Steels Duell: Historischer Roman (German Edition)
der verdammten Ritterlichkeit.«
Die Iren jubelten, verfolgten die fliehenden Überlebenden jedoch nicht, sondern machten überraschenderweise Anstalten, die Stellung zu halten. Falls die Alliierten das Dorf sichern sollten, würde Steel es mit diesen Iren aufnehmen müssen.
»Tarling, Hancock, Mackay. Jeder nimmt sich zehn Mann und folgt mir. Sergeant Slaughter, Ihr trommelt die anderen zusammen. Sucht auch Mr. Hansam. Sagt den Männern, wir haben dorthinten an der Kirche zu tun.«
Mit den dreißig Mann im Rücken eilte Steel die Straße hinauf in Richtung der rot gewandeten Infanterie, die das Feuer eingestellt hatte. Inzwischen konnte er die Fahne besser erkennen. Ein weißer Grund mit dem roten Kreuz und der goldenen Harfe – irische Jakobiten. Er konnte die Männer sogar einordnen; sie gehörten zu Clares Regiment. Ursprünglich Dragoner, die zu einem Infanterieregiment umgewandelt worden waren. Kommandeur der Truppe war der im Exil lebende Viscount Clare, Charles O’Brien. Steel war O’Brien einmal begegnet, ehe die Jakobiten den jungen Iren in die eigenen Reihen gelockt hatten, mit großem Gerede von den Vorrechten der Könige und göttlicher Monarchie. Aber das schien alles in einem anderen Leben stattgefunden zu haben. Damals waren sie blutjung gewesen; zwei beeindruckende Fähnriche, die in einem Ort namens Neerwinden gegen die Franzosen gekämpft hatten. Doch König Wilhelms Armee hatte vor dem Feind fliehen müssen und sechstausend Mann verloren.
Wie weit sie seit jenen Tagen gekommen sind, dachte Steel. Und was für eine seltsame Wendung des Schicksals, dass er es nun in diesem Dorf mit Clare zu tun bekommen würde.
Auf eine Entfernung von vierzig Yards bedeutete Steel den Grenadieren, stehen zu bleiben. Insgesamt waren dreißig Mann bei ihm. Kaum ein fairer Kampf. Dreißig gegen mehr als hundert. Vielleicht wäre er besser beraten, auf Verstärkung zu warten. Andererseits war Steel nicht gerade für seine Zurückhaltung bekannt.
»Grenadiere, Kappen von den Zündschnüren.« Sie würden es auf die harte Tour versuchen.
Slaughter blickte ihn erwartungsvoll an. »Greifen wir an, Sir?«
»Was sollen wir sonst tun? Die Männer sollen die Bomben zünden.«
Kaum hatte Slaughter den Mund geöffnet, um den Befehl weiterzugeben, als sich aus einer Straße rechts mit lautem Gebrüll Argyll und zwei Kompanien schottische Infanteristen lösten und die Iren an der Flanke angriffen.
»Vergesst die Granaten, verdammt!«, rief Steel. »An die Musketen, Männer!«, setzte er noch lauter hinzu. »Kompanie, Bajonette aufpflanzen!«
Die Grenadiere legten ihre Bomben vorsichtig zurück in die Ledertaschen, nahmen die Musketen von den Schultern und schraubten die Dillenbajonette auf die Mündungen.
»Mir nach! Angriff!«
Die eigene Muskete noch über den Rücken geschnallt, rannte Steel mit erhobenem Degen in Richtung des Getümmels bei der Kirche. Argylls Männer hatten die Iren von der Seite und zum Teil von vorn angegriffen, sodass Steel und den Seinen größtenteils die Sicht versperrt war. Doch das kam Steel nur gelegen, da auch ihn keiner gesehen hatte. Im nächsten Moment stürmte er in die irische Formation und stieß gegen einen Fähnrich der irischen Dragoner, der versuchte, Steel mit einem Satz nach vorn in Bedrängnis zu bringen. Steel wehrte den Stich mühelos ab und erwischte den Jungen mit dem Griff des Degens am Kopf. Der Fähnrich sackte zu Boden.
»Bei Gott, Jacob!«, zischte Steel. »Einer von Clares Leuten wäre ich jetzt bestimmt nicht gern. Ihr wisst ja, dass Argyll sie für Soldaten des Satans hält.«
Er sah, dass der Herzog ein Highland-Breitschwert schwang, das vielleicht noch ein wenig schwerer sein mochte als Steels Degen. Verbissen kämpfte Argyll sich mit zorniger Miene durch die Iren und schlug hemmungslos zu. In diesem Moment erblickte er Steel und rief, während er einen Gegner verstümmelte: »Steel, bei Gott. Was für ein Glück! Ein ganzes Regiment von Heiden. Papisten. Häretiker.« Getrieben und gleichsam besessen von seinem Eifer, warf er sich auf drei irische Dragoner. Den ersten spießte er mit seiner Klinge auf, den nächsten erwischte er mit einem Faustschlag im Gesicht, ehe er ihm die Kehle durchschnitt.
Steel schaute kurz zu Slaughter hinüber und wusste, was sie zu tun hatten. Beide eilten Argyll zu Hilfe, der es inzwischen mit dem dritten Dragoner aufgenommen hatte und in ein heftiges Gefecht verwickelt war. Den vierten Angreifer, der sich tückisch von hinten
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