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Starters

Starters

Titel: Starters Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lissa Price
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lange. Antworten Sie nur auf meine Fragen«, beharrte sie. »Sind Sie eine minderjährige Waise?«
    Ich hatte nicht die Kraft, mir eine Lüge auszudenken. »Ja.«
    Die Befragung schien beendet. Ich hörte, wie die Frau sich aufrichtete.
    Vorsichtig schlug ich die Augen auf. Meine Sicht war immer noch verschwommen. Ich konnte erkennen, dass der Mann einen grünen Kittel trug. Wahrscheinlich ein Arzt. Dann war die Frau vermutlich eine Krankenschwester. Aber sie trug Grau, nicht Weiß. Sie hielt einen kleinen Apparat in der Hand. Erst dachte ich, es sei ein Telefon, aber nein, es war ein Aufnahmegerät.
    »Möchten Sie Wasser?«, fragte mich der Arzt.
    Ich nickte. Er streckte mir einen Becher entgegen. Ich trank mithilfe eines Strohhalms.
    »Ich musste die Platzwunde an der Seite Ihres Kopfes mit einigen Stichen nähen. Da sie unterhalb des Haaransatzes lag, wird man keine Narbe sehen.«
    »Das Plättchen«, sagte die Frau.
    »Richtig. Welchen Zweck hat dieses Plättchen an Ihrem Hinterkopf?«
    Ich ließ meine Blicke durch den Raum wandern. Allmählich sah ich meine Umgebung schärfer. Das hier war kein modernes, helles Krankenzimmer, sondern ein kahles, schmuddeliges Loch mit grauen Wänden.
    »In welcher Klinik bin ich hier?«, fragte ich.
    »Sie sind in keiner Klinik«, erklärte er, »sondern in einer Krankenstation.«
    »Im Institut«, ergänzte die Frau. »Nun erzählen Sie uns von diesem Stück Metall.«
    Jetzt erinnerte ich mich an sie. Mrs. Beatty, die Sicherheitschefin. Ich wollte mich aufrichten, aber etwas hinderte mich daran. Erst jetzt bemerkte ich, dass meine Arme und Beine an den OP -Tisch gefesselt waren.
    »Lasst mich hier raus!« Plötzlich konnte ich wieder klar denken. »Das Ganze ist ein Irrtum. Ich habe Ausweispapiere. In meiner Handtasche. Ich bin in Wahrheit Callie Winterhill. Bestimmt erinnern Sie sich an mich.«
    Sie wechselten einen Blick.
    »Im Wagen fand sich keine Handtasche«, sagte Mrs. Beatty. »Nur eine Pistole.« Sie spitzte die faltigen Lippen. »Mit Ihrer DNS und Ihren Fingerabdrücken.«
    Das Blut in meinen Schläfen pochte mit jeder Sekunde lauter.
    »Und das ballistische Gutachten besagt, dass mit ebendieser Waffe auf Senator Harrison geschossen wurde«, ergänzte sie.
    Er hatte mich hier eingeliefert. Offenbar war es Blake nicht geglückt, ihn davon abzuhalten. Oder Blake hasste mich jetzt, weil ich seinen Großvater um ein Haar getötet hätte.
    Mrs. Beatty schob das Aufnahmegerät in ihre Tasche. Sie nickte dem Doktor zu, und er mischte noch etwas in die Tropflösung. Ich sah eine Spur von Traurigkeit in seinem Blick, bevor er die Station verließ. Sie wartete, bis er die Tür geschlossen hatte, und beugte sich dann dicht über mich, um mir ins Ohr zu zischen:
    »Ich hasse Lügnerinnen.« Altersflecken umgaben ihre Augen.
    Der Gestank nach Mottenkugeln und Schimmel drang auf mich ein. Dann legte sich ein schwerer Nebel über mich. Panik regte sich tief in meinem Innern, vermochte aber nicht bis an die Oberfläche zu dringen.
    »Was … habt … ihr … mir … gegeben?« Mühsam stieß ich die Worte hervor.
    Sie richtete sich auf und blickte mit einem höhnischen Lächeln auf mich herunter.
    »Willkommen im Privatclub von Institut 37«, sagte sie. »In der Inhaftierungsstation.«

kapitel 25
    kapitel 25   Am nächsten Morgen fand ich mich auf dem kalten Betonboden einer Zelle wieder, die nach Moder und Urin stank. Ich stemmte mühsam den Oberkörper hoch. An der rechten Kopfseite spürte ich einen pochenden Schmerz. Ich berührte sie und spürte einen Verband. Der Doktor fiel mir wieder ein, die Platzwunde, der Autounfall.
    Ich blickte an mir herunter und sah, dass ich einen schlabberigen grauen Overall trug. Gefängniskleidung.
    Vergeblich suchte ich nach einer Sitzgelegenheit. Die winzige Zelle war leer und dunkel. Nur durch ein kleines Fenster nahe der Decke drang schwaches Licht. Ich stand auf und lehnte mich gegen die Wand. Aus einem Loch im Boden drang ein gurgelndes Geräusch. Eine vergitterte Klappe in der Metalltür diente wohl als Durchreiche für das Essen.
    Sollte das ab jetzt mein Leben sein? Bitte, bitte nicht!
    Auf die schmutzigen Wände starrend, fragte ich mich, ob sie meinen Dad ebenfalls in eine solche Kammer gesperrt hatten, in den Quarantäne-Einrichtungen, in die man zum Sterben geschickt wurde. Angeblich hatte man dort Experimente an den Menschen durchgeführt. Es war furchtbar, dort den Tod zu finden. Ebenso furchtbar wie für meine Mutter, zu

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