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STASIRATTE

STASIRATTE

Titel: STASIRATTE Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jana Döhring
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dann nach Hause zu meiner angeschlagenen Beziehung.
    Paul fiel das nicht weiter auf. Da er ohnehin selten zu Hause war und wenn, dann mit sich selbst beschäftigt, gab ich mich meinen Träumen hin. Ich stellte mir vor, wie ich mit dem fremden Mann in einem fernen Land am Meer in denDünen lag und wir uns liebten. Bei dieser Vorstellung liebte ich mich dann ersatzweise selbst und lag danach matt und verwirrt in meinem Bett.
    Ich hatte große Lust auf eine Romanze. Dabei stellte ich mir das Ganze vor, wie ich es in Filmen gesehen hatte: Eine selbstbewusste attraktive Frau durchbricht die Grenzen der Konventionen und tut, was ihr Spaß macht. Sie schnappt sich ein Objekt der Begierde, vergnügt sich mit ihm und geht unbeschadet und unbelastet wieder ihrer Wege. Alles schön oberflächlich, alles schön belanglos. Soweit die Theorie.
    Das Objekt meiner Begierde hatte bereits die Witterung aufgenommen. Wir flirteten ohne Worte und ich suchte nach einer Gelegenheit, um die Sache voranzubringen. Er machte dann aber den ersten Schritt. Es war an einem jener Abende, an denen nicht viel los war und man durchaus mit den Gästen mal ein Schwätzchen halten konnte. So servierte ich ihm seinen Tee denn auch betont langsam, wechselte aufmerksam den Aschenbecher und versuchte, in meine Blicke eine besondere Bereitschaft zu legen.
    Es musste mir wohl gelungen sein, denn beim Bezahlen fragte er etwas unverblümt und die Romantik tötend: „Would you like to have a drink with me later or tomorrow?“ Ich starrte ihn an, weil mir jetzt erst klar wurde, dass es wohl zu Verständigungsschwierigkeiten kommen könnte, denn mein Englisch taugte zu dieser Zeit nur für die üblichen Gast-Kellner-Gespräche: „What would you like to drink? Coffee with milk? Another bottle of beer for you? Would you like to have the bill? To the Brandenburg gate turn to times right and then straigt away Unter den Linden.” And so on.
    Okay, so what, dann hieß es jetzt, kein großes Palaver zu veranstalten, sondern ein Date zu vereinbaren. Ausgeschlossen waren die Cafés der näheren Umgebung. Schließlich war ich an strikter Geheimhaltung interessiert.
    „My name is Jamal“, hörte ich ihn sagen. Da ich bis jetzt nur stumm dastand, hatte er wohl das Gefühl, dass ich zunächst gern mal wissen wollte, mit wem ich das Vergnügen hatte. „Ja, äh, okay, my name is Jana“, antwortete ich endlich. „You can choose where we meet”, hörte ich ihn sagen. Was heißt noch mal“choose”, grübelte ich. Bevor noch jemand aufmerksam wurde, obwohl er sehr leise gesprochen hatte, lächelte ich erst mal verbindlich und sagte: „Just a moment, let me think about it“, und entschwand in Richtung Office.
    Eilig versuchte ich, einen Plan zu machen. Ich hatte ihn schon mehrmals aus dem Parkhaus kommen sehen, fiel mir ein. Also fuhr er mit dem Auto. Gut, dachte ich, dann lasse ich mich abholen und wir fahren vielleicht etwas raus aus Berlin und dann mal weitersehen. Ich eilte zurück an seinen Tisch und brachte ihm meine provisorische Planung in lausigem Englisch bei.
    Jamal hörte mir aufmerksam zu, nickte, stand auf, ging, ohne sich umzusehen, und ich blieb verdattert zurück. Später am Abend erschien er noch einmal, diesmal mit zwei anderen Männern. Ich war sofort freudig erregt, er hingegen ließ absolut nicht erkennen, dass wir ein paar Stunden zuvor ein Date vereinbart hatten.
    Ich erklärte mir sein Verhalten damit, dass es für einen ausländischen Diplomaten ungünstig sein konnte, offensichtlich Beziehungen zu Einheimischen zu pflegen. Was das Ganze noch einmal abenteuerlicher machte.
    Mit Spannung erwartete ich am nächsten Tag meinen Feierabend. Als ich Dienstschluss hatte, dämmerte es draußen bereits stark. Ich ging wie verabredet die Treppe ins Parkhaus hinunter und sah mich auf der zweiten Ebene um. Da stand er neben einem silbernen Auto und sah etwas unentspannt aus. Ich ging auf ihn zu und er bedeutete mir einzusteigen. Als ich im Auto saß, war ich einen Moment lang befangen wegen derungewohnten Nähe zu diesem mir ja fast völlig unbekannten Mann. Er lächelte verhalten und fragte mich, wohin es denn nun gehen würde. Das hatte ich zuvor genauestens einstudiert und sagte es auf. Während der Fahrt, die uns aus Berlin herausführte, sprachen wir so gut wie nichts. Ich gab ein paar Fahranweisungen, die er mit Nicken befolgte.
    Inzwischen war es stockfinster geworden. Die Straßenlaternen warfen ein schwaches Licht auf die stillen Nebenstraßen,

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