tyler.«
    Ich erschauerte, als ich den metallischen Klang vernahm, mit dem er den Namen meines Bruders aussprach. »Wenn Sie ihn hierherbringen und ich sehen kann, dass es ihm gut geht, bin ich bereit, mein Leben gegen seines zu tauschen.«
    »Deinen Körper gegen seinen?«
    »Ja.«
    »Das erscheint mir nicht ganz fair. Er ist jünger.«
    »Aber nicht gesund.«
    »Ein Argument, das ich gelten lasse.«
    Jetzt zeigte sich das Gesicht einer Frau, die im Gefängnis saß, weil sie ihre Familie vergiftet hatte.
    »Könnten Sie damit endlich aufhören?«, rief ich.
    »Du hast Courage, Callie. Das gefällt mir. Ich nehme dein Angebot an.«
    »Tatsächlich?«
    »Ja. Aber ich werde ihn nicht hierherbringen. Du musst dich mit meinem Wort begnügen, dass es ihm gut geht.«
    Nun war ich an der Reihe. »Das erscheint mir nicht fair.«
    »Von ›fair‹ war in unserer Verhandlung bisher nicht die Rede.«
    »O doch. Sie haben den Begriff zuerst benutzt.«
    »So klug. Ich bewundere das.«
    »Ihr Wort allein reicht mir nicht. Ich verlange eine Geste, die Ihren guten Willen beweist.«
    »Und was erscheint dir da angemessen – oder fair?«
    »Nehmen Sie Ihre Maske ab«, sagte ich leise.
    Er schwieg einen Moment. Das Frauengesicht erstarrte. »Ich soll meine Maske abnehmen?«
    »Ja.« Meine Stimme wurde lauter. »Zeigen Sie mir Ihr wahres Gesicht!«
    Das Porträt eines stark geschminkten Mimen überlagerte das Bild der Giftmörderin. »Bitte sehr – hier ist es!«
    »Ich glaube Ihnen nicht.«
    »Das ist das beste Bild, das du von mir bekommst.«
    »Dann wird aus unserem Handel nichts.«
    Er

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