Starters
Body-Bank-Kosmetikexperten. Aber dazu kamen ein blaues Auge, mehrere Schwellungen, ein genähter Riss, der von der Unterlippe bis zur Wange reichte, und, wenn ich den Mundwinkel zur Seite zog, eine Zahnlücke.
»Willst du einen Kamm?«, fragte Lauren.
»Der ändert auch nichts mehr«, seufzte ich. Ich klappte die Puderdose zu und gab sie ihr zurück.
»Das lässt sich alles in Ordnung bringen«, versuchte sie mich zu trösten.
»Bringen wir erst mal die wichtigeren Dinge in Ordnung«, sagte ich.
Bis jetzt klappte alles so reibungslos, weil jeder von uns den festen Willen hatte, sein Ziel zu erreichen. Lauren wollte ihren vermissten Enkel aufspüren, ich wollte Tyler finden und Michael seinen Körper zurückgeben. Senator Bohn wollte Senator Harrison schlecht aussehen lassen und deshalb seinen Deal mit der Regierung öffentlich machen. Und der Anwalt wurde für seine Arbeit gut bezahlt.
Ich wusste nicht, ob unser Vorhaben gelingen würde. Wenn sich nur eine Schwachstelle zeigte – wenn unsere Botschaft nicht glaubhaft genug klang oder wenn wir keinen Zugriff auf den Privatkanal bekamen –, fiel das ganze Kartenhaus in sich zusammen. Aber was für Lauren, für all die Großeltern und für mich auf dem Spiel stand, bedeutete die Welt, und deshalb hatten wir keine andere Wahl.
Als wir das Areal erreichten, auf dem Redmonds Lagerhalle stand, sahen wir sofort, dass etwas nicht stimmte. Helle Scheinwerfer beleuchteten das Gelände, und zwei Polizeiwagen blockierten die Einfahrt. Eine Menge Gaffer aus der Nachbarschaft hatten sich vor dem Zaun eingefunden. Ich sprang aus der Limousine und rannte los, dicht gefolgt von Lauren und dem Anwalt.
Eine Rauchwolke erhob sich über dem verlassenen Industriekomplex. Redmonds Labor war von meinem Standort aus nicht zu sehen. Ein Ender-Marshal mit kurz geschorenem weißem Haar hielt uns auf.
»Kein Zutritt, Leute!«
»Was ist denn passiert?«, erkundigte sich Lauren.
»Das versuchen wir gerade herauszufinden«, sagte er. »Bitte treten Sie zurück!«
Ein Feuerwehrmann, der einen großen Hund an einem Kettenhalsband führte, trat vor. »Sieht so aus, als hätten irgendwelche Kids eine Bombe geschmissen. Die Typen haben ja nichts Besseres zu tun, als alles kaputt zu machen, was wir aufbauen.«
Während der Mann noch auf den Marshal einredete, rannte ich an den beiden vorbei zu Redmonds Labor.
»Hey, du, bleib stehen!«, rief mir der Posten nach.
Ich bog um die vorderen Gebäude herum und verharrte. Redmonds Lagerhalle war komplett ausgebrannt. Eine Ecke des Dachs fehlte, als habe ein Monster ein Stück davon abgebissen. Ein paar Ender-Feuerwehrleute sperrten gerade die qualmende Ruine ab. Andere versuchten den Schaden im Innern ermitteln.
Ich rannte in das Labor.
»Raus!«, schrie mich einer der Feuerwehrmänner an. »Hier besteht Einsturzgefahr!«
Drinnen war alles verrußt – die Monitore und Maschinen, selbst die Geräte, die von der Decke hingen. Der Gestank der verschmorten Computerteile war unerträglich. Ich presste einen Ärmel gegen Mund und Nase. Von Redmonds verkohltem und zerfetztem Stuhl tropfte Löschwasser. Das Ganze erinnerte an ein modernes Konzeptkunstwerk. Überall herrschte triefendes schwarzes Chaos.
»Wo ist Redmond?«, fragte ich. »Der Mann, der hier wohnte.«
»Wir haben keinen Toten gefunden.« Ein Feuerwehrmann sah sich in dem Durcheinander um und hob hilflos die Arme. »Noch nicht.«
Sie konnten es sich nicht leisten, Redmond zu töten. Er war zu wertvoll. Und viel zu klug, um sich von ihnen erwischen zu lassen. Für mich stand fest, dass er entkommen war und sich irgendwo versteckt hielt. Das hieß, dass wir auf seine Zeugenaussage verzichten mussten.
Dann fiel mir das Metallkästchen ein.
Die Feuerwehrleute waren mit Vermessungen auf der anderen Seite des Raumes beschäftigt. Ich bückte mich, presste die Finger gegen das Pad des Aktenschubfachs und hustete, um das leise Klicken zu übertönen. Mit einem Zipfel meiner Jacke holte ich das Metallkästchen aus seinem Versteck. Es war leicht und fühlte sich kühl an. Ich sah, dass er die Beschriftung geändert hatte. Statt »Helena« stand jetzt »Callie« auf der Oberseite.
Ich ließ es in meine Tasche gleiten.
Ehe mich einer der Feuerwehrmänner nach draußen bringen konnte, ging ich zur Tür. Auf der Schwelle blieb ich stehen und warf einen letzten Blick auf das Labor. Ich hatte diesen Redmond nur ein einziges Mal getroffen und kannte ihn kaum. Aber in gewisser Weise war er, wenn
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