Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Staubige Hölle

Staubige Hölle

Titel: Staubige Hölle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roger Smith
Vom Netzwerk:
Staubwedel aussah. Er hielt einen Speer in der Hand, reckte ihn zum Himmel, brüllte einen Schlachtruf und tat, als würde er Döner aus einem der kleinen Asiaten machen. Dann lachte er. Die Reisegruppe kicherte nervös und ließ ein Sperrfeuer aus Blitzlichtern auf ihn los.
    Dell folgte hinter der Gruppe, sein Vater, der sich die Buschmütze tief in die Stirn gezogen hatte und einen älteren Mitbürger auf Urlaub spielte, ging voraus. Dell sah einen weiteren Mann am Rand der Gruppe. Ein Mann, der genauso fehl am Platz wirkte, wie Dell sich fühlte. Ein großer schwarzer Typ. Definitiv aus der Stadt. Designer-Cargo-Hose und Sonnenbrille. Saubere weiße Reeboks. Eine schmale Uhr am Handgelenk. Der Bursche sah ihn kurz an, dann ging er in Richtung des Mädchens von der Hochzeitseinladung, die auf einer Grasmatte saß und miteinander verknotete Stoffstreifen an einem hölzernen Webstuhl verarbeitete.
    Sie trug einen mit Perlen bestickten Rock, eine eng anliegende rot-blaue Kette um ihren schlanken Hals. Ihre Brüste waren von einem Tierfelllatz bedeckt. Weitere Perlen um die Waden, Samenschoten an den Knöcheln. Dell konnte sie sich nicht als Braut vorstellen. Sie war noch ein Kind.
    Das Mädchen ignorierte die Touristen, schien versunken in ihre Arbeit. Sie sah nur einmal kurz auf, zu einem anderen Zulu-Typen, der ebenfalls westliche Kleidung trug. Ein großer, schwerer Mann in T-Shirt und Jeans. Er lehnte an einer der Hütten und gähnte, dann kratzte er sich am Hinterteil. Dell warf Goodbread einen Blick zu. Der beobachtete diesen kräftigen Burschen, dann wieder das Mädchen.
    Es sei nur eine Aufklärungsmission, hatte sein Vater gesagt. Um sozusagen die Beschaffenheit des Geländes zu erkunden. Morgen würden sie wieder herkommen, um das Mädchen mitzunehmen. Was Dell recht war. Der Adrenalinkick vom Zusammenstoß mit dem Bullen war versiegt, und jetzt fühlte er sich erschöpft. Heiß. Trauer stieg in ihm hoch. Er wollte sich irgendwo unter einen Baum legen und nie wieder aufwachen.
    ***
    Sunday servierte das Bier. Brachte die Kalebasse zu dem schwarzen Mann, der auch gestern schon da gewesen war. Er schüttelte den Kopf, und sie ging weiter, fragte sich, wer er wohl sein mochte. Sie hatte ihn neben dem glänzenden Auto sitzen sehen, er hatte sie beobachtet, als sie ankam. Sunday dachte plötzlich an dieses schwarze Fax-Gerät, das damals in dem Telefon-Kiosk die Hochzeitseinladung verschluckt hatte. Hör auf zu träumen , ermahnte sie sich.
    Sunday bediente weiter die kleinen gelben Menschen, die zirpten wie Vögel und Grimassen schnitten, wenn sie das Bier tranken. Mit ihren schlanken Körpern und der über die hohen Wangenknochen straff gespannten Haut erinnerten sie Sunday an ihre Tante.
    Die letzten beiden, die das Bier bekamen, waren ein großer weißer Mann mit dunklem Haar, der trank, sich mit dem Handrücken über den Mund wischte und dann nickte, und ein alter Mann, so weiß wie die Knochen eines Gerippes, das in der Sonne liegengelassen worden war. Seine Hand zitterte, als er die Kalebasse nahm, und sie hörte, wie seine Zähne gegen den tönernen Rand stießen. Doch er trank einen langen und tiefen Schluck, und als er absetzte, sah er sie mit seinen hellen Augen an und bedankte sich auf Zulu.
    Richard machte, was er immer tat, trank eine volle Kalebasse aus und rülpste laut, stand mit seinem aufgedunsenen Bauch da, der sich über das Fell wölbte, und lächelte mit Zähnen wie Reihen von gelbem Mais, während die Ausländer Schnappschüsse machten. Als sie fertig waren, führte er sie aus der Hütte, damit sie Andenken kaufen konnten. Sunday blieb noch eine Weile allein in der dunklen Kühle sitzen.
    Dann verließ sie die Bierhütte und ging zu der kleinen Hütte hinüber, wo die hässliche Kleidung lag, die sie von der fetten Frau bekommen hatte. Sunday war nackt bis auf ihr Höschen, als es in der Hütte dunkel wurde und der schwere Mann sich durch die niedrige Tür hereinbückte.
    Sie bedeckte ihre Blöße mit dem Kleid. »Onkel, ich bin noch nicht fertig«, sagte sie.
    Er stand da, pulte an den Zähnen und starrte sie an. Sie nahm den säuerlichen Geruch wahr, den er ausdünstete. Er lachte. »Keine Angst, Mädchen, wenn ich Hunger bekomme, dann ernähre ich mich von etwas mit Fleisch auf den Knochen. Und jetzt mach schnell.«
    Sunday drehte

Weitere Kostenlose Bücher