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Staub

Staub

Titel: Staub Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Cornwell
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formulieren, dass die Antwort nicht einfach »ja« oder »nein« lauten kann.
    Mrs. Paulsson schaut weiter starr an die Wand. »Auf seine Weise hat er sicher etwas getan.«
    »Ich meine körperlich. Gilly ist tot.«
    Ihre Augen füllen sich mit Tränen, die sie grob mit der Hand abwischt, während sie weiter an die Wand schaut. »Er war nicht da, als es passierte. Nicht im Haus, soviel ich weiß.«
    »Als was passierte?«
    »Während ich im Drugstore war. Was auch immer in dieser Zeit geschah.« Wieder wischt sie sich über die Augen. »Das Fenster war offen, als ich nach Hause kam. Als ich ging, war es zu gewesen. Keine Ahnung, ob sie es aufgemacht hat. Damit will ich nicht behaupten, dass es Frank war. Nur, dass er etwas damit zu tun hat. Alles, was in seine Nähe geriet, starb oder ging kaputt. Komisch, so etwas von einem Arzt sagen zu müssen. Wissen Sie, was ich meine?«
    »Ich gehe jetzt, Mrs. Paulsson. Mir ist klar, dass dieses Gespräch nicht einfach für Sie war. Sie haben meine Mobilfunknummer. Wenn Ihnen noch etwas Wichtiges einfällt, würde ich mich über Ihren Anruf freuen.«
    Sie nickt und bricht in Tränen aus.
    »Vielleicht war zuvor noch jemand in diesem Haus, von dem wir wissen sollten. Jemand außer Frank. Vielleicht ein Mensch, den Frank eingeladen hat und den er kannte. Jemand, der das Spiel gespielt hat.«
    Mrs. Paulsson steht nicht auf, als Scarpetta zur Tür geht.
    »Überlegen Sie, ob Ihnen noch jemand einfällt«, wiederholt Scarpetta. »Gilly ist nicht an der Grippe gestorben. Wir müssen herausfinden, was genau ihr zugestoßen ist. Und wir werden es erfahren. Früher oder später. Ich glaube, früher wäre Ihnen lieber, oder?«
    Mrs. Paulsson starrt nur an die Wand.
    »Sie können mich jederzeit anrufen«, spricht Scarpetta weiter. »Ich gehe jetzt. Falls Sie etwas brauchen, melden Sie sich bei mir. Außerdem wäre es schön, wenn Sie ein paar große Müllsäcke dahätten.«
    »Unter dem Spülbecken. Wenn sie für das sind, was ich glaube, können Sie sich die Mühe sparen«, murmelt sie.
    Scarpetta öffnet das Unterschränkchen und zieht vier große Müllsäcke aus Plastik aus einem Karton. »Ich nehme sie trotzdem mit«, entgegnet sie. »Hoffentlich ist es wirklich überflüssig.«
    Im Schlafzimmer sammelt sie die zusammengerollte Bettwäsche, die Stiefel und das T-Shirt ein und verstaut sie in den Müllsäcken. Dann zieht sie im Wohnzimmer den Mantel an und tritt wieder hinaus in den Regen. Sie trägt vier Säcke, zwei voller schwerer Bettwäsche und zwei, die nur jeweils ein T-Shirt und ein Paar Stiefel enthalten. Kaltes Wasser spritzt hoch und durchweicht ihre Schuhe, als sie in die Pfützen auf dem Backsteinweg tritt, und halb gefrorener Regen prasselt auf sie herab.
    32
    In der Other Way Lounge ist es sehr dunkel. Die Frauen, die dort arbeiten, haben aufgehört, Edgar Allan Pogue erst mit neugierigen, dann mit herablassenden und schließlich mit gleichgültigen Blicken anzusehen, und ignorieren ihn inzwischen. Er spielt mit dem Stiel einer Cocktailkirsche herum und bindet ihn gemächlich zu einem Knoten.
    In der Other Way Lounge trinkt er immer Bleeding Sunsets, eine Spezialität des Hauses, die aus einer Mischung aus Wodka und »anderem Zeug« besteht, wie er es nennt. »Anderes Zeug« ist orangerot und schwebt wie Nebelfetzen zum Boden des Glases. Ein Bleeding Sunset sieht aus wie ein Sonnenuntergang, bis sich die verschiedenen Flüssigkeiten, Siruparten und das »andere Zeug« miteinander mischen und der Drink einfach nur noch orangefarben ist. Wenn das Eis schmilzt, sehen die undefinierbaren Reste in seinem Glas aus wie das Orangensaftgetränk aus seiner Kinderzeit. Es wurde in Plastikorangen verkauft, und man trank es mit einem grünen Strohhalm, der den Stiel darstellen sollte. Das Orangensaftgetränk war wässrig und schmeckte langweilig, obwohl die Plastikorange eine erfrischende Köstlichkeit verhieß. Bei jedem Besuch in Südflorida hat er seine Mutter angebettelt, ihm eine dieser Plastikorangen zu kaufen, und jedes Mal war er wieder enttäuscht.
    Mit Menschen ist es wie mit diesen Plastikorangen und ihrem Inhalt. Zwischen äußerem Schein und Geschmack besteht ein himmelweiter Unterschied. Er hebt sein Glas und lässt den orangefarbenen Nebel am Boden kreisen. Dabei überlegt er, ob er noch einen Bleeding Sunset bestellen soll, rechnet nach, wie viel Geld er noch hat, und denkt auch an seinen Alkoholpegel. Er ist kein Trinker. Das war er noch nie. Er war noch nie im

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