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Staub

Staub

Titel: Staub Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Cornwell
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Schätzchen, das gibt es schon seit Jahren nicht mehr. Du meine Güte, ich hatte es ganz vergessen.«
    »Dann nehme ich nur die Becher und die Deckel«, beharrt er.
    »Mein Gott, ich geb’s auf. Gut, dass meine Schicht gleich zu Ende ist, das kann ich Ihnen sagen.«
    »Eine lange Nacht«, meint er.
    »Und sie wird immer länger.« Sie lacht auf. »Diese dämlichen Orangen mit den Strohhalmen.« Sie blickt zur Tür, wo gerade der alte Mann mit den ausgebeulten Shorts hereinkommt, um sein Benzin zu bezahlen.
    Pogue achtet nicht auf ihn. Stattdessen starrt er sie an. Sie hat gefärbtes Haar, so platinblond wie Angelschnur, und gepuderte Haut, die aussieht wie weicher, knittriger Stoff. Sicher fühlt sich ihre Haut an wie die Flügel eines Schmetterlings. Wenn er sie berühren würde, würde sich der Puder abreiben wie von Schmetterlingsflügeln. Auf ihrem Namensschild steht EDITH.
    »Ich sag Ihnen was.« Edith spricht ihn an. »Ich gebe Ihnen die leeren Becher für fünfzig Cent das Stück, und die Deckel kriegen Sie gratis dazu. Und jetzt muss ich mich um meine anderen Kunden kümmern.« Ihre Finger tippen etwas in die Kasse ein, und die Schublade öffnet sich.
    Pogue reicht Edith einen Fünf-Dollar-Schein, und seine Finger berühren ihre, als er das Wechselgeld entgegennimmt. Ihre Finger sind kühl, beweglich und weich, und er weiß, dass die Haut daran locker ist wie bei allen Frauen ihres Alters. Draußen in der schwülen Nacht wartet er auf eine Lücke im Verkehr und überquert dann die Straße wie vor ein paar Minuten. Unter denselben schwarzen Olivenbäumen und Palmen bleibt er stehen und beobachtet die Tür der Other Way Lounge. Als niemand hinein- oder hinausgeht, eilt er zu seinem Auto und steigt ein.

33
    Du solltest es ihm sagen«, meint Marino. »Auch wenn es nicht so kommt, wie du gedacht hast, sollte er wissen, was los ist.«
    »So gehen Menschen in die Irre«, erwidert Scarpetta.
    »Oder sie gewinnen einen Vorsprung.«
    »Diesmal nicht«, entgegnet sie.
    »Du bist der Boss, Doc.«
    Marino liegt auf dem Bett im Marriott in der Broad Street. Scarpetta sitzt in demselben Sessel wie vorhin, hat ihn aber näher herangerückt. In dem weiten weißen Baumwollpyjama, den sie ihm in einem Kaufhaus südlich vom Fluss gekauft hat, sieht er riesig, aber weniger bedrohlich aus. Seine Wunden unter dem dünnen, weichen Stoff sind mit dunkelorangenem Betadine bestrichen. Er behauptet, es täte schon viel weniger weh. Sie hat den schlammigen dunkelblauen Hosenanzug mit einer braunen Cordhose, einem dunkelblauen Rollkragenpullover und Mokassins vertauscht. Sie sind in seinem Zimmer, weil sie ihn nicht in ihrem Zimmer haben will und zu dem Schluss gekommen ist, dass sie auch in seinem sicher sind. Nachdem sie die beim Zimmerservice bestellten Sandwiches verspeist haben, unterhalten sie sich.
    »Ich verstehe trotzdem nicht, warum du ihn nicht einfach um Rat fragen kannst«, hakt Marino wissbegierig nach. Seine Neugier, was ihre Beziehung zu Benton angeht, dringt wie Staub in sämtliche Ritzen ein. Sie ist sich ständig dessen bewusst, und es geht ihr auf die Nerven. Trotzdem ist es zwecklos, sie abwehren zu wollen.
    »Morgen früh bringe ich gleich die Erdproben ins Labor«, sagt sie. »Dann werden wir bald wissen, ob ein Fehler passiert ist. Wenn ja, braucht Benton nichts davon zu erfahren. Dann hätte es nämlich nichts mit dem Fall zu tun und wäre einfach nur ein Fehler, wenn auch ein unverzeihlicher.«
    »Aber du glaubst das nicht.« Er blickt aus dem Kissenhaufen auf, den sie ihm unter den Rücken geschoben hat. Seine Gesichtsfarbe wirkt inzwischen gesünder. Seine Augen sind aufmerksamer.
    »Ich weiß nicht, was ich glaube«, erwidert sie. »Es ergibt keinen Sinn, ganz gleich, wie man es auch betrachtet. Wie würdest du die bei dem Traktorfahrer sichergestellten Spuren erklären, wenn nicht mit einem Fehler? Wie ist es möglich, dass dieselben Spuren auch im Fall Gilly Paulsson auftauchen? Hast du vielleicht eine Theorie?«
    Marino denkt angestrengt nach. Er starrt auf das schwarze Fenster, in dem die Lichter der Innenstadt aufblitzen. »Keine Ahnung«, antwortet er. »Ich schwöre bei Gott. Mir fällt nicht mehr ein als das, was ich schon bei der Besprechung gesagt habe. Und da wollte ich mich nur aufspielen.«
    »Wer? Du?«, spöttelt sie.
    »Jetzt mal im Ernst. Wie kann dieser Whitby dieselben Spuren am Körper haben wie sie? Sie ist doch zwei Wochen vor ihm gestorben. Wo kommen die Spuren also her? Zwei Wochen

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