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Starters

Starters

Titel: Starters Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lissa Price
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die Fäuste. Das konnte nicht rechtmäßig sein! Ich hatte kein Bett, keine Decke. Ich drehte mich langsam im Kreis und musterte die vier Wände. An einer entdeckte ich einen einzelnen Metallknopf. Ich drückte ihn, und ein kurzes Leitungsrohr kam zum Vorschein. Wasser. Wenigstens hatte ich Wasser. Ich atmete tief durch. Dann legte ich den Kopf in den Nacken, hielt den Mund unter die Öffnung und trank. Das Wasser hatte einen metallischen Geschmack und roch nach Chemikalien, aber es stillte den schlimmsten Durst.
    Nach drei Sekunden verschwand das Rohr. Ich drückte erneut auf den Knopf, aber nichts geschah.
    Mein Zuhause für die nächsten drei Jahre. Wenn ich die Haft überlebte. Ich schlug mit den flachen Händen gegen die Wand, immer wieder.
    Am nächsten Morgen war ich vom Schlafen auf dem Betonboden völlig steif. Außerdem verursachte die Unfallverletzung starke Kopfschmerzen, aber niemand kam auf die Idee, mir Tabletten zu geben. Was sie mir zugestanden, war ein Hofgang auf einem unbefestigten, von Mauern umschlossenen Rechteck hinter den Gebäuden. Um drei Uhr nachmittags durften sich dort eingesperrte Minderjährige zwanzig Minuten lang Bewegung verschaffen. Ich wusste nicht, ob es noch mehr von meiner Sorte gab – der Wachtposten wollte es mir nicht verraten. Den normalen Mädchen im Institut stand eine Stunde im Freien zu, wenn sie ihre Zwangsarbeit nicht ohnehin an der frischen Luft verrichten mussten.
    Das Gelände füllte sich mit etwa hundert Mädchen, die wie auf einem Pausenhof umherliefen. Manche spielten Ball oder warfen sich Stöcke zu. Aber die meisten schlenderten in Zweier- und Dreiergruppen umher und unterhielten sich mit gedämpften Stimmen. Ich suchte in der Menge nach einem vertrauten Gesicht, als mir jemand leicht auf den Rücken klopfte.
    Ich hatte schon Sorge, es könnte Mrs. Beatty sein, aber es war Sara, das arme Ding, dem die Aufseherin mein Geschenk wieder abgenommen hatte.
    »Callie! Was machst du denn hier?« Sie sah mich mit einem schmerzlichen Lächeln an.
    »Ich wurde verhaftet.«
    »O nein! Was hast du denn angestellt?«
    »Nichts.« Ich benahm mich wie eine ganz gewöhnliche Verbrecherin, die ihre Schandtat leugnete. Das war leichter, als einem zwölfjährigen Kind die Zusammenhänge zu erklären.
    »Dann ist alles ein Irrtum?«
    »Ein großer Irrtum.«
    Sie warf einen Blick auf die bewaffneten Wachtposten, die das Gelände umstanden. Dann hakte sie sich bei mir unter. »Es ist besser, wenn wir uns im Gehen unterhalten. Ist es schlimm, eingesperrt zu sein? Kann das Essen in den Zellen noch schlechter sein als der Fraß, den sie uns geben?«
    »Ist eure Ration schwarz und flüssig?«, fragte ich. Mein Magen knurrte.
    Sie schüttelte den Kopf.
    »Hör zu, Sara, ich bin auf der Suche nach meinem Bruder. Er heißt Tyler und ist erst sieben. Seht ihr manchmal die Jungs?«
    »Manchmal versammeln sie uns für irgendeinen öffentlichen Auftritt. Oder um uns allen eine Strafpredigt zu halten. Ist er hier, in der 37?«
    »Das weiß ich nicht. Aber möglich wäre es.«
    »Ich höre mich mal um.«
    Zwei Mädchen rempelten uns wie aus Versehen an. Ich blieb stehen und starrte sie an. Eine von ihnen war die Schlägerin aus der Straßen-Gang, die mich in der Nähe meines Hauseingangs angesprungen und mir eine Supertruffle geklaut hatte. Ihre rechte Hand trug noch die Narben von damals, als sie mein Gesicht verfehlt und ihre Faust auf das Pflaster geschmettert hatte.
    Sie musterte mein verändertes Äußeres zweimal, ehe sie zu dem Schluss gelangte, dass ich es tatsächlich war.
    »Du«, sagte sie, »gib besser acht auf dein hübsches Gesicht!«
    »Verschwinden wir, Callie.« Sara zog mich weg.
    »Bis später, Callie.« Die Schlägerin betonte meinen Namen mit einem spöttischen Singsang.
    Wir starrten einander wütend an, während Sara und die Freundinnen der Straßenräuberin uns in entgegengesetzte Richtungen zogen. Erst an der Hofmauer blieb Sara stehen. Wir lehnten uns dagegen.
    »Denk an was Schöneres als an diese Zicke«, sagte Sara.
    Einen Moment lang schwiegen wir.
    »Hast du einen Freund?«, wollte Sara wissen.
    Ich lief rot an. »Ich hatte einen – mehr oder weniger.«
    »Was nun? Ja oder nein?«
    Ich seufzte. »Wenn ich das wüsste.«
    »Wie heißt er?« Neugier blitzte in ihren Augen.
    »Blake.«
    »Blake. Klingt süß.« Sie lachte mich an und zwickte mich in den Arm. »Wetten, dass er dich vermisst? Und dass er mit deinem Bild unter dem Kopfkissen schläft?«
    Ich sah mich

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