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Starters

Starters

Titel: Starters Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lissa Price
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noch mehr Aufsehen erregen. Schon drehten ein paar Enders die Köpfe nach uns um.
    Er strich seine Jacke glatt. »Und ich habe nicht wenig dafür bezahlt«, zischte er mir zu. »Also gehört er mir.«
    Der Parkwächter auf der anderen Straßenseite starrte uns durch das Torgitter an.
    »Gehen Sie sorgsam damit um!«, sagte ich.
    »Kennst du den Typen oder was?« Er deutete auf seinen Körper. »Schätzchen, ich habe einiges mit dem Ding vor. Das ist doch der Sinn der Sache, oder? Und davon wird mich nichts und niemand abhalten.« Er warf den Kopf zurück und lachte schallend.
    Ich war nahe daran, Feuer zu spucken. Aber das entlockte diesem Mistkerl, wer immer er sein mochte, nur ein Grinsen.
    »Du siehst echt süß aus. Bist du seine Freundin?« Er sah mich lauernd an. »Dann kriege ich mit diesem Körper vielleicht einen Bonus, was?«
    Er legte mir einen Arm um die Schultern. Ich schüttelte ihn wütend ab.
    »Rühren Sie mich nicht an!«, fauchte ich. »Ich will diesem Körper keinen Schaden zufügen.«
    Passanten starrten uns an. Dann tat der andere etwas, mit dem ich nicht gerechnet hatte. Er kam näher, streckte die Zunge heraus und zog sie langsam von meiner Wange hoch zum Auge. Ich stieß ihn weg und wischte mir das Nass aus dem Gesicht.
    Der andere zog seinen Kragen zurück.
    »Nett, unsere kleine Begegnung«, sagte er, »aber jetzt muss ich los. Das Abenteuer wartet.«
    Er blinzelte mir zu, wich ein paar Schritte zurück und schlenderte davon.
    Der Parkwächter auf der anderen Straßenseite starrte mich immer noch an. Ich fühlte mich betrogen. Ich hatte Michael gefunden und stand doch mit leeren Händen da. Das hier war nicht der Freund, auf den ich mich immer verlassen hatte und den ich als Teil unserer kleinen Familie betrachtete. In Michaels Haut steckte ein widerwärtiger alter Ender, der womöglich zweihundert Jahre alt war und stank. Ich hatte mir keine Gedanken darüber gemacht, wie falsch das alles war, als ich selbst den Vertrag unterschrieben hatte.
    Der Mieter von Michaels Körper. Moment mal. Er hatte das Wort »mieten« nicht ein einziges Mal erwähnt. »Also gehört er mir«, hatte er gesagt.
    Was, wenn er Michael gekauft hatte? Für immer?
    Nein. Bitte nicht.
    Ich spähte in die Richtung, in die er sich entfernt hatte, konnte ihn aber nicht mehr sehen. Also sprintete ich los und rannte mit rudernden Armbewegungen bis zur nächsten Querstraße. Die braune Jacke zur Linken – war er das? Während ich mich durch die Schar der Passanten schlängelte, öffnete ich meine Handtasche, ertastete die Pistole und umklammerte sie mit der Rechten.
    Ich holte ihn ein, presste ihm die Mündung in den Rücken und deckte die Waffe so mit meinem Körper ab, dass niemand sie sehen konnte.
    »Stopp!«, flüsterte ich ihm ins Ohr.
    Ich packte ihn am Arm, um meinem Befehl Nachdruck zu verleihen. Er sprach über die Schulter.
    »Bitte, tun Sie mir nichts! Ich gebe Ihnen meine Brieftasche.« Die Stimme war zu hoch.
    Ich riss ihn herum und sah ein von Aknenarben entstelltes Gesicht. Ein Junge, ein ganz normaler Starter, den Tränen nahe.
    »Tut mir leid«, murmelte ich und ließ ihn los.
    Er blieb wie erstarrt auf dem Gehsteig stehen.
    »Lauf!«, herrschte ich ihn an. Er gehorchte.
    Ich wirbelte herum und musterte erneut die Gesichter der Passanten, doch es war hoffnungslos. Ich hatte Michael aus den Augen verloren. Durch einen kostbaren Zufall war ich ihm in dem Moment begegnet, als sein Körper die Body Bank verließ. Ich hatte die einmalige Chance erhalten, ihn zu beschützen. Aber genutzt hatte ich sie nicht.
    Mir war zum Weinen zumute, doch ich stieß nur röchelndes Schluchzen hervor.
    Das war schlimmer, als hätte ich ihn nie getroffen.
    Ich stand in einem wogenden Meer silberhaariger Enders.
    Wo befand sich mein Auto? Ich hatte mich immer weiter von meinem Parkplatz entfernt. Die Body Bank musste ganz in der Nähe sein, und dorthin wollte ich auf gar keinen Fall. Es dauerte einen Moment, bis ich mich zurechtgefunden hatte. Als ich mich nach Norden wandte, kamen mir im Gewühl der Enders plötzlich drei vertraute junge Gestalten entgegen.
    Briona, Lee und Raj, beladen mit Einkaufstüten.
    »Callie!« Briona winkte mir zu.
    Sie waren von Kopf bis Fuß nach der neuesten Mode gekleidet, von ultra-hippen Sonnenbrillen bis hin zu spitzen Designerstiefeln.
    »Briona!« Ich versuchte, so normal wie möglich zu klingen. »Was für ein Zufall, euch gerade hier in die Arme zu laufen!«
    »Kein Zufall«, warf Raj ein.

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