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StasiPolka (German Edition)

StasiPolka (German Edition)

Titel: StasiPolka (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gottfried Pesch
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Baranowski vergaß nichts. Vincent fragte sich, wo Tunsky seine Basis hatte. Vielleicht auf einem Boot, wahrscheinlicher in einem Nest irgendwo in Montenegro.
    „Seien Sie heute um drei in Igrane“, sagte er, „oberhalb des Ortes steht eine Ki rche. Dort holt Sie jemand ab.“
    „So geht das nicht. Da könnten wir uns gleich auf der Dubrovniker Stadtmauer treffen. Wenn ich mit Graham am helllichten Tag an solchen Plätzen auftauche, weiß es Baranowski zehn Minuten später.“
    „Dann auf See, hab ich doch gleich gesagt.“
    „Vergessen Sie das. Es gibt bessere Plätze, wo uns niemand stört.“
    „Wo soll das sein?“
    „Zum Beispiel Dugi Rat . Das alte Stahlwerk. Liegt direkt am Wasser und hat einen Kai. Es gibt Strassen. Der ganze Komplex ist abgesperrt, völlig verlassen, rostet vor sich hin. Meinetwegen können Ihre Leute alles vorher überprüfen. Dort sind wir jedenfalls unter uns. Ich will nur, dass der Austausch glatt geht.“ Jetzt war es heraus.
    „Na gut. Bleiben Sie in der Nähe des Telefons.“ Er ging aus der Leitung.
    Graham reimte sich seinen Teil zusammen. „Wird er zustimmen?“
    „Ich glaube schon. Er stellt noch ein, zwei Bedingungen, um es für uns schwi eriger, für ihn sicherer zu machen. Ja, er wird wohl kommen. Er wühlt bereits im Geld.“
    „Was sollten die Märchen über Zürich und mein persönliches Erscheinen?“
    Vincent erklärte es ihm.
    Er schüttelte den Kopf. „Danke, dass du mein Leben retten willst. Aber es wird wohl nicht so glatt gehen. Wenn Tunsky mich erst mal in den Fingern hat, wird er die Daume nschrauben ansetzen. Ich bin nicht der Mann, der so was aushält.“
    „Warum sollte er dich hart anfassen, du führst ihn doch ans Ziel seiner Träume.“
    Er winkte ab, schloss die Augen. Sie saßen schweigend im Schatten der Bäume. Sonnenstrahlen stachen durch das Blattwerk und zeichneten wechselnde Muster auf die ausgetrocknete Erde. Kein Vogelzwitschern mehr, nur noch das grelle Sägen der Zikaden.
    „Catherine hat nie darüber gesprochen, aber ich nehme an, du warst auch in i hrem Verein“, sagte Graham nach einer Weile.
    „Bis das Imperium zusammenbrach.“ Brave Katja.
    „Was für ein klein kariertes Regime das war, diese Bonzen mit ihren schlecht sitzenden Anzügen und altmodischen Hüten.“
    „Ich habe im Westen gearbeitet.“
    „Wo?“ Graham war aufgewacht, das Thema riss ihn ein wenig aus seinem Trübsinn.
    „Zuerst in Bonn, später in Brüssel.“
    „Hast du als Romeo gearbeitet?“ Seine Augen funkelten. Dahin lief der Hase.
    „Ab und zu. Wenn es sein musste.“
    Er ließ das auf sich wirken, vor seinem inneren Auge das unsterbliche Klischee der verhuschten Vorzimmerdame, die auf einen heißblütigen Gigolo hereinfällt und für ihn zur Spionin wird. Die Realität würde ihm weniger zusagen. Meistens waren diese Frauen selbstbewusst, attraktiv und clever, sonst hätten sie ja ihren Job nicht. Einem Abenteuer nicht abgeneigt, rochen sie trotzdem schnell den Braten, wenn man bei der Abschöpfung zu plump vorging.
    „Bist du nie geschnappt worden?“
    „Nein, aber in den letzten beiden Jahren war es knapp. Später haben sie mir einen Job angeboten.“
    „Kein Wunder, dass du Reas Entführung so cool handhabst.“
    Was sollte Vincent zu so einem Unsinn sagen, der Mann spürte das Offenkundige nicht. Rea war allgegenwärtig, ging Vincent keine Sekunde aus dem Kopf. Zum Glück schnarrte das Handy.
    „Heute Abend um neun“, sagte Tunsky, „wir kommen von der Seeseite. Irgen dein Trick und Ihre Tochter ist tot.“
    „Wir sind rechtzeitig da.“
    „Na dann.“ Er legte auf.
    „Es geht los“, sagte Vincent zu Graham und tippte Milans Rufnummer ein, „gleich sol ltest du noch deinen Mann in Vaduz anrufen. Für alle Fälle.“
    Graham stand auf und streckte sich. “Ich hab da noch eine Bitte.“

39
     
    „Was meinst du, aus welcher Richtung rücken sie an?“ Graham flüsterte.
    „Die Mädchen schaffen sie von der Seeseite her, aber bestimmt schickt Tunsky vorab einen Kommandotrupp von der Landseite. Vermutlich stecken seine Leute schon irgendwo in der Nähe. Erfahrene Männer finden ein Dutzend Wege auf diesen Schrottplatz.“
    Sie hockten in einem grauen Metallverschlag hoch über der Erde. Legte man das Auge an einen der Risse in der Blechwand, hatte man einen guten Blick auf das Meer und den fünfzig Meter entfernten Kai. Rechts neben ihrem Versteck führte ein verrost etes Förderband bis hinunter ans Ufer. Links lag das

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