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Staustufe (German Edition)

Staustufe (German Edition)

Titel: Staustufe (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alex Reichenbach
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der Arbeit, wollte nur auf dem Weg einmal kurz zu Hause anklingeln, weil ich direkt um die Ecke eine Pizza zu liefern habe.»
    «Wir werden Ihnen gerne gestatten, Ihren Chef anzurufen, um Ihre Abwesenheit zu erklären. Aber dann steigen Sie bitte ein.»
    « No way », sagte Benedetti zum wiederholten Mal. «Definitiv, ich verlier meinen Job. Wissen Sie überhaupt, was das heißt, Sie Beamtenarsch?»
    Blitzschnell klappte er den Ständer seines Rades hoch, schwang sich auf den Sattel, warf seiner Frau einen schwer interpretierbaren Blick zu und fuhr los.
    Winter blickte zu den Kollegen von der Streife. «Fahren Sie hinterher, offene Observation bis auf weiteres. Wir müssen erst mal sehen, was die Frau aussagt.»
    Dann stieg er in den Wagen. Die Serdaris zitterte jetzt ebenfalls am ganzen Körper. Winter hatte selten Verdächtige vor sich gehabt, die so schuldbewusst wirkten. Natürlich abgesehen von denen, die direkt gestanden. Die zum Beispiel selbst bei der Polizei anriefen, nachdem sie ihre ganze Familie umgebracht hatten, dann den geplanten Suizid aber nicht über sich brachten. Man sollte nicht meinen, wie viel leichter es ist, andere zu töten als sich selbst.
    Sonja Manteufel ging erst in ihre Wohnung zurück, nachdem beide Polizeiwagen sowie Nino Benedetti verschwunden waren. Dann tat sie etwas, das sie sich geschworen hatte, niemals mehr zu tun. Sie rief ihren Exmann an. Einen in Frankfurt sehr bekannten Anwalt.
    Er hatte sie vor zwei Jahren verlassen, für eine andere, jüngere, dünnere. Fast gleichzeitig hatte sie ihren Job verloren. Das Schlimmste aber war: Die Kinder hatten bei ihrem Mann bleiben wollen.
    Den Kindern ging es bei ihrem Vater und seiner Neuen blendend. Sonja dagegen ließ sich hängen, ganz und gar, um das Schicksal für seine Grausamkeit zu bestrafen.

    Patrick Heinrich hatte in seiner Dienstzeit selten eine so langweilige Aufgabe zu erledigen gehabt. Auf Streife und im Büro waren sie wenigstens zu zweit, da ließ sich die Zeit gut herumbringen. Aber den ganzen Tag einsam in Mülleimern herumzuwühlen war definitiv nicht sein Ding. Er zweifelte außerdem an dem Sinn der Übung. Das, was er zu suchen beauftragt war – nämlich Geldbörse, Ausweis, Gepäck oder Oberbekleidung der Toten –, lag seiner Ansicht nach auf dem Grund des Mains.
    Aber Heinrich war ein pflichtbewusster junger Polizist, dem der Arbeitsalltag die Ideale noch nicht geraubt hatte. Auf der Polizeischule hatte er einen Dozenten für Kriminalistik gehabt, der immer wieder erklärt hatte: Nur stures, sorgfältiges Abarbeiten aller Möglichkeiten führe am Ende zum Erfolg.
    Daher sah Heinrich in jeden, wirklich jeden Eimer und jede Tonne in den ihm angewiesenen Straßen. Und er trug weiträumig die oberen Schichten Müll ab, um zu schauen, was sich darunter verbarg. Bei Papier- und Plastikmüll war das kein Problem. Bei den schwarzen Tonnen, die auch den Biomüll enthielten, schon eher. Da der Müll morgen abgeholt werden sollte, waren sie übervoll. Und natürlich stanken sie zum Himmel. Heinrich war dankbar, dass es nicht Hochsommer war. Dann wäre diese Aufgabe gänzlich unerträglich gewesen. Zumindest die obersten Tüten nahm er auch bei den schwarzen Tonnen heraus, öffnete sie und sah hinein. Nach und nach versaute er sich dabei die Uniform derart, dass er bezweifelte, ob eine Reinigung noch helfen würde. Bei den großen Mehrfamilienhäusern waren die schwarzen Tonnen so riesig, dass er halb hineinkriechen musste, um bis nach hinten zu langen. In die tieferen Schichten kam er gar nicht. Und das war dumm, denn es war damit zu rechnen, dass ein Portemonnaie, falls es einzeln hineingeworfen worden war, in diesen geräumigen Riesentonnen zwischen den Müllbeuteln hindurchrutschen und weit nach unten fallen würde. Wie zum Beispiel dieses kleine gelbe Heftchen dort. In der Tonne einer begrünten Wohnanlage sah er es unerreichbar zwischen bodennahen Tüten hervorlugen. Das Heftchen stand sicher in keinerlei Zusammenhang mit dem Fall. Aber es kam ihm merkwürdig vor, und er hätte irgendwie ein schlechtes Gewissen, wenn er es nicht checken würde.
    Nur wie? Zum Wühlen hatte er bisher den Schlagstock benutzt. Aber auch damit reichte er nicht an das Heftchen heran. Mist, er hätte sich vom Grünanlagenamt oder der Stadtreinigung so eine Stange mit Spitze dran besorgen müssen.
    «Was machen Sie denn da?», tönte von hinten eine sonore Männerstimme. Heinrich hing gerade mit Schulter, Kopf und Arm in den Untiefen der

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