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STASIRATTE

STASIRATTE

Titel: STASIRATTE Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jana Döhring
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Berichten zum Beispiel einen Autounfall habe und die Blätter fliegen über die Straße, dann könnte im schlimmsten Fall jeder lesen, wer für uns tätig ist. Also haben wir das System der Decknamen eingeführt. Dieser Name dient also nur zu deinem Schutz.“
    „Cornelia Astrid“ setzte ich unter meine Erklärung. Diesen seltsamen Namen hatte er im vorab schon für michausgewählt. Dann gratulierte er mir herzlich und mir liefen vor Peinlichkeit Schauer über den Rücken.
    „Ja, dann sind wir auch schon so weit.“ Er klang fröhlich und verbreitete Aufbruchstimmung. Ich nahm meine Tasche, ging noch einmal ins Badezimmer und verabschiedete mich dann.
    „Wie geht es jetzt weiter?“, wollte ich noch wissen.
    „Ich rufe dich im Hotel an und sage dir dann, wann und wo“, war seine Antwort.
    „Gut, also dann“, ich schüttelte ihm die Hand und ging erledigt zum Aufzug.
    Wieder auf der Straße, wieder in der vertrauten Welt, setzte ich mich ins Auto. Ich war nicht nüchtern und kannte die Vorschriften. Nach kurzem Zögern startete ich den Motor. Weit hatte ich es nicht, denn in einer Stunde musste ich arbeiten und das Spreehotel war nur wenige Autominuten entfernt. „Wenn die mich jetzt erwischen“, dachte ich trotzig, „soll der mich doch raushauen. Schließlich wusste er, dass ich mit dem Auto da war, und hat nicht gezögert, mir Sekt einzuschenken. Und wenn der keine Möglichkeiten hat, wer dann?“
    Ich hatte meine Zugehörigkeit akzeptiert.
    * * *
    Nach der langen Nacht in Dessau machen wir uns am nächsten Vormittag auf die Rückreise. Auf dem Weg nach Hause fahren wir noch zu einem Ort, an dem es auch um Vergangenheitsbewältigung geht.
    In der Nähe von Gräfenhainichen sind auf dem Gelände eines ehemaligen Braunkohletagebaus ein technisches Museum und ein einzigartiger Veranstaltungsort entstanden. Weil der Braunkohleabbau nach der Wende keine Zukunft mehr hatte, setzten sich engagierte Menschen vor Ort für die Erhaltung und Präsentation der mächtigen Maschinen ein, diejahrzehntelang die Kohle aus der Erde geholt hatten. So entstand Ferropolis.
    Während wir um die stählernen Kolosse der verschiedenen Baggertypen wandern, umweht uns der Wind der Vergangenheit. Sowohl der älteren Vergangenheit, als der Braunkohleabbau hier volkswirtschaftliche Notwendigkeit war, sowie der jüngeren Vergangenheit, der letzten Nacht.
    Mike weiß nun Bescheid. Er ist sehr nachdenklich heute und wohl dabei, eine Meinung und eine Haltung zu meiner Geschichte zu entwickeln.
    „Da haben sie dir aber einen schönen Bären aufgebunden, mit den Drogen“, sagt er unvermittelt. „Aber gut, es passt ja in die Zeit.“ Ich nicke.
    „Ist der denn sonst auch in dem Hotel herumgelaufen?“, will er wissen. Ich schüttele den Kopf.
    „Und du weißt nicht, ob sich noch andere Kollegen aus der Kristallbar verpflichtet haben?“ „Nein, um Himmels willen, das hätte doch keiner erzählt“, ist meine Antwort.
    So geht es weiter und weiter, Frage für Frage, Schritt für Schritt. Und während ich rede, ist mir, als werfe ich eine Schaufel Abraum nach der anderen aus meiner inneren Halde in ein Endlager.
    Wir stehen vor einem 27 Meter hohen Eimerkettenbagger, der im Jahr 1962 gebaut worden war, und unsere Unterhaltung rückt allmählich von der Stasivergangenheit in die Gegenwart. So wie die Eimer sich endlos an ihrer Kette drehen, so konstant erscheinen die Denkzettel von Gerry.
    Mike fragt mich nach den Karten und wie ich mich fühle, wenn ich sie bekomme. Wo sie jetzt sind. Uns ist klar, dass kein Ende absehbar ist. Denn dass Mike nun eingeweiht ist und mein Geständnis nicht unsere Trennung zur Folge hatte, kann an Gerrys Routine nichts ändern. Nur, was tun? Wir sind gemeinsam ratlos.
    Sollen wir es jetzt einfach gemeinsam hinnehmen? Einfach raus aus dem Briefkasten und rein in den Mülleimer? Oder wäre endlich eine Reaktion angebracht? Ich entschließe mich dazu, Gerry einen Brief zu schreiben. Den Text halte ich kurz und nicht sehr emotional. Am Anfang bitte ich ihn einfach um Entschuldigung und mache ihm klar, dass ich seine Enttäuschung über meinen Vertrauensbruch verstehe. Er soll die Gewissheit haben, dass er mich mit seinen Karten zum sehr gründlichen Nachdenken und selbstverständlich zur Reue angeregt hat. Gleichwohl bitte ich ihn am Ende darum, nun mit dem Schreiben aufzuhören. Irgendwann muss ja mal Schluss sein.
    Dann warte ich gespannt darauf, was passieren wird, und male mir aus, in welcher Situation er

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