- Steckspiele
unser Gast.«
Der »Prof« schüttelte den Kopf, ohne seine Augen von der Kellnerin wegzunehmen. »Bourbon«, sagte er leise.
Ihre Augen trafen sich.
»Bourbon?«
»Ja, Bourbon.«
»Wasser?«
»Nur Bourbon.«
»Kein Eis?«
»Stimmt. Kein Eis.«
»Ein großes Glas?«
»Ja. Ein großes Glas wäre gut.«
»Ich hole es sofort«, sagte sie, ohne sich zu bewegen.
»Gut.«
Die Kellnerin blieb am Tisch stehen, ihre Augen fest auf den kleinen »Prof« gerichtet. Er nickte kaum wahrnehmbar mit dem Kopf, und sie drehte sich langsam um und ging zur Bar.
Chuck hatte dieses Zwischenspiel genau beobachtet. Er wollte den Psychologen fragen, ob er »den Samen gesät« hätte, wie es während des Vortrages genannt worden war, aber irgendetwas hielt ihn von seiner Frage zurück. Er drehte sich um und schaute dem Go-Go-Girl zu, das gerade »oben ohne« auf die kleine, runde Bühne neben der Musikbox gehüpft war. Ihre Brüste sprangen auf und ab, und unten trug sie nur ein winziges, dunkelrotes Bikinihöschen.
Ein halbes Dutzend Studenten hatte sich zu ihnen gesetzt, und Chuck wurde ganz eng an Mitch herangedrängt. Der Schenkel des Fußballkapitäns drückte sich eng an sein Bein. Er drehte sich noch einmal um und linste wieder zu dem Tanzmädchen herüber. Er spürte, dass er einen Steifen bekam. Er stieß Mitch an. »Guck dir mal den nackten Busen an«, flüsterte er. Aber Mitch reagierte nicht, und Chuck drehte sich zu ihm um. Der Sportler starrte in Chucks Schoß herunter. »Jesus Maria! Das ist ja ein irrer Ständer, den du da hast!« murmelte er betrunken.
Verlegen sah Chuck zur Seite und bemerkte den amüsierten Blick des Wissenschaftlers. Die Augen des kleinen Mannes wanderten dann in eine andere Richtung, und da entdeckte Chuck jetzt die kleine Kellnerin, die neben dem Stuhl von Mitch stand, und die Bewegungen des Go-Go-Girls nachmachte.
»Was interessiert ihr euch denn alle so für dieses kleine Flittchen, bloß weil sie oben ohne ist?« schrie sie mit ihrem starken Südstaatenakzent. »Ich bin unten ohne.« Sie ließ ihre Hüften kreisen, ihr dünner Rock wirbelte in die Höhe, und darunter konnte man genau ihre honigfarbene Möse sehen, die von schwarzen Strumpfhaltern und Nylons eingerahmt war. Sie gab sich alle Mühe, die Aufmerksamkeit von Mitch auf sich zu ziehen, und Chuck war gespannt, was als nächstes passieren würde. Eine Ein- gebung, die er sich nicht erklären konnte, ließ ihn einen Blick zwi- schen die Beine seines Kommilitonen werfen. Da konnte er gerade noch mitbekommen, dass die gigantische Erektion des Fußball- kapitäns wie ein durchstochener Luftballon in sich zusammenfiel. »Ja, das machst du großartig«, sagte Mitch ohne jeden Enthusiasmus und klatschte abwesend in die Hände. Der kleine Professor lächelte in sich hinein, und Chuck ging seinem wissenden Blick aus dem Wege. Irgendwie empfand er Mitleid für Mitch. Er spürte, dass dieser seltsame Gast die ganze Situation inszeniert hatte. Er beugte sich zu Mitch herüber und flüsterte: »Was hältst du von dem Typen?«
»Wenn ich ehrlich sein soll: ich glaube der ist ausgesprochen mies.«
»Ja, irgendwie komisch.«
»Bestimmt. Er guckt einen so seltsam an.«
»Hast du das auch gemerkt?«
»Schon als ich das Schwein zum erstenmal gesehen habe.« »Ich hatte genau dasselbe Gefühl, Mitch.«
Chuck spürte, dass sich unter seiner Hand etwas bewegte. Er schüttelte den Kopf, der Alkohol hatte ihn ein bisschen durcheinander gebracht. Ein warmer Klotz drückte gegen seine Handfläche, aber er schob ihn herunter, um ihn stillzuhalten. Die Tänzerin mit dem nackten Busen war weg. Die Kellnerin auch. Er fragte sich, wieso er dann noch einen Ständer hatte, der gegen seine Hand preßte. Er blickte herunter und sah die Beule in seiner Hose; seine Hand war nicht zu sehen.
Jetzt erst merkte er, dass er die ganze Zeit an dem großen Fußballspieler herumgefummelt hatte. Rasch zog er die Hand weg und griff nach seinem Glas. Aus weiter Entfernung hörte er den Professor sagen: »Der Samen ist gesät, junger Mann. Jetzt ist es nur noch eine Frage der Zeit.«
»Der Zeit?« hörte er sich dümmlich zurückfragen.
Der kleine Mann hatte sich jetzt eng an ihn gelehnt. Seine Brille glänzte in dem rauchigen Licht der Bar. »Ja. Der Zeit. Und in Ihrem Fall wird die Zeit – Mitternacht sein. Ja, Mitternacht wird es soweit sein.«
Um halb zwölf war Chuck zu müde und zu betrunken, um sich noch an die merkwürdige Prophezeiung des Wissenschaftlers
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