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StatusAngst

StatusAngst

Titel: StatusAngst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alain de Botton
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gesegnet.
     

    Ary Scheffer, König Louis-Philippe von Frankreich, 1835
     
    Und doch gab es da etwas, das den König verstimmte. Ende 1830 hatte ein 28-Jähriger, der unbekannte Zeichner Charles Philipon, ein satirisches Blättchen gegründet, La Caricature, und darin den König porträtiert, dem er Korruption und Unfähigkeit vorwarf. Dass dessen Kopf die Gestalt einer Birne annahm, zielte nicht nur auf sein wirkliches Aussehen ab, die dicken Backen, die vorgewölbte Stirn, sondern ließ an das französische Wort poire denken, umgangssprachlich für Dummkopf oder Tölpel, und enthielt somit eine wenig schmeichelhafte Anspielung auf die königlichen Regierungskünste.
    Der König war empört. Er befahl seinen Schergen, gegen das Satireblättchen vorzugehen, und ließ alle Exemplare in den Pariser Kiosken aufkaufen. Doch einen Philipon konnte das nicht schrecken, und im November 1831 wurde er wegen Majestätsbeleidigung vor Gericht gestellt. Der Fall erregte Aufsehen. Im überfüllten Gerichtssaal dankte Philipon den Anklägern, dass sie einen so gefährlichen Mann wie ihn festgesetzt hätten, und tadelte die Regierung wegen ihres laschen Vorgehens gegen all die anderen Majestätsbeleidiger.
     

     
    Es müsse dringend alles verhaftet werden, was auch nur entfernteste Ähnlichkeit mit einer Birne habe, natürlich auch die Birnen selbst. Überall in Frankreich wuchsen sie zu Tausenden an den Bäumen, und jede dieser Birnen verdiene es, als Verbrecher verhaftet zu werden. Das Gericht verstand keinen Spaß und verurteilte ihn zu sechs Monaten Haft. Im Jahr darauf wiederholte er den Scherz in seinem neuen Blättchen Le Charivari, wanderte prompt wieder ins Gefängnis und verbrachte alles in allem zwei Jahre hinter Gittern für das Vergehen, den König als Früchtchen vorgeführt zu haben.
    Dreißig Jahre zuvor hatte sich schon Napoleon Bonaparte, damals der mächtigste Mann Europas, kaum weniger empfindlich gegen seine Spötter gezeigt. Nach seinem Machtantritt im Jahr 1799 ließ er in Paris alle satirischen Blätter verbieten und warnte seinen Polizeichef Joseph Fouché, dass er satirische Darstellungen seiner Person nicht dulden werde. Die bildliche Repräsentation überließ er lieber Jacques Louis David. Er hatte den berühmten Maler gebeten, ihn in Heldenpose und hoch zu Ross bei der Überquerung der Alpen zu porträtieren. Und begeistert vom Ergebnis, dem Gemälde Bonaparte auf dem Großen St. Bernhard (1801), beauftragte er den Maler, auch den glänzenden Höhepunkt seiner Karriere, die Krönung zum Kaiser, in einem Gemälde zu verewigen. Es war ein Festakt von nie da gewesener Pracht. Alle Größen Frankreichs versammelten sich im Dezember 1804 in der Pariser Notre-Dame, Papst Pius VII. reiste an, Repräsentanten aus fast allen europäischen Ländern huldigten dem Kaiser, Jean-François Lesueur lieferte eigens zu dem Anlass eine neue Komposition.
    In der Kathedrale herrschte feierliche Stille, als der Papst seinen Segen sprach: » Vivat imperator in aeternam«. David vollendete seine Krönung Napoleons im November 1807 und widmete sie »meinem erlauchten Herrscher«.
     

    Jacques Louis David, Die Krönung Napoleons, 1807
     
    Napoleon war hochbeglückt. Er ernannte David »für seine Verdienste um die Kunst« zum Offizier der Ehrenlegion, und als er ihm den Orden anheftete, versicherte er ihm: »Sie haben in Frankreich den guten Geschmack rehabilitiert.«
    Doch nicht alle Künstler sahen Napoleon wie David. Wenige Jahre zuvor hatte der englische Karikaturist James Gillray eine eigene Interpretation des Ereignisses geliefert, die er Große Krönungsprozession des Kaisers der Franzosen, Napoleon I. (1805) betitelte. Doch in die Ehrenlegion wurde er zum Dank für die Rehabilitierung des guten Geschmacks nicht berufen. Seine Karikatur zeigt einen herausgeputzten und aufgeplusterten Potentaten, umgeben von Speichelleckern, Duckmäusern und Geknechteten. Auch Papst Pius VII. ist zu sehen - mit einem Chorknaben unter der Robe, der gerade eine Teufelsfratze entblößt. Josephine ist nicht das anmutige Geschöpf, das David malt, sondern hat ein aknezernarbtes Mondgesicht. Des Kaisers Schleppe tragen die Repräsentanten der von Napoleon eroberten Länder Preußen, Spanien und Holland. Sie scheinen nicht freiwillig gekommen zu sein, denn ihnen folgen Soldaten in Banden; Gillrays Kaiser ist nicht einer, dem ein Volk die Macht etwa aus freien Stücken übertragen hätte. Bewacht werden sie vom Polizeichef Joseph Fouché,

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