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Steam & Magic 01 - Feuerspiel

Steam & Magic 01 - Feuerspiel

Titel: Steam & Magic 01 - Feuerspiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cindy Spencer Pape
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georgianischen Steinhaus, bei dessen Anblick sich ein Kloß in Carolines Hals formte. Sie hatte gewusst, dass die Familie Hadrian wohlhabend war, aber diese Pracht hatte sie nicht erwartet, insbesondere nicht bei einem einfachen Baronet. Dennoch ließ sie sich mit hocherhobenem Haupt vom Diener in Livree herunterhelfen. Und in der gleichen aufrechten Haltung schritt sie auch durch das Eingangsportal, wo ein würdevoller Butler von oben auf sie herabsah, und nicht durch den Hintereingang, der für Dienstboten oder solche, die es werden wollten, reserviert war. Sie war selbst überrascht gewesen, als die Kutsche vor dem Haupteingang gehalten hatte, aber nachdem es nun einmal so war, würde sie sich entsprechend verhalten.
    »Caroline, meine Liebe, ich bin so dankbar, dass Sie kommen konnten.« Miss Hadrian eilte ins Foyer, als der Butler ihr gerade den zweckdienlichen grauen Umhang abnahm. Miss Hadrian ergriff mit herzlicher Geste Carolines Hand und hielt ihren Arm, um sie den breiten, imposanten Flur hinunterzugeleiten.
    Wie üblich war Miss Hadrian auf unaufdringliche Weise elegant gekleidet. Ihr tiefblaues Gabardine- Tageskleid war aus feinstem Stoff, schloss am Rocksaum aber nur mit einem einzigen Volant und einer einfachen Bordüre ab, anstatt der üblichen Schleifen und Rüschen. Außerdem trug sie viel weniger Unterröcke, als es Frauen ihres Standes für gewöhnlich taten. In dieser Begleitung fühlte sich Caroline etwas weniger schäbig in ihrem braunen Sergekleid, das nur von einem kleinen elfenbeinfarbenen Spitzenkragen und einem schmalen braun-grünen Band am Hals geziert wurde. Es war ihr neuestes Kleid, obwohl es nicht aufregender war als ihre anderen. Bei Gesprächen mit angehenden Dienstherren erschien ihr aufreizender Putz als gänzlich fehl am Platz.
    »Sie hätten wirklich zu keinem glücklicheren Zeitpunkt verfügbar sein können.« Der getäfelte Flur war seltsamerweiße völlig kahl, kein Wandschmuck, nicht einmal Gemälde gab es, obwohl man teilweise noch Nägel sah, wo einst welche gehangen hatten. Merkwürdig. Hatten die Hadrians vor Kurzem womöglich einen finanziellen Schlag erlitten? »Wenn Sie die Zöglinge sehen, werden Sie verstehen, warum ich an Sie gedacht habe, meine Liebe. Diese Kinder brauchen jemanden genau wie Sie.« Miss Hadrians Stimme hatte einen leicht gehetzten Unterton, den Caroline noch nie bei ihr bemerkt hatte. In diesem Haus musste wirklich etwas vorgefallen sein.
    Sie kamen in ein hübsches Gesellschaftszimmer, obwohl auch hier jeder Ziergegenstand fehlte, abgesehen von einer bronzenen Vase und einem Paar kleiner Silberstatuetten auf dem Kaminsims. Das Mobiliar war luxuriös und mit edlen Stoffen bezogen, was also geschehen war, es konnte nicht lange zurückliegen.
    Sir Merrick erhob sich, als die Frauen den Raum betraten. Sobald Caroline ihn sah, nahm sie keinerlei Notiz mehr von dem sonnigen gelben Zimmer mit dem dicken Teppich in Bronze und Grün. Vielmehr wurde ihr abwechselnd heiß und kalt und sie wusste sofort, dass sie diese Stellung mit Bedauern ablehnen musste.
    Ein Haus mit einem Mann barg immer Gefahr für eine junge, einigermaßen attraktive Gouvernante.
    Ein Haus mit einem Mann wie diesem barg Gefahr für jede Frau, in deren Adern Blut floss.
    Er sah sogar noch umwerfender aus als in ihrer Erinnerung, groß und breitschultrig, in einem schwarzen Cutaway, der wie angegossen saß. Das dunkelbraune leicht gewellte Haar war resolut aus seiner breiten Stirn gekämmt, so dass die intelligenten goldbraunen Augen nicht überschattet wurden, abgesehen von ausdrucksvollen dunklen Brauen und absurd dichten schwarzen Wimpern. Mit seinen dreißig, fünfunddreißig Jahren hatte er leichte Fältchen um Augen und Mund, war aber äußerst kraftvoll gebaut und hatte noch kein einziges graues Haar. Seine Züge waren stark und markant und seine wachen Augen gaben Caroline das Gefühl, dass er ihre aufgesetzte Tapferkeit mit einem Blick durchschaute.
    »Merrick, du erinnerst dich an meine Freundin, Miss Bristol.«
    »Natürlich erinnere ich mich, Miss Bristol.« Sir Merrick streckte Caroline die Hand entgegen.
    »Sir Merrick.« Als hätte sie ihn vergessen können. Sie fasste sich ein Herz, streckte ihm die eigene behandschuhte Hand entgegen und vollführte einen kleinen Knicks, wie es einem Angehörigen des niederen Adels wie einem Baronet gebührte. Das Prickeln, das dabei von seiner großen warmen Hand auszugehen schien, musste eine Täuschung sein, da sie ihn durch das

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