- Steckspiele
Interesse von Bob Cantrell? Als der Rolls-Royce vor dem Pierre zum Stehen kam, war Chucks Interesse voll erwacht.
Der Empfangschef wanderte mit seinen manikürten Fingern über die Zimmerliste.
»Das tut mir leid, aber wir haben noch eine Suite. Im Ostflügel des Penthouse.«
»Die nehme ich.«
»In Ordnung, Sir. Für wieviele Tage?«
»Einen. Nein, sagen wir eine Woche.« Während er die Rolle von Bob Cantrell spielte, würde er ein Hauptquartier für seine Unter- nehmungen benötigen. Der Hotelangestellte holte ein Anmeldeformular hervor. »Die Suite kostet einhundert Dollar pro Tag, Sir.« Er hustete diskret. Chuck hatte kein Gepäck; das wussten sie beide. Er griff nach seinem Scheckbuch, beherrschte sich aber gerade noch rechtzeitig. Als Bob Cantrell konnte er nicht mehr einfach Schecks auf den Namen Charles Adams ausstellen.
»Ich habe keine Schecks mehr«, sagte er gelassen. »Lassen Sie mich Ihnen etwas Bargeld geben.« Er blätterte dreihundert Dollar auf den Tisch.
»Ich gehe im Moment noch nicht nach oben. Wenn jemand für mich anruft, bin ich in der Bar.«
Jetzt war es siebzehn Uhr fünfundvierzig. Er hatte noch Zeit, eine von Cantrells Telephonnummern auszuprobieren, bevor Zoe um sechs hierhin kam. Er betrat eine Telephonzelle und las noch einmal den Text des Paares in Manhattan »… er ein gefügiges Requisit ihrer kurvenreichen Autorität …«
Eine Frau kam an den Apparat. Ihre Stimme war tief, aber sehr melodisch. Sie hatte einen ganz leichten ausländischen Akzent. Vielleicht war sie Wienerin.
»Ja bitte.«
Chuck holte tief Luft. »Hier ist Bob«, sagte er leise und wartete ab.
»Bob? Was für ein Bob?« Die Frau klang ein bisschen argwöhnisch.
Chuck hatte Lust, einfach aufzuhängen. Jetzt fragte die Frau: »Haben Sie heute schon einmal angerufen?« Er beschloß zu bluffen.
»Hier ist Bob. Erinnern Sie sich denn nicht?«
Nach einem kurzen Schweigen rief die Frau: »Bob Cantrell?«
»Ja.«
»Natürlich. Jetzt erkenne ich deine Stimme. Das muss wohl der Anschluß gewesen sein.«
»Der Anschluß?«
»Das Telephon. Wir hatten Schwierigkeiten damit.«
Chuck runzelte die Stirn. Meinte sie damit, dass der Apparat abgehört wurde?
»Haben Sie das gemeldet?«
»Gemeldet? Wozu das denn? Wir haben halt ab und zu eine schlechte Verbindung. Das ist alles.«
Er seufzte erleichtert. Einen Augenblick lang hatte er befürchtet, dass das FBI schon gegen Bob Cantrell recherchierte.
Die Frau wurde jetzt geschäftsmäßig
»Du hättest mich gestern anrufen sollen.«
»Ich habe es ja versucht, aber …«
»Du hast anscheinend ein schlechtes Gedächtnis, Bob.«
»Ach?«
»Ich glaube, ich habe dir ja wohl gesagt, dass Ausreden zwecklos, sind.«
»Es tut mir leid.«
»Dein Brief war sehr gut. Sogar einer der offenherzigsten, die ich je bekommen habe.«
»Danke.« Eine andere Antwort fiel Chuck nicht ein.
»Daher bin ich sehr überrascht wegen – wegen deiner veränderten Art.«
Sie war wieder argwöhnisch geworden. Jetzt fragte sie:
»Von wo rufst du an?«
Chuck überlegte rasch. Er wollte irgendetwas erfinden, aber dann entschloß er sich anders. Er hatte ja vor, Bob Cantrells sämtliche Kontakte aufzudecken.
»Ich wohne im Pierre«, sagte er.
»Im Pierre? Na, na.« Sie klang beeindruckt.
»Hier ist es ganz praktisch«, sagte Chuck bescheiden.
Die Frau lachte kurz auf.
»Jedenfalls ist das das erste Mal, dass wir ein Dienstmäd- chen mit solchem Lebensstil haben! Wie lange wirst du dort bleiben?«
»Ach, ich weiß noch nicht«, sagte Chuck lässig und fügte hinzu. »Wohl eine ganze Weile. Wohnungen sind mir zu mühsam.« Er wollte nicht, dass die Frau irgendetwas über ihn herausfand, das seine wirkliche Identität offenbaren könnte.
»Bist du in deinem Zimmer?«
»Nein, in der Halle.«
»Hmm. Wie wirst du denn angezogen sein? Wenn du in einem Hotel wohnst, meine ich?«
Chuck wich aus. »Haben Sie irgendeinen Vorschlag?« »Das ist einzig und allein dein Problem, Bob«, bemerkte sie kühl. »Du weißt ja, dass du schon als Dienstmädchen angezogen sein sollst, wenn du hier ankommst. Ich dachte, das hätte ich dir bei deinem letzten Anruf schon deutlich gemacht.«
»Natürlich. Nur kann ich nicht aus dem Hotel ausziehen, weil …«
»Sie werden alles tun, was erforderlich ist, Mr. Cantrell. Da wollen wir doch jedes Mißverständnis vermeiden!« »Natürlich, aber …«
»Mich interessieren keine aber. Nur Ergebnisse. Entweder du kommst als Dienstmädchen, oder du kommst
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