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Staub zu Staub

Staub zu Staub

Titel: Staub zu Staub Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Olga A. Krouk
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alles.’
    „Wir müssen reden.“ Eine heisere Stimme hinter ihm ließ seine Erinnerungen zerploppen wie eine Seifenblase.
    „Ich fürchte, mein Tagesbedarf an Reden ist für heute gedeckt“, erwiderte Max trocken, während er sich fragte, wem diese Stimme gehören mochte.
    „Wir müssen reden, Jonathan.“
    Langsam richtete Max sich auf. Als er sich umdrehte, blickte er in den Lauf einer Pistole, die ihm direkt ins Gesicht zielte, und erkannte den jungen Mann aus der Gasse.
    Max hob die Hände. „Schieß einfach. Bringen wir es hinter uns.“
    „Verflucht noch mal, ich will dich nicht erschießen. Du sollst mir einfach zuhören.“ Die Pistole zuckte und sackte ein Stück nach unten. „Ich wollte deiner Freundin nichts antun. Ich schwöre es.“ Seine Hand zitterte, der Zeigefinger rutschte am Abzug auf und ab. „Heile mich. Bitte.“
    Max musste lächeln. „Bin ich Jesus?“
    „Verarsch mich nicht. Ich weiß alles über dich.“
    „Ach, du auch?“
    Der Kerl leckte seine Lippen. „Hör zu, ich schlage dir einen Deal vor, okay?“, begann er, als plötzlich Mirjams Schrei erhallte:
    „Max! Er hat eine Waffe!“
    Vor Schreck zuckte der Kerl zusammen. Ein Schuss fiel. Max spürte einen Stoß in der Brust, der ihm den Atem verschlug. Er sah Mirjams blasses, verzerrtes Gesicht. Aber nicht doch. Es ist ja nichts Schlimmes geschehen. Es wird alles wieder gut. Er brauchte nur ein bisschen … Luft.
    „Max!“, drang ihr Ruf zu ihm. Die Welt spielte Karussell. Seine Beine gaben nach. Jemand fing ihn auf und legte ihn vorsichtig ins Gras. Alle Geräusche entfernten sich, als drehe eine unsichtbare Hand die Lautstärke herunter. Er sah den blauen Himmel, dann ein Gesicht, das sich über ihn beugte.
    Sie kuschelte sich in ihr grünes Tuch über der Tunika, lächelte ihn an und streifte ihm die Haare aus der Stirn. Ihre Züge waren leicht verschwommen. Züge, die er über alles liebte.
    „Jeschua?“
    Er wollte sie berühren, doch seine Arme waren bleischwer. Sein Atem ging stoßweise, mit jedem Zug stach Schmerz durch seine Brust. Er kämpfte. Allein für sie, um sie nicht wieder verlieren zu müssen, um von ihr nicht wieder fortgerissen zu werden. „Ich würde fallen … für dich.“ Ihre Züge verflossen immer mehr, er konnte sie kaum noch erkennen, spürte ihre Berührungen nicht mehr. „Nein … bleib bei mir“, keuchte er und tastete nach ihr.
    „Jeschua.“ Ihre Stimme klang weit entfernt. Sie rief nach ihm. Sie rief ihn zu sich.
    Etwas drückte auf seine Brust, presste die letzte Luft heraus. Das geliebte Gesicht löste sich auf, verschwand.
Nein! Lass mich nicht allein hier!
    „Maria“, stieß er mit seinem letzten Atemzug hervor.

Kapitel 17
    „Max! Er hat eine Waffe!“
    Der ohrenbetäubende Knall erschütterte sie bis ins Mark. Kreischend schossen die Krähen in alle Himmelsrichtungen. Dutzende von Flügeln flatterten auf.
    „Max!“
    Er schwankte, als wäre es der Ruf seines Namens gewesen, der ihn aus dem Gleichgewicht brachte. Seine Beine knickten um und er wäre zu Boden gestürzt, wenn der Typ mit der Knarre ihn nicht aufgefangen und vorsichtig ins Gras gelegt hätte. Mirjam rannte. Ohne etwas anderes wahrzunehmen kam sie erst zu sich, als sich ihre Knie neben Max in die Erde bohrten. Sein Blick war auf die Krähen gerichtet, die über ihm kreisten und das Ende abwarteten. Er rang nach Luft und ein leises Zischeln kam aus seiner Brust. An der rechten Seite seines Anzugs klaffte ein Loch, aus dem Blut schäumte.
    Der Typ ließ die Pistole fallen. Mit einem Ruck zerriss er das blutgetränkte Hemd. Wut brauste in Mirjam auf.
    „Nimm deine Hände von ihm!“ Sie stieß ihn fort.
    „Was soll das?“ Sein Gesicht verzerrte sich zu einer Grimasse. „Er hat einen Lungenkollaps! Er wird sterben, wenn wir nichts tun!“ Der Kerl zerrte sich seine Motorradjacke vom Leib, zog das braungelbe T-Shirt aus und drückte es an die Wunde. „Ruf einen Krankenwagen! Na los!“
    Max stöhnte. Seine Atmung beschleunigte sich und wurde gleichzeitig immer flacher. Der Kerl schüttelte Mirjam an der Schulter.
    „Bist du taub? Er kratzt uns ab, ruf den verdammten Krankenwagen!“
    „Ich habe kein Handy.“ Mirjam schluchzte. „Es ist bei der Polizei.“
    „Scheißdreck.“
    Während er weiter auf die Wunde presste, durchwühlte er die Taschen seiner Jacke. Mirjam streichelte durch Max’ Haar, rief ihn beim Namen und umschloss seine Hand. Seine Finger fühlten sich eiskalt an. Er

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