Steels Duell: Historischer Roman (German Edition)
näherte, hatte der Herzog in dem Gewühl nicht bemerkt. Steel warf sich auf den Mann und schlitzte ihm mit einem wuchtigen Aufwärtshieb den Hinterkopf auf. Linker Hand drängten vier weitere Dragoner vor und hatten offenbar die Absicht, dem Kameraden beizuspringen, der mit dem Herzog focht.
Erst jetzt erkannte Steel, dass der vorderste Gegner ein Offizier war, und zwar kein Geringerer als O’Brien persönlich. Damals, als sie noch gemeinsam unter einer Fahne gekämpft hatten, war O’Brien für sein Talent mit dem Degen bekannt gewesen, und Steel sah sofort, dass der einstige Kamerad nichts von seiner Fechtkunst verlernt hatte. Denn inzwischen focht er gegen Argyll, und wann immer der Herzog einen Treffer landen wollte, parierte O’Brien den Vorstoß mit Leichtigkeit und Eleganz. Genau in dem Augenblick, als die übrigen Dragoner ihrem Kommandeur helfen wollten, waren Steel und Slaughter zur Stelle und nahmen es mit den neuen Gegnern auf. Ein halbes Dutzend Grenadiere war ebenfalls mit vorgerückt.
»Wurde aber auch Zeit!«, schimpfte Slaughter. »Corporal Taylor, Mulligan und die anderen, zu mir. Der Rest zu Captain Steel!«
Steel stellte sich einem der Dragoner, täuschte links einen Stoß mit dem Degen an und versetzte dem Mann einen kräftigen Tritt zwischen die Beine. Der Ire ging stöhnend zu Boden. Als alle Grenadiere einen Gegner gefunden hatten, sah Steel, dass Argyll Unterstützung aus den eigenen Reihen erhalten hatte, insbesondere von einem Sergeant – ein hünenhafter Kerl mit gewaltigem Brustkorb, der einen eroberten Kavalleriesäbel schwang. Gemeinsam mit dem Sergeant bedrängte Argyll nun O’Brien, doch es sah immer noch danach aus, als sei der Ire Herr der Lage. Steel parierte ein Bajonett von rechts und konnte den Angreifer im Gegenzug mit einem Stich in den Bauch außer Gefecht setzen. Währenddessen hatte auch Slaughter sich seines Gegners entledigt, und einen Moment lang standen die beiden Männer unschlüssig da. Genau im selben Augenblick kündigte Hufgetrappel auf dem Kopfsteinpflaster das Eintreffen rot uniformierter englischer Dragoner an.
An der Spitze der Abteilung ritt ein junger Cornet, der ein breites Grinsen aufgesetzt hatte. Er rief wie ein aufgeregter Schuljunge: »Das Feld ist unser! Das Feld ist unser! Die Franzosen ziehen sich zurück, der Tag ist unser, Jungs.«
Ein einzelner Schuss überlagerte das Klirren der stählernen Klingen, als Slaughter, der zur Muskete gegriffen hatte, in die Luft feuerte. Die Worte des Cornets brachten die endgültige Wende. Grenadiere und Iren gleichermaßen hielten im Kampf inne und warteten in der en garde -Position ab, unsicher, wie es weitergehen mochte.
O’Brien löste sich von Argyll, der sich zusammen mit dem riesigen Sergeant ein, zwei Schritte zurückzog. Der Ire hingegen war noch nicht gewillt, seine Deckung allzu schnell aufzugeben und richtete die Spitze seiner Klinge langsam himmelwärts. Und während der Herzog regungslos dastand, den Degen noch immer ausgestreckt, ließ der junge Jakobit die Waffe langsam sinken, bis die Spitze zum Boden zeigte. Argyll schaute einen Moment lang zu, ehe er seinem Sergeant kaum merklich zunickte. Ohne zu zögern machte der Hüne einen großen Satz in O’Briens Richtung und trieb dem Iren die Klinge ins Herz. Namenloses Erstaunen lag in den weichen, grünen Augen des jungen Mannes. Schließlich, mit glasigem Blick, umfasste er die Klinge, die in seiner Brust steckte, und fiel tot zu Boden.
Steel, der alles mit angesehen hatte, fehlten die Worte. Der große Sergeant indes zog die Klinge aus dem Toten, straffte die Schultern und wandte sich Argyll zu.
»Gute Arbeit, McKellar. Ein Sovereign für Euch.« Schon wandte er sich an sein Regiment. »Jeder von euch bekommt einen Sovereign für jeden Papisten, der heute fällt.«
Den blutigen Degen noch in der Hand, salutierte der Sergeant vor seinem Kommandeur und entfernte sich, um die gute Nachricht mit den Männern zu besprechen und die Verluste zu beziffern.
Steel wandte sich an Argyll. »Ihr habt ihn ermordet. Euer Hoheit, Clare hatte sich ergeben. Er bot Euch seinen Degen dar.«
»Dieser Mann war ein Papist und Verräter und hat bekommen, was er verdiente. Ich sagte es Euch ja bereits, Steel, ich kämpfe nicht nur für die Königin und mein Land. Ich kämpfe für ein größeres Britannien, für eine Nation, in der kein Platz mehr ist für solche Ungläubigen. Ich kämpfe für die Wahrheit, Steel. Für die Wahrheit. Für Freiheit und gegen
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