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Steels Duell: Historischer Roman (German Edition)

Steels Duell: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Steels Duell: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iain Gale
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kalter Gewissheit an jene verfluchte bayerische Ebene an der Donau und an das Dorf Blenheim, das der Schlacht im Nachhinein den Namen gegeben hatte. Denn genau dort, unweit des Flusses, der sich am Ende des Tages rot vom Blut der toten Franzosen gefärbt hatte, hatte der Feind so viele Soldaten nach Blenheim entsandt, dass die Männer nicht mehr in der Lage gewesen waren, zu kämpfen oder zu manövrieren, als die Alliierten schließlich angegriffen hatten.
    Soll sich das Ganze hier wiederholen?, ging es Steel durch den Kopf. Womöglich meinte das Schicksal es diesmal nicht gut mit den Angreifern. Würden am Ende die Grenadiere jämmerlich auf den Barrikaden zugrunde gehen?
    Während des Vorrückens auf das Dorf mussten Steels Männer wohl oder übel an den toten Rotröcken vorbeimarschieren, die zuvor beim ersten Angriff auf Ramillies gefallen waren. Bisweilen ließ es sich nicht vermeiden, über die Leichen hinwegsteigen zu müssen, so hoch war der Blutzoll gewesen. Der Anblick trug nicht gerade dazu bei, die Moral der Angriffsformation zu heben. Insbesondere dann nicht, wenn vereinzelt die vermeintlich Toten die Hände nach den Grenadieren ausstreckten oder sich gar in ihrer Verzweiflung an die Waden der Männer klammerten. Zweimal beobachtete Steel, wie Kameraden aus der Kompanie sich nur mithilfe von gezielten Tritten der Sterbenden zu entledigen wussten; Slaughter setzte ein paar Mal das Ende seines Spießes ein, um die Hände der Verwundeten abzuschütteln.
    Derweil hatte die französische Artillerie sich auf die vorrückenden Soldaten eingeschossen. Die ersten Kugeln regneten wenige Yards vor ihnen auf die Ebene. Sekunden später wühlte sich das glühend heiße Metall in die Reihen der Briten. Doch Steels Truppe musste vorrücken, wie es im Regelwerk vorgesehen war: »Schritt für Schritt.« Zwar wusste Steel, dass seine Männer die Distanz zum Dorf auch im Laufschritt geschafft hätten, aber das Schritttempo hatte den Vorteil, dass die Bataillone alle gleichmäßig vorrücken konnten.
    Weiter links entdeckte Steel Argyll. Er hatte sich zu Fuß an die Spitze seiner Brigade gesetzt und drehte sich gelegentlich mit aufmunternden Worten zu seinen Leuten um. Er hielt die Offiziere an, mit unvermindertem Tempo vorwärts zu drängen. Als sie sich dem Dorf auf gut dreißig Yards genähert hatten, quollen weiße Pulverwölkchen entlang der Verteidigungslinien auf. Fast im selben Moment bohrten sich die ersten Kugeln in die Körper von Steels Männern; die Rotröcke taumelten zurück wie Puppen in einem Totentanz. Instinktiv zogen sie die Köpfe ein, wie in einem Sturm, und drängten weiter. Gleichzeitig eröffnete die feindliche Batterie auf der Anhöhe jenseits des Dorfes das Feuer mit Kartätschengeschossen. Ein tödlicher Hagel aus kleinen Eisenkugeln ging auf die anstürmende Infanterie nieder.
    Steel hatte das Gefühl, als würde die ganze Welt ins Wanken geraten. Seine Kompanie drohte in einem Meer aus Blut zu versinken. Er schaute sich um und sah in einiger Entfernung schräg vor sich den Herzog von Argyll. Der General hatte die Barrikaden fast erreicht. Die Grenadiere seines Bataillons – Borthwicks Männer, wie Steel zu wissen glaubte – folgten ihm nach. Linker Hand schrie Henry Hansam Obszönitäten in Richtung der französischen Linien und drängte mit seinem Zug weiter zum Dorf. Nur noch zehn Yards, wenn überhaupt …
    Steel warf einen kurzen Blick über die Schulter und rief den Befehl, den seine Männer hoffentlich in all dem Lärm hörten: »Zündschnüre freilegen!«
    Er sah, wie Slaughter, den Spieß auf den Feind gerichtet, den Befehl mit erhobener Stimme weitergab und die Männer unbarmherzig antrieb. Schon schaute Steel wieder geradeaus und sah, dass das Dorf nur noch wenige Schritte entfernt war … fast mechanisch setzte er einen Fuß vor den anderen. Die Franzosen gaben eine weitere tödliche Salve ab, doch Steel blieb unversehrt. Er hörte Hansam aufschreien und sah, wie er sich den Arm hielt. Doch er warf Steel ein Lächeln zu und formte mit den Lippen, dass es bloß ein Kratzer sei. Weiter ging es. Fünf Yards. Drei.
    Sie waren da. Steel drehte den Kopf und schrie aus vollem Halse. »Abteilung halt! Zünden!«
    Als die Kompanie zum Stehen kam, machten sich die Männer hinter den Verteidigungslinien, die mit Schrecken ahnten, was ihnen blühte, wie verrückt daran, die Kugeln in die Läufe ihrer Musketen zu rammen. Aber es war zu spät.
    Mit einem zufriedenen Lächeln gab Steel den

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