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Steam & Magic 01 - Feuerspiel

Steam & Magic 01 - Feuerspiel

Titel: Steam & Magic 01 - Feuerspiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cindy Spencer Pape
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Gebiet zu haben.« Und damit hatte sie den Vorwand, nach dem sie gesucht hatte. Es war völlig ausgeschlossen, dass sie unter einem Hausherrn arbeitete, der so maskulin und betörend war wie Sir Merrick, so sehr sie seine Tante mochte. »Ich bedaure es sehr, aber ganz offensichtlich bin ich nicht die richtige Gouvernante für Sie. Haben Sie vielen Dank, dass Sie an mich gedacht haben, und für die köstliche Erfrischung.«
    Gerade als sie ihre leere Tasse zurück auf das Tablett stellte, flog die Tür auf und etwas, das wie eine Nashornherde klang, rumpelte herein. Es waren fünf, erkannte sie, als sich der rennende Pulk in einzelne Kinder auflöste, plus eine ziemlich beträchtliche Anzahl von mechanischen Streicheltieren – ein Hund, ein Affe und ein Vogel. Eine Tasse zerschellte und auf einmal verstand sie das Fehlen aller Ziergegenstände in diesem sonst so schönen Haus. Diese Meute war erst seit ein paar Tagen hier, hatte Miss Hadrian in ihrem Brief geschrieben.
    Eines der kleineren Kinder, ein hagerer Junge von vielleicht neun oder zehn mit glattem, mittelbraunem Haar und einer Blässe, die auf eine kürzlich überstandene Krankheit hinwies, kam schlitternd vor Caroline zum Stehen und zwinkerte ihr zu. »Ich bin ein Bastard, schon gewusst?« Er schnappte sich einen Teekuchen vom Tablett, sauste davon und grinste verschmitzt.
    Caroline konnte sich das Lächeln nicht verbeißen, das ihre aufgesetzte Maske der Schicklichkeit durchdrang. »So, so.« Sie nahm sich noch ein Stückchen Himbeertorte von ihrem Teller. Köstlich. »Genau wie ich. Wie schön, dass wir etwas gemeinsam haben.« Das Lärmen erstarb und die Gruppe starrte sie entgeistert an, während Caroline in ihr Törtchen biss und kaute.
    Nachdem sie geschluckt hatte, fügte sie hinzu: »Aber die meisten Leute schätzen es nicht, wenn man öffentlich über diese Dinge spricht. Es ist ihnen unangenehm, weißt du, und bei guten Manieren geht es ja gerade darum, anderen Leuten Peinlichkeiten zu ersparen.«
    »Wir brauchen aber keine Gouvernante.« Eines der Mädchen scharrte mit der Schuhspitze auf dem Teppich und hielt den Blick starr auf den Boden gerichtet. Ihr dunkles Haar und die mandelförmigen Augen deuteten auf eine exotische Herkunft hin, obwohl ihr Cockney-Akzent ganz nach London gehörte.
    »Aber natürlich braucht ihr keine.« Caroline bemerkte, dass sie sich zum ersten Mal amüsierte, seit sie der Kutsche entstiegen war. Diese Kinder waren lustig. Ein Jammer, dass sie nicht bleiben konnte. Dann streifte ihr Blick einen duster dreinblickenden Sir Merrick und ihr augenblickliches Herzklopfen bestärkte sie in ihrem Entschluss. »Und ich bleibe nicht, also braucht ihr euch keine Sorgen zu machen. Aber nachdem ich schon mal Gouvernante war und gerade hier bin, kann ich euch beim Tee vielleicht erklären, welchen Zweck eine Gouvernante hat.«
    »Du redest komisch.« Der kleinste Junge, ein flachsblonder Pimpf, trug seinen Arm in der Schlinge. Er stopfte sich ein Zitronentörtchen in den Mund, in einem Stück.
    »Das tue ich wohl manchmal.« Caroline sah die Angst, die hinter seinen blassgrauen Augen lauerte. Diese Kinder waren frech, aber verängstigt. Es wäre gut, sie zu beruhigen, bevor sie sich wieder auf den Weg machte – und währenddessen konnte sie vielleicht noch ein, zwei Häppchen essen. Die Sandwiches waren wirklich ausgezeichnet – und wenn sie noch ein bisschen weiter knabberte, konnte sie sich heute Abend vielleicht das Abendessen sparen. »Aber das soll euch nicht stören. Was meint ihr denn, was eine Gouvernante tut?«
    »Uns den ganzen Spaß verderben«, antwortete der hagere, blasse Junge mit vollem Mund. Die anderen Kinder nickten.
    »Ich verstehe.« Caroline trank einen Schluck Tee. »Und was versteht ihr unter Spaß? Wie verbringt ihr eure Tage am liebsten?«
    »Mit Spielen.« Es war der kleine Blondschopf, der sich meldete. Caroline klopfte neben sich auf das Sofa und er kletterte zu ihr und ließ zu, dass sie ein Kissen unter seinen verletzten Arm steckte.
    »Lesen.« Der mittlere Junge, der hagere, kränkliche, sprach dieses eine Wort voll Ehrfurcht aus.
    »An Maschinen tüfteln.« Das größere Mädchen, ein hübsches Ding mit vollen dunkelroten Locken, trug einen ölverschmierten Overall, sprach aber in überraschend gepflegtem Akzent.
    Das dunkelhaarige Mädchen zuckte die Schultern, dann flüsterte es leise: »Singen.«
    »Das alles sind wundervolle Tätigkeiten.« Caroline musterte sie der Reihe nach mit Ernst.

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