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STASIRATTE

STASIRATTE

Titel: STASIRATTE Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jana Döhring
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Feierabend zu zeigen, damit ich mich davon überzeugen konnte, ob sie für mich geeignet wäre. Nach damaligem Ermessen war eigentlich alles geeignet, was man abschließen konnte, was Licht und Wasser und man für sich allein hatte. Da gerade kalter Winter war, hatte er etwas Rotwein und Gewürze mitgebracht, um Glühwein zuzubereiten, der den ausgekühlten Raum besser ertragen ließ.
    Es erwartete mich ein ebenerdiges, sehr hohes, langes sowie schmales Zimmer mit angeschlossener Toilette und einem Ausgang zum Hinterhof, dessen Karriere hundert Jahre zuvor als Pferdestall begonnen hatte. Die Nachbarställe des Gebäudekomplexes hatten es inzwischen nur zu Garagen gebracht, wobei diese Behausung mit direkter Wand am Haupthaus zur Untermiete zu haben war.
    Das Zimmer war möbliert mit allem, was unbedingt nötig war und der Vermieterin wahrscheinlich schon lange im Wege herumgestanden hatte. Mein Lieblingsmöbel wurde ein Rauchtisch aus dunklem Holz. Er bestand aus zwei kleinen Platten, die in zwei Ebenen übereinanderlagen. Die untere in Bodennähe war als Ablage geeignet. Die andere befand sich einen halben Meter darüber. Sie war mit einer Glasplatte versehen, auf der ein Aschenbecher stand. Beide Ebenen waren durch einen gedrechselten Holzstiel miteinander verbunden, auf dem eine Lampe mit gelb bespanntem Stoffschirm thronte.
    In einer der hinteren Ecken befanden sich eine Waschgelegenheit, ein alter Kühlschrank und ein Zwei-Platten-Kocher. In der anderen Ecke stand ein Dauerbrandofen, der die Eigenschaft hatte, ungewöhnlich lange die Glut zu halten und daher für lange Abwesenheitszeiten des Mieters äußerst praktisch war. Das ganze Refugium war ziemlich kurios, ein bisschen gruselig, aber zweckmäßig.
    So saßen wir dann beisammen, ich auf einem für das Zimmer viel zu großen Sessel und mein Kollege auf dem Rand der Schlafcouch. Auf dem Rauchtisch zwischen uns standen unsere zwei Tassen mit dampfendem Glühwein. Wir unterhielten und amüsierten uns über die Einrichtung und die Tatsache, dass unsere Atemluft in der Kälte des Zimmers kondensierte. Und weil mein Kollege wirklich an alles gedacht hatte, fiel ihm nach ein paar Tassen Wein ein, dass er seinen Kassettenrekorder noch hier hatte. Die Bee Gees sangen und wir plauderten angeregt weiter. Bald war die Kälte kaum noch zu merken und wir fühlten uns von innen beheizt. In dieser Situation bot mein hilfsbereiter Kollege mir an, eine Probenacht in dem Quartier zu verbringen.
    Am nächsten frostigen Morgen hatte das Zimmer seine Aufnahmeprüfung bestanden, ich packte meine siebenSachen im Wohnheim und richtete mich so gut es ging im neuen Quartier ein. Auch die Vermieterin freute sich, wieder eine Not für die horrende Monatsmiete in Höhe von 90 Mark gestillt zu haben.
    Wirklich wohl fühlte ich mich hier nie. Das einzige Fenster zum Hof des Nachbargrundstücks war klein, aber vergittert, was im Erdgeschoss schätzenswert war. Ziemlich unangenehm fand ich es, nachts durch den Flur des Treppenhauses des großen alten Mietshauses zu gehen, um auf den Hof mit der düsteren Garagenfront zu gelangen, die nur von einer schummrigen Glühbirne beleuchtet wurde. Ich war immer sehr erleichtert, wenn ich meinen Schlüssel von innen umdrehte. Doch trotz dieser Tatsachen, der Unbequemlichkeiten des Heizens mit Kohle und des unverschämten Mietpreises war ich froh, ein Stück Freiheit gewonnen zu haben.
    Es war in diesen Zeiten allgemein äußerst schwierig, an passablen Wohnraum zu kommen. Die beste und sicherste Möglichkeit war es, eine Familie zu gründen. Der Nachwuchs verschaffte die Zuteilung einer Mietwohnung für die junge Familie und wenn man Glück hatte, sogar mit Vollkomfort. Das war dann zum Beispiel eine Dreiraumwohnung in einem Plattenbau mit Badezimmer, welches den Vollkomfort ausmachte.
    Nicht alle jungen Familien rissen sich allerdings darum, in diesen Gegenden zu wohnen. Nur wusste man zu genau, in welch erbärmlichem Zustand sich die meisten Altbauwohnungen in den vernachlässigten Altbauten der Innenstadtbezirke befanden. Diese Wohnungen bestachen wohl durch ihre Größe und Individualität, die allerdings häufig allein in der Variation ihrer Baufälligkeit bestand. Jedoch nicht wenige kreative Leute setzten alles daran, in eine dieser Wohnungen zu ziehen, und brachten unendlichen Einfallsreichtum und Mühe auf, um es sich dort nach ihrem Geschmack wohnlichzu machen. Denn schon das Beschaffen der Materialien zum Gestalten der Wohnung war ein

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