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Starters

Starters

Titel: Starters Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lissa Price
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schien kurz zu überlegen. Dann klang seine Stimme entschiedener. »Ich muss keinen Handel mit dir abschließen.«
    »Was steht denn für Sie auf dem Spiel? Ich halte mein Wort. Wenn wir uns einigen, bleibe ich aus freien Stücken hier. Für einen Bruder, den ich nicht sehen kann. Meine einzige Bedingung ist ein Blick in Ihr Gesicht.«
    »Dir scheint nicht klar zu sein, dass du hier im Nachteil bist, in meinen Räumen, bewacht von meinen Leuten.« Er machte eine Pause und senkte den Blick. »Liebst du ihn so sehr, dass du dieses Risiko auf dich nehmen willst?«, fragte er.
    »Er hat niemanden außer mir.«
    Sämtliche Gesichter, die ich bisher gesehen hatte, huschten in rascher Folge von links nach rechts. Dann von oben nach unten, eines nach dem anderen. Dann in Fragmente, die durcheinandergerieten und sich verschoben, zu Gesichtern, die halb Selbstmörder und halb Giftmörderin waren, halb berühmter Sänger und halb in Tränen aufgelöste Frau.
    Immer kleiner wurden die Bruchstücke, immer schneller wirbelten sie, bis sie am Ende ein brodelndes Gemisch des Elends bildeten, das umso entsetzlicher anzusehen war, da im Raum ein dumpfes Schweigen herrschte. Mein eigener, abgehackter Atem war das einzige Geräusch, das ich hörte.
    »Ist es das, was du sehen willst, Callie? Mein wahres Ich?«
    »Ihr wahres Ich – nicht irgendeine elektronische Collage!«
    »Mein wahres Ich.« Die Stimme klang leise. Resigniert.
    »Ja«, hauchte ich.
    »Also gut.«
    Sein elektronisches Gesicht verdüsterte sich nach und nach, bis es mit einem metallischen Klicken erlosch.
    Ich wartete im Dunkel.

kapitel 29
    kapitel 29   Die Schritte des Old Man kamen näher, aber er sprach kein Wort. War er in meiner Nähe? Ich hörte keine Atemzüge. Dann kam mir blitzartig die Erleuchtung. Er hatte die Schritte vorgetäuscht. Es waren elektronisch erzeugte Geräusche wie seine Stimme. Der Mann war ein Meister der Illusionen. Er kam gar nicht auf mich zu.
    Er hatte sich entfernt.
    Ich stand allein in der Schwärze und Totenstille. Ich tastete mich rückwärts zu einem Lichtsensor, der mir beim Hereinkommen aufgefallen war, und betätigte ihn mit der Handfläche. Lichter flammten auf, bildeten helle Tümpel in der Leere, verrieten mir, dass sich in der Tat niemand außer mir in diesem riesigen Raum befand.
    Ich drehte mich um und sah hoch an der Wand einen Monitor. Er übertrug das Chaos aus der Eingangshalle. Ein Trupp von Marshals hatte das Kommando übernommen. Sie waren dabei, die Mitarbeiter der Body Bank zu verhaften und ihnen Handschellen anzulegen.
    Stufe Zwei. Ich löste erneut den Alarm meines Taschengeräts aus.
    »Er ist verschwunden«, rief ich.
    Die beiden Marshals, die mir in einiger Entfernung gefolgt waren, kamen herbeigerannt.
    »In welche Richtung ist er geflohen?«, fragte der größere der beiden.
    »Ich weiß es nicht. Ich konnte nichts sehen.«
    Der Raum besaß außer der Schiebetür, durch die ich gekommen war, drei Ausgänge. Er konnte durch jede der Türen entwischt sein. Der größere Polizist übernahm die erste, sein Kollege die zweite, und ich öffnete die dritte. Ich sah einen kurzen Korridor, der zu zwei Aufzügen führte. Das Summen verriet mir, dass beide in Betrieb waren, aber es gab keinen Lichtpfeil, der ihre Richtung angezeigt hätte. Ich drückte auf das Pad, bestieg die erste Kabine, die anhielt, und fuhr hinunter bis in die Tiefgarage.
    Sie war nur schwach beleuchtet. Auf den vorderen Stellplätzen standen jede Menge edler Fahrzeuge, dahinter die Wagen der Angestellten. Ich bückte mich, um einen Blick unter die Wagen zu werfen, konnte aber niemanden entdecken. Ich brannte darauf, ihn zu finden und ihm diese Maske vom Gesicht zu reißen, ihn zu entblößen.
    Einen Moment lang stand ich still und horchte in das Halbdunkel. Vielleicht versteckte er sich irgendwo. Ich versuchte ruhiger zu atmen. Ein Geräusch. Ein leises Scharren. Ich wirbelte herum und sah jemanden im Schatten stehen, halb zwischen der rückwärtigen Wand und einem SUV versteckt.
    Ich rannte los. Dieser Teil der Parkfläche lag im Dunkel. Die Gestalt kauerte sich zusammen, da ihr die Mauer den Fluchtweg versperrte.
    Es war Terry, der Pfleger, der Eyeliner trug. Er weinte.
    »Kätzchen, lass nicht zu, dass sie mich ins Gefängnis stecken«, wimmerte er. »Das könnte ich nicht ertragen.«
    »Helfen Sie mir, und ich will sehen, was wir tun können.« Ich schob ihm eine Hand unter den Ellbogen und hievte ihn hoch. »Wo würde sich der Old Man am

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