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Staub Im Paradies

Titel: Staub Im Paradies Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ernst Solèr
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Polizeimarke vor und nestelt gewichtig an seinem Funkgerät herum.
    »Does your boss really know what you’re doing?«, versucht es Trüeb noch mal.
    Doch als ihn Verasinghe daraufhin nur grimmig anblickt, gibt er nach und führt uns in ein Zimmer, in dem kistenweise Akten und ein paar geflochtene Korbsessel herumstehen.
    »Wo waren Sie am vergangenen Freitagnachmittag um sechzehn Uhr?«, falle ich gleich mit der Tür ins Haus, nachdem wir uns niedergelassen haben.
    »Sind Sie komplett verrückt?«, fährt Trüeb auf. »Verdächtigen Sie mich etwa, das Attentat auf Rainer verübt zu haben?«
    »Woher wissen Sie überhaupt von dem Vorfall?«, frage ich. »Ich bezweifle, dass die Zeitungen darüber berichtet haben.«
    »Haben Sie schon mal von der Erfindung des Telefons gehört?«
    »Wer genau hat Sie informiert?«
    Trüeb steht kurz davor, uns doch aus dem Haus zu werfen, das spüre ich.
    Er reißt sich aber zusammen und brummt schließlich unwillig: »Riccardo Salis.«
    Der Jüngling, der inzwischen längst mit den Kugeln aus Schütz’ Körper in Zürich Kloten gelandet sein müsste. Unplausibel klingt das nicht. Immerhin weiß ich nur dank Salis von den Schachtreffen. Auch wenn er nichts von einem Telefonat erwähnt hat.
    »Was sagen Sie zu den Gerüchten, dass es bei der Verteilung von Hilfsgeldern für Tsunamiopfer nicht mit rechten Dingen zugeht, Herr Trüeb?«, mischt sich Adrienne plötzlich ein.
    Ich habe mich schon gewundert, wie lange sie sich zurückgehalten hat.
    Allerdings hätte sie das ruhig noch ein paar verfluchte Minuten länger tun können. Denn Trüeb schlägt mit seiner Faust auf den Tisch, dass er wackelt, und raunzt dann mich an: »Wer zum Teufel ist diese penetrante Klugscheißerin? Erzählen Sie mir nicht, das Püppchen sei auch Polizistin, dazu ist sie nun wirklich zu behämmert!«
    »Also, ich bitte Sie«, sagt Adrienne indigniert.
    Ich überlege mir kurz, ob ich Trüeb die Wahrheit beichten soll. Nämlich dass die junge Frau meine Schwiegertochter ist. Oder es zumindest eines Tages werden könnte.
    Aber ich merke, dass ich heute keine Lust auf große Erklärungen habe.
    »Genau. Was sagen Sie zu diesen Gerüchten?«, karre ich deswegen einfach nach.
    »Sie haben wohl nicht mehr alle Tassen im Schrank!«, tobt er los, schnellt hoch und tritt gegen den Stuhl, der eben noch unter seinem Hintern stand. Das Möbel knallt wenige Zentimeter neben Adrienne an die Wand.
    »Wüten Sie nur«, sagt Adrienne gelassen. »Das nützt Ihnen gar nichts. Ich habe genügend Beweise, dass Sie ein Ganove sind!«
    »Steck sie dir in deinen flachen Arsch, du arme Irre!«
    In der Folge entwickelt sich ein hysterisches Gekeife, in dessen inhaltlichem Zentrum Adriennes Beispiele für Trübs angeblich unsaubere Machenschaften stehen. Der reagiert, indem er auf das Mädchen zustürmt, um ihr eine herunterzuhauen. Ich werfe mich entschlossen dazwischen und halte ihn fest, wobei mich Verasinghe gottlob unterstützt.
    »Du durchgeknalltes Miststück! Das sind übelste Verleumdungen von Missgünstigen, auf die du in deiner Naivität reingefallen bist, und sonst gar nichts!«, schäumt Trüeb trotz meines eisenharten Griffs weiter.
    »Du korrupter Beamtenarsch«, kontert Adrienne unbeeindruckt. »Ich werde dich hochgehen lassen, die Presse in der Schweiz …«
    »Halt jetzt einfach mal die Klappe!«, fordere ich sie auf. Und Trüeb brülle ich ins Ohr: »Das Gleiche gilt auch für Sie! Schluss jetzt! Fertig ! Aus! Ruhe!«
    Tatsächlich halten beide kurz inne.
    »So, und jetzt bitte hinsetzen, durchatmen und weiterhin ganz still bleiben!«, nutze ich die Gelegenheit für weitere Kommandos.
    In diesem Moment betritt der weißhaarige alte Hausdiener den Raum mit einer dampfenden Kanne Tee und ein paar Gläsern. Offenbar hat man das Abflauen des Wütens auch außerhalb der Pforten dieses Raumes mitbekommen.
    »Beruhigungstee hoffentlich«, knurre ich mit bösem Blick auf die beiden Streithähne.
    Aber die zwei scheinen ihr Pulver glücklicherweise weitgehend verschossen zu haben. Zumindest vorerst.
    »Versuchen wir es nochmals in Ruhe«, sage ich, nachdem alle ein paar Schlucke getrunken haben. »Ich muss Sie leider auf diese Gerüchte ansprechen, Herr Trüeb. Aber ich gebe Ihnen gerne die Möglichkeit, sie zu entkräften.«
    »Wie gütig von Ihnen.«
    »Es sollen hier Leute auf unlautere Art und Weise zu Geld gekommen sein. Wie stehen Sie dazu?«
    »Was glauben Sie, wo Sie gerade sind, Staub?«, seufzt Trüeb und starrt

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