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Staustufe (German Edition)

Staustufe (German Edition)

Titel: Staustufe (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alex Reichenbach
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angebracht.
    Müde sah Winter auf die Uhr, als sich die Tür der WG hinter ihm schloss. Drei Uhr nachmittags schon. Und sie hatten hier im Haus längst nicht so viel erreicht, wie er sich erhofft hatte.
    Als er um den nächsten Treppenabsatz bog, kam ihm von unten eine Frau entgegen. Eine, die ihn an verwackelte Pressefotos von Schauspielerinnen oder alternden Fotomodellen erinnerte, inkognito abgelichtet in der Entziehungsanstalt. So ungefähr sah sie aus. Feengleich fallender Model-Haarschnitt, schlanker Körper unterm fließenden cremefarbenen Wollumhang und zum Kontrast ihr Gesicht: Schockierend nackt und ungeschminkt, ein Monument einer von Alter oder Drogen zerstörten Schönheit.
    «Frau Serdaris?», fragte er. Sie nickte.
    Er zückte seine Marke. «Hauptkommissar Winter, Kriminalpolizei. Wir müssen Sie bitten, uns zu einem Gespräch aufs Präsidium zu begleiten.»
    Sie sah ihn mit großen grauen Augen an, reglos. Ihr Gesicht sprach tausend Worte. Winter hatte mit einem Mal nicht den geringsten Zweifel mehr, dass die Aksoy mit ihrem Instinkt richtiggelegen hatte. Die Griechin war die Person, die sie suchten.
    Endlich nickte sie wortlos, drehte sich auf dem Treppenabsatz um und ging langsam vor ihm nach unten.

    Als sie schon beim Auto angekommen waren – Aksoy war ausgestiegen und hielt die Tür auf –, gab es ein Problem.
    Sonja Manteufel kam mit ihren vollen hundertfünfzig Kilo Lebendgewicht aus dem Haus gewackelt wie eine Furie. «Was soll das?», rief sie. «Mit welcher Begründung nehmen Sie sie mit?»
    «Lass nur», murmelte die Serdaris mit gebrochener Stimme, «die Polizei ist im Moment mein geringstes Problem.»
    «Ach, du weißt ja nicht, was du sagst! Hör zu, Lena, hör gut zu und vertrau mir. Du sagst nichts! Du sagst gar nichts, bis du mit einem Anwalt gesprochen hast. Ich kümmere mich drum, ich schick dir einen Anwalt ins Präsidium, vorher sagst du keinen Ton. Kapiert?»
    Die Serdaris nickte schwach. Dann stieg sie ein.
    Im gleichen Moment kam ein dunkelhaariger, gutaussehender Mann auf einem Fahrrad um die Ecke gebogen. Perplex hielt er an, ein Bein auf dem Boden. Sein Blick wanderte zu der Streife im Hintergrund, dann ungläubig zu dem zivilen Wagen. Lena Serdaris saß kreidebleich in der offenen Tür. Der Mann starrte sie an. «Lenchen?», fragte er besorgt.
    Winter war mit einer Bewegung wieder draußen aus dem Auto. «Sind Sie Herr Benedetti, der Mann von Frau Serdaris?», fragte er, während er auf den Fremden zuging.
    «Ich – ja, aber – Lenchen, was ist denn?» Er sah Winter gar nicht an, so fixiert war er auf seine Frau. Als er vom Fahrrad stieg und auf den Wagen zugehen wollte, stellte Winter sich ihm in den Weg. «Winter, Kriminalpolizei. Wir ermitteln in einem Tötungsdelikt und müssen Frau Serdaris auf dem Präsidium vernehmen. Ihre Aussage brauchen wir ebenfalls.»
    «Was? In einem Tötungsdelikt? Was für ein Tötungsdelikt?», fragte Benedetti eine Spur zu aggressiv.
    «Mord an einem jungen Mädchen», sagte Winter. «Sie haben vielleicht davon gehört.» Benedetti wirkte geschockt.
    «Lenchen?», stammelte er wiederum und starrte über Winters Schulter seine Frau an.
    «Wir müssen auch Sie leider bitten, uns aufs Präsidium zu folgen. Sie steigen am besten bei den Kollegen in den Streifenwagen ein.» Die Kollegen in Uniform waren inzwischen herangekommen. «Wenn Sie wollen, können Sie gerne noch Ihr Fahrrad im Keller abstellen», fügte Winter mit einem Blick auf das Rad hinzu, auf dessen Gepäckträger eine Box mit dem Aufdruck eines Pizzaservice befestigt war. «Aber dorthin wird Sie dann ein Beamter begleiten.»
    Benedetti blieb einen Augenblick sprachlos, dann stammelte er: «Geht nicht. No way . Ich komm nicht mit.»
    Winter fragte sich allmählich, ob der Mann schwer von Begriff war. Dann sah er, wie seine Hände zitterten; es war vielleicht nur die Erregung, die ihn so erscheinen ließ. Dass er derart aufgeregt war, machte ihn allerdings nur verdächtiger.
    «Sie werden leider mitkommen müssen», erklärte Winter und bluffte dann: «Wenn Sie sich weigern, kann ich auch einen Haftbefehl ausstellen lassen, falls Ihnen das lieber ist.»
    «Kapieren Sie doch, ich kann jetzt nicht mitkommen, ich verlier sonst meinen Job», rief Benedetti, der nun doch noch Worte fand. Seine Stimme zitterte, genau wie seine Hände. «Ich verspreche Ihnen, ich komme morgen früh bei Ihnen vorbei oder wegen mir heute Nacht ab zwölf, aber nicht jetzt. Ich bin hier mitten während

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