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Steels Duell: Historischer Roman (German Edition)

Steels Duell: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Steels Duell: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iain Gale
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Europas in der Schwebe hängt.«

4.
    Steel stand auf der Straße und blickte hinauf zu den Fenstern der Häuser. Der Schuss war von irgendwo dort oben gekommen. Lange hatte der Knall in der kühlen Morgenluft nachgehallt. Die Kompanie hatte abrupt Halt gemacht, und spätestens jetzt waren die Männer wachgerüttelt. Steel merkte, wie die Kameraden hinter ihm vorsichtig abwartend die Köpfe eingezogen hatten und die Blicke von einem Fenster zum anderen huschen ließen. Sie hatten Wippendries erreicht, ein kleines Dorf wenige Meilen nördlich von Brüssel.
    »Habt Ihr gesehen, woher der Schuss kam, Sergeant?«
    »Bin mir nicht sicher, Sir. Drittes Haus links, würde ich sagen.«
    Am Ende der Marschkolonne gab es Unruhe. »Verdammter Mist!«
    »Ruhe dahinten, Mann!«
    »Aber Sergeant, die Kugel ging genau durch meinen verfluchten Hut. Ruiniert. Seht selbst.«
    Es war Tarling. Die Musketenkugel hatte tatsächlich die hohe Grenadiersmütze durchschlagen und die weiße Verzierung in der Mitte abgerissen; geblieben war ein versengtes Loch, dessen Rand mit filigranen Resten goldenen Garns verziert war.
    Slaughter starrte auf den durchlöcherten Hut. »Na, da hast du ja Glück gehabt, dass du die Kugel nicht ins Hirn bekommen hast, Tarling.«
    »Sergeant«, sagte Steel, »Ihr und vier Mann kommt mit mir. Die Übrigen bleiben bei Lieutenant Hansam. Und lasst eure verdammten Köpfe unten!« Noch während er sprach, löste sich ein zweiter Schuss wie aus dem Nichts. Die Kugel pfiff an Steels Ohr vorbei. »Gottverdammt! Das war knapp. Taylor, Cussiter, Mackay – mir nach. Bajonette aufpflanzen. Und lasst die Hüte liegen.«
    Schnell und in geduckter Haltung eilten die fünf Männer linker Hand die Straße hinunter. Erneut donnerte der Knall einer Muskete durch die Gassen; ein Querschläger, der vom Kopfsteinpflaster gegen die Häuserwände prallte. Die Soldaten verharrten. Slaughter war dicht hinter Steel. »Sind lausige Schützen, oder, Sir?«
    »Wahrscheinlich Rekruten. Aber wenn das stimmt, warum halten die sich dann damit auf, dass sie auf uns schießen? Sie könnten doch längst auf dem Weg nach Paris sein.«
    »Vielleicht wollen die uns gar nicht treffen, nur einschüchtern.«
    »Seid nicht albern, Jacob. Warum sollten sie? Was hätten sie davon? Etwa dieses verdammte Dorf? Die französische Armee ist auf dem Rückzug. Wir treiben sie in Richtung Paris.«
    Zwei Tage lag die Schlacht zurück, und seither hatten Steel und seine Männer sich kaum ausruhen dürfen, wie auch der Rest der Armee. Marlborough beabsichtigte, die Franzosen so weit wie möglich zurückzudrängen. Daher lautete der Befehl für die britischen Verbände, bis auf Weiteres in Eilmärschen nach Nordwesten vorzustoßen.
    Slaughter duckte sich instinktiv, als abermals eine Kugel über ihre Köpfe sirrte. »Vielleicht ist’s das, Sir. Vielleicht sind’s nicht mal Soldaten, sondern bloß Zivilisten. Und die werden die Hosen voll haben.«
    Die Kugel, die Slaughter und Steel verfehlt hatte, schlug weiter hinten auf dem Pflaster auf und sandte Steinsplitter in Mackays Waden. Der Mann schrie auf und hielt sich das blutende Bein.
    Steel suchte fieberhaft die Fenster ab. »Seid Ihr nun zufrieden, Jacob? Was tut es schon zur Sache, wer diese Leute sind? Die schießen auf uns, verdammt.« Er griff nach seiner Muskete und spannte den Hahn, da die Waffe bereits geladen war. »Mackay, Ihr bleibt hier. Der Rest mir nach. Zweites Haus von hier. Durch die Tür. Lauft!«
    Als die unsichtbare Muskete erneut abgefeuert wurde, waren die Grenadiere beim Haus angekommen und traten die Tür ein. Im Innern war es stockdunkel, was die Männer zunächst verblüffte. Sämtliche Fensterläden waren geschlossen, eine andere Lichtquelle gab es nicht.
    »Macht ein Fenster auf!«, rief Steel.
    Tarling war zur Stelle und führte den Befehl aus. Rasch sicherten die Männer das Haus, wie Steel es ihnen beigebracht hatte, Zimmer für Zimmer. Nacheinander riefen die Grenadiere: »Nichts, Sir.«
    »Niemand zu sehen, Sir.«
    »Nach oben«, zischte Steel. »Gebt acht.«
    Am oberen Treppenabsatz donnerte ein Musketenschuss; die Flamme des Mündungsfeuers erhellte kurz die Stufen. Der Unbekannte mochte auf Steel gezielt haben, doch die Kugel verfehlte weit ihr Ziel und bohrte sich in die Wand der Diele.
    »Jetzt!«, rief Steel.
    Gleichzeitig rannten er und Slaughter die Stufen hinauf und warfen sich auf die Gestalt im Halbdunkel.
    »Schafft ihn nach unten, Sergeant. Ich will ihn lebend.«
    Halb

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