Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Staub

Staub

Titel: Staub Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Cornwell
Vom Netzwerk:
Klebestreifen nicht anstecken können, aber manchmal, wenn sie den Mist vom Leichenschauhaus hochschicken, kommen mir trotzdem Zweifel.«
    »Quatsch. All die klitzekleinen Bakterien sind mausetot, wenn sie bei uns landen«, erwidert Eise und sieht sie an. »Wenn Sie genau hinschauen, werden Sie merken, dass sie winzige Zettelchen am großen Zeh haben … Sie sehen tatsächlich blass aus, Mädchen.« Er nimmt ihren plötzlichen Anfall von Unwohlsein nur ungern ernst, denn ohne Kit ist es einsam hier oben. Aber sie fühlt sich offenbar krank, und es wäre nicht richtig von ihm, das zu ignorieren. »Warum machen Sie keine Pause, Mädchen? Haben Sie sich eigentlich gegen Grippe impfen lassen? Als ich mich endlich dazu aufgerafft hatte, war ihnen der Impfstoff ausgegangen.«
    »Bei mir war’s genauso. Ich habe nirgendwo mehr einen Termin gekriegt«, antwortet sie und steht auf. »Ich glaube, ich koche mir mal einen heißen Tee.«
    23
    Lucy ist schlecht im Delegieren. Sosehr sie sich auch auf Rudy verlässt, vertraut sie ihm in letzter Zeit nur noch ungern ihre Arbeit an, und zwar wegen Henri und seiner Abneigung gegen sie. Deshalb sieht sie das ausgedruckte Ergebnis ihrer IAFIS-Recherche selbst durch, während sie in ihrem Büro sitzt und, die Kopfhörer auf dem Kopf, die Mitschnitte der banalen Telefonate ihrer Nachbarin Kate abhört. Es ist früh am Donnerstagmorgen.
    Gestern am späten Abend hat Kate sie zurückgerufen und eine Nachricht auf dem Mobiltelefon hinterlassen.
      »Umarmung und Küsschen wegen der Karten«, und: »Wer ist die Poolpflegerin? Jemand Berühmtes?« Lucy hat eine Poolpflegerin, die nicht berühmt, sondern eine Brünette über Fünfzig ist, die viel zu zierlich wirkt, um einen Kescher zu schwingen; Lucys Pechsträhne reißt auch bei ihrer IAFIS-Recherche nicht ab, denn diese hat keinen plausiblen Kandidaten zutage gefördert, was heißt, dass die automatische Suche vergeblich war. Latente Fingerabdrücke mit latenten Fingerabdrücken zu vergleichen, ist ein Glücksspiel, insbesondere dann, wenn einige davon nur teilweise vorhanden sind.
    Jeder der zehn Fingerabdrücke eines Menschen ist unverwechselbar. So stimmt zum Beispiel der Abdruck vom linken Daumen einer Person nicht mit dem ihres rechten überein. Deshalb kann IAFIS bei einer unbekannten latenten Spur nur einen Treffer landen, wenn der Täter einen Abdruck seines rechten Daumens an dem einen Tatort und eine Spur desselben Fingers an einem anderen hinterlassen hat und beide Abdrücke in die Datenbank eingegeben wurden. Hinzu kommt, dass die beiden Abdrücke entweder vollständig sein oder denselben Wellenausschnitt zeigen müssen.
    Bei einem manuellen oder visuellen Vergleich hingegen sieht die Sache schon ganz anders aus, und Lucy beginnt wieder Hoffnung zu schöpfen. Manche der latenten Teilabdrücke, die sie von der Zeichnung abgenommen hat, stimmen mit einigen Spuren überein, die sie nach dem Überfall auf Henri im Schlafzimmer sicherstellen konnte. Das erstaunt Lucy zwar nicht weiter, aber sie freut sich dennoch, dass sie nun die Bestätigung hat. Dieselbe Person ist in ihr Haus eingedrungen, hat die Zeichnung von dem Auge hinterlassen und den schwarzen Ferrari zerkratzt, obwohl am Auto keine Fingerabdrücke gefunden wurden. Doch wie viele Mistkerle gibt es schon, die herumlaufen und Augen zeichnen? Also muss er es gewesen sein, obwohl die Übereinstimmungen Lucy nichts über seine Identität verraten. Sie weiß nur, dass ein und derselbe Mensch ihr all diese Schwierigkeiten bereitet und dass seine Fingerabdrücke weder bei IAFIS noch offenbar sonst irgendwo gespeichert sind. Anscheinend verfolgt er Henri immer noch und ahnt nicht, dass sie inzwischen weit weg ist. Oder er nimmt an, dass sie zurückkommt oder zumindest von seiner letzten Aktion erfährt.
    Die Bestie glaubt sicher, dass Henri zumindest von der an die Tür gehefteten Zeichnung gehört hat. Wenn Henri sich deshalb wieder aufregt und es mit der Angst zu tun kriegt, kehrt sie vielleicht gar nicht mehr zurück. Für die Bestie ist es nur wichtig, Macht über sie auszuüben. Darauf kommt es Leuten, die andere Menschen verfolgen, nämlich an. Sie wollen ihre Opfer kontrollieren und nehmen sie gewissermaßen in Geiselhaft, ohne dass sie sie dazu auch nur anzurühren brauchten. Manchmal müssen sie ihnen sogar nicht einmal begegnen. Soweit Lucy weiß, kennt die Bestie Henri nicht persönlich. Doch was weiß sie schon?
    Sie blättert den Ausdruck einer anderen

Weitere Kostenlose Bücher