Starters
»Es ist allgemein bekannt, dass man in Beverly Hill am besten shoppen kann.«
»Wir waren bei Prime«, berichtete Briona, »und haben uns nach dem neuen Service erkundigt.«
»Und dann meldeten unsere Handys, dass du auf uns zukamst.« Lee hielt sein Mobiltelefon hoch.
»Mein Handy ist doch gar nicht an«, sagte ich verblüfft.
»Nun – das muss es aber sein«, beharrte Lee.
Ich öffnete meine Handtasche, hielt sie aber so gekippt, dass sie die Pistole nicht sehen konnten. Mein altes Handy leuchtete.
»Komisch. Ich weiß genau, dass ich es ausgeschaltet habe.«
»Passiert immer wieder mal, dass die Dinger in der Handtasche auf Empfang gehen«, meinte Briona.
Ich drückte die AUS-Taste.
»Habe ich eben zwei Handys in deiner Tasche gesehen?«, erkundigte sich Raj.
»Ja.« Ich schloss die Tasche wieder. »Eines gehört mir, das andere der Spenderin.«
»Komm, setzen wir uns doch!«
Bevor ich protestieren konnte, nahm mich Briona am Ellbogen und zog mich zu einem Tisch vor einem kleinen Café. Wir waren die einzigen Gäste.
»Raj, geh mal nach drinnen und hol uns Caffè Latte«, sagte sie.
Er nickte und verschwand.
»Ich kann nicht bleiben«, erklärte ich.
»Ist ja nur für eine Minute.« Lee setzte sich so neben mich, dass ich zwischen ihm und Briona eingeklemmt war.
Sie tauschten nervöse Blicke. Was ging hier vor? Briona klopfte mit den Nägeln auf der Tischplatte. Lee starrte sie an, und sie hörte damit auf.
»Und – hast du das Neueste von Prime gehört?« Briona beugte sich vor.
»Ja. Was haltet ihr davon?«, fragte ich.
»Ich kann es kaum erwarten, einen Dauervertrag abzuschließen«, meinte Lee. »Nicht mehr dieses ewige Hin und Her, sondern Beständigkeit – und damit die Möglichkeit, sich ein neues Leben aufzubauen.«
»Hast du eine bestimmte Person im Sinn?«, erkundigte sich Briona.
»Nein. Du vielleicht?«
»Ich habe bereits eine süße Kleine ins Auge gefasst, blond, so um die sechzehn«, sagte Briona. »Ich könnte mit ihrem Körper weit mehr anfangen als sie. Und ich bin viel klüger als sie.« Sie stützte ihr Kinn in die Handflächen.
Lee nickte. »Ein altes Sprichwort sagt: ›Die Jugend wird an die Jugend verschwendet.‹ Was ist mit dir, Callie? Was hältst du von einem permanenten Vertrag? Mit diesem oder einem anderen Körper?«
»Stimmt mit diesem Körper etwas nicht?«
»Alles in Ordnung, soweit ich sehe.«
»Aber für immer – das klingt irgendwie beängstigend«, sagte ich.
»Ich nehme an, sie räumen dir ein Umtauschrecht ein, wenn du unzufrieden bist«, meinte Lee.
»Aber was geschieht dann mit dem Spenderkörper?«, fragte Briona. »Ich meine, man kann doch diese kleine Blondine nicht nach drei Monaten in ihr gewohntes Leben zurückkehren lassen. Sie würde Fragen stellen.«
»Vielleicht würde sie es gar nicht bemerken«, wandte ich ein.
»Ein Blick in ihren Kalender, und sie wüsste, dass sie nicht Tage, sondern Monate ohne Bewusstsein war«, sagte Lee. »Den Rest könnte sie sich leicht zusammenreimen.«
»Einen Vorteil hat das kurzzeitige Buchen«, meinte Briona. »Man kann was Neues ausprobieren. Bei einem Kauf würde ich auf gefährliche Dinge wie beispielsweise Boxen verzichten. Das spielt bei einem Mietvertrag hingegen keine große Rolle.«
»Wenn du mal von den Vertragsstrafen absiehst«, sagte Lee.
»Wofür gibt es Mieter-Versicherungen?« Briona blinzelte ihm zu.
»Aber bei Dauerverträgen sparst du eine Menge Geld«, gab er zu bedenken.
Dieses Ender-Geschwätz machte mich wahnsinnig. Wie konnten sie es wagen, auf diese Weise über uns zu verfügen? Wir waren nur Werkzeuge, mit deren Hilfe sie ihrem Vergnügen nachgehen und sich ihre widerwärtigen Träume erfüllen konnten. Wenn wir dabei draufgingen – na und? Im Todesfall hafteten Versicherungen.
Das Gespräch verstummte. Nervöse Blicke zuckten wie Laserstrahlen hin und her. Lees Beine wippten auf und ab, und Briona trommelte wieder mit ihren langen Fingernägeln auf der Tischplatte herum. Ich versuchte mich zu erinnern, woher ich diese Angewohnheiten kannte.
Lee ertappte mich dabei, wie ich Brionas Hände anstarrte. Er warf ihr unauffällig einen Blick zu. Die Anspannung in ihren Gesichtern wuchs mit jeder Sekunde. Ich zog meine Handtasche näher heran.
Diese Leute waren nicht irgendwelche Enders!
Ein SUV hielt an der Bordsteinkante. Raj saß hinter dem Steuer. Deshalb all das Gerede. Um die Zeit zu überbrücken, während sie auf den Wagen warteten.
»Das wird wohl ein
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