Starters
habe viel von ihr erfahren«, sagte ich.
»Tatsächlich?«
»Über den Senator. Und den Old Man.«
Sie wandte sich ab. »Ich schaffe das nicht. Ich kann dich nicht ansehen. Du hast mich belogen. Mich in dem Glauben gelassen, du seist Helena. Und jetzt erfahre ich, dass sie längst tot ist.«
»Falsch. Das ist erst gestern geschehen.«
»Warum ist niemand mehr das, was er zu sein scheint?«, presste sie zwischen den Zähnen hervor.
Ich musterte den schönen Körper, in dem sie sich verbarg, wagte ihr jedoch nicht vorzuhalten, dass man das Gleiche auch von ihr behaupten könnte.
»Zumindest … glaube ich, dass Kevin lebt«, sagte ich in der Hoffnung, dass eine gute Nachricht über Kevin sie besänftigen würde.
»Wie kommst du darauf?«
»Der Old Man bietet Abonnenten inzwischen an, dass sie die jungen Körper nicht nur mieten, sondern auch kaufen können. Ich vermute, dass er dieses Konzept bereits seit einiger Zeit testet. Das würde all die vermissten Jugendlichen erklären, ihr plötzliches Verschwinden – ohne Kampfspuren, ohne Leichname.«
Ein schwacher Hoffnungsschimmer trat in ihre Augen. Doch gleich darauf verwarf sie die Möglichkeit.
»Du weißt überhaupt nichts. Wie könnte ich deinen Worten Glauben schenken? Du trägst Helenas Schmuck, verdammt noch mal. Fährst ihr Auto. Hast du denn gar kein Schamgefühl?«
Ich warf einen Blick auf die Kette. »Ich will ihr helfen.«
»Du kannst ihr nicht helfen. Weil sie tot ist. Du kannst niemandem helfen.«
Sie wandte sich zum Gehen.
»Lauren!« Sie drehte sich nicht um. »Oder bist du Reece?«, rief ich ihr nach.
Sie ging stur weiter.
Ich stand da und zitterte am ganzen Körper. Ich hatte geglaubt, dass sie mir helfen würde. Sie war Helenas Freundin. Sie war die Einzige, mit der ich über die verschwundenen Jugendlichen reden konnte.
Der Parkwächter starrte mich an. Er legte eine Hand auf den Griff der Pistole, die er am Gürtel trug, und kam langsam auf mich zu. Ich war Laurens Gast gewesen. Nun war sie fort, und ich hatte weder einen Grund noch die Berechtigung, mich hier aufzuhalten.
Ich eilte auf das Tor zu.
Ich schob es auf, lief nach draußen und ließ es hinter mir ins Schloss fallen. Draußen wartete mein Auto. Eben als ich einsteigen wollte, bemerkte ich auf der anderen Straßenseite eine vertraute Gestalt.
Michael.
kapitel 22
kapitel 22 Ich hatte Micheal gefunden. Er würde mir helfen. Ich rannte zwischen Autos und Motorrädern über die Straße und winkte mit beiden Armen, aber er bemerkte mich nicht.
»Michael!«, schrie ich. Keine Reaktion.
Ich hetzte hinter ihm her, während er lässig weiterschlenderte, beide Hände tief in den Hosentaschen vergraben.
»Hey, Michael, bist du taub?« Ich hatte ihn eingeholt und versetzte ihm von hinten einen leichten Stoß. »Ich bin es!«
Er drehte sich um. Sein Anblick erwärmte mir das Herz. Jetzt erst merkte ich, wie sehr ich ihn vermisst hatte, diese sanften Augen und die langen blonden Haare, die sein Gesicht einrahmten. Er lächelte. Ich war hin und weg.
»Wow, Mann, du siehst klasse aus«, sagte ich und strich über seine Lederjacke, die bestimmt kein Billigfabrikat war.
»Du auch.« Er musterte mich von Kopf bis Fuß und zog mich dabei mit seinen Blicken aus. »Wer bist du?«
Es war Michaels Stimme, aber nicht sein Verhalten. Ich starrte sein perfektes Gesicht an, Mund, Augen, Nase. Keine Sommersprossen und keine Schrammen von irgendwelchen Straßenkämpfen. Makellose Haut und edle Klamotten.
Ich spürte, wie mir das Blut in den Adern erstarrte. Das war nicht mehr Michael.
Das war ein Fremder, der Michaels Körper gebucht hatte.
Er hatte nicht wie versprochen gewartet, sondern sich noch vor meiner Rückkehr bei Prime verpflichtet.
»Wer sind Sie ?«, fragte ich.
»Hey, ein Sechzehnjähriger. Wie findest du mich?« Er breitete die Arme aus und drehte sich einmal im Kreis. »Gar nicht so schlecht, oder?«
Mein Atem ging stoßweise. Ich krallte meine Finger in den Kragen seiner Jacke.
»Vorsicht, das ist echtes russisches Leder.«
»Mir egal – und wenn es vom Mars wäre! Wie lange stecken Sie schon in diesem Körper?«
»Ich weiß nicht, wovon du redest, Mädchen.«
Ich zerrte so heftig an seinem Kragen, dass er kaum noch Luft bekam. »Lügen Sie mich nicht an – und wenn doch, dann tun Sie es mit Ihrem eigenen faltigen Mund! Wie lange?«
»Ich komme gerade von Prime«, krächzte er heiser. »Ich habe ihn eben erst erhalten.«
Ich ließ ihn los. Konnte nicht
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