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Staustufe (German Edition)

Staustufe (German Edition)

Titel: Staustufe (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alex Reichenbach
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des Gestanks aus. Ich habe die Decken dann entsorgt. So etwas wäscht sich nicht gut.»
    Aha, so drehte er es. Sehr geschickt, fand Aksoy.
    «Fragt sich nur, warum Sie die Decken nicht in Ihren eigenen Müll geworfen haben. Wir haben beide im Container eines Hauses im Griesheimer Stadtweg gefunden.»
    Wieder lächelte Naumann.
    «Liebe junge Freundin, waren Sie nicht selbst schon einmal an meinem Boot? Es müsste Ihnen doch eigentlich klar sein, dass die Wagen der Frankfurter Abfallwirtschaft dorthin keine Zufahrt haben. Ich besitze daher gar keine Mülleimer. Aufgrund einer Vereinbarung mit den zuständigen Instanzen entsorge ich meinen Müll regulär im Container des Hauses Nummer 60 in der genannten Straße.»
    Aksoy fühlte sich mattgesetzt.
    «Okay, das werden wir überprüfen. Bitte erzählen Sie jetzt, wie Abend und Nacht weiter verliefen.»
    «Wenig bemerkenswert. Ich konnte nicht arbeiten, weil das Mädchen das Wohnzimmer belegte, das zugleich mein Arbeitszimmer ist. Ich las ein wenig Proust und löschte gegen eins das Licht. Am nächsten Morgen verlangte mein Gast Frühstück mit frischen Brötchen, womit ich jedoch nicht dienen konnte und wollte. Nach einem ausgiebigen Jagdzug durch meinen Kühlschrank und Vorratsschrank verließ mich die junge Dame gegen halb zwölf, um sich, wie sie mir verriet, mit einem gewissen Nino zu treffen, der ihr angeblich ein Flugticket mitbringen wolle. Nach dieser erstaunlichen Auskunft ließ ich die Kleine ziehen, doch nicht ohne sie zu informieren, dass sie für eine weitere Nacht nicht willkommen sei. Ich habe sie danach nie wiedergesehen.»
    Aksoy spürte, wie ihr der Schweiß den Rücken hinunterlief. Wieder ein Verdächtiger, der nach diesem Bericht eigentlich ausfiel. Der Mann war ein Unsympath. Aber nach allem, was man jetzt über das Mädchen wusste, war absolut plausibel, dass es genau so abgelaufen war.
    Trotzdem hatte sie das Gefühl, dass sie gerade dabei war zu versagen. Sie fragte sich, was Winter an ihrer Stelle jetzt fragen würde. Ob er den Verdächtigen wohl nach dieser Geschichte gehen lassen würde.
    Vielleicht hatte Winter die ganze Zeit recht gehabt und es war doch Eleni Serdaris, ging es ihr durch den Kopf. Aber begann deren Arbeit nicht um zwölf Uhr? Das Mainmädchen war bei Naumann erst um halb zwölf gegangen. Man müsste an Serdaris’ Arbeitsplatz fragen, ob sie am letzten Freitag pünktlich erschienen war.
    Nein, Unsinn, das war sie nicht. Sie hatte sich an dem Tag doch krankgemeldet. Und Benedetti hatte ausgesagt, er sei um zwei Uhr bei der Staustufe mit dem Mädchen verabredet gewesen. Gewiss hatte das Mädchen, nachdem sie Naumanns Boot verlassen hatte, in der Zwischenzeit dort auf einer Bank gesessen. Die Serdaris wäre mittags spazieren gegangen, um sich von den seelischen Aufregungen der vorhergehenden Tage zu erholen, und wäre am Main auf das Mädchen gestoßen. Zweifellos hätte sie dann mit ihr gesprochen. Das Mädchen hätte ihr frech ins Gesicht gesagt, dass sie mit Nino verabredet sei. Da wären bei der Serdaris die Sicherungen durchgebrannt. Und dann hätte sie … aber woher kam das Messer? Wenn das ein zufälliges Aufeinandertreffen war, hätte die Serdaris doch kein Messer dabeigehabt?
    Dieser Fall war wirklich zum Mäusemelken, dachte Aksoy. Unterdessen hatte Kettler das Verhör übernommen und Naumann gefragt, wie sich das Mädchen denn genannt habe.
    Naumann erklärte zunächst, er könne sich nicht erinnern. Er wisse bloß, dass es «einer dieser Unterschichtsnamen» gewesen sei. Nach ausgiebigem Bohren fiel es ihm doch ein: Jennifer.
    «Sind Sie sich sicher?», fragte Kettler.
    «Ja, ja, ich denke doch.»
    Und dann schlug Kettler mit einer unerwarteten Frage zu.
    «Zunächst war also das Mädchen bei Ihnen im Bett.»
    «Wie bitte?»
    «Das sagten Sie doch eben. Sie hätten das Mädchen zunächst in Ihr eigenes Bett gelassen, bevor sie es rauswarfen. Sie waren also mit dem Mädchen in Ihrem Bett.»
    Nichts dergleichen hatte Naumann gesagt. Aksoy konnte sich jedenfalls nicht erinnern. Aber womöglich hatte Kettler ins Schwarze getroffen. Jedenfalls lief Naumann rot an, und es verschwand der entspannte, leicht ironische Ausdruck, den er die ganze Zeit gepflegt hatte.
    «Äh, Unsinn, ich glaube nicht, Sie müssen mich da falsch verstanden haben. Ja, das Mädchen war kurz in meinem Bett. Aber ich … ich war nicht dabei. Also, nicht mit ihr im Bett.»
    «Interessant. Sie haben die Jennifer in ihr Bett gelassen. Und erst als

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