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Steels Duell: Historischer Roman (German Edition)

Steels Duell: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Steels Duell: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iain Gale
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drängten, halb zerrten sie den Scharfschützen die Treppe hinunter und schleuderten ihn zu Boden. Bewegungslos und jammernd blieb die Gestalt liegen, bewacht von Cussiters und Tarlings Bajonettspitzen. Der Unbekannte hatte einen zierlichen Körperbau und trug sandfarbene Breeches und eine unscheinbare Weste.
    Slaughter lächelte triumphierend. »Was hab ich gesagt? Zivilisten.«
    »Los, aufstehen!«, rief Steel in scharfem Ton.
    Die Gestalt regte sich nicht. Deutlich war jetzt das Schluchzen zu hören. Steel bückte sich und drehte den Unbekannten um. »Es ist ein Junge! Nicht viel älter als zehn, würde ich sagen. Kein Wunder, dass er so schlecht schießt.« Er zog den Burschen auf die Füße, bedeutete den Kameraden, die Bajonette sinken zu lassen, und wandte sich an den blutjungen Scharfschützen. »Du Trottel! Was hast du dir dabei gedacht? Wir hätten dich töten können.« Der Junge starrte ihn aus großen Augen an und schien kein Wort der fremden Sprache zu verstehen. »Verdammter Mist, Jacob. Jetzt sind wir schon hinter Kindern her.«
    Slaughter hatte die alte, ungenaue Jagdflinte des Jungen an sich genommen, und so gingen sie zur Haustür und öffneten sie. Bei dem grellen Tageslicht mussten alle die Augen zusammenkneifen.
    Doch es war nicht das helle Licht, das Steel verharren ließ. Denn er starrte auf den Lauf einer Muskete. Das war stets eine unangenehme Erfahrung, zumal der Mann, der den Finger am Abzug hatte, ziemlich wütend zu sein schien. Er war etwas kleiner als Steel, trug einen braunen, wollenen Mantel und einen abgegriffenen, breitkrempigen Hut. Hinter ihm standen ungefähr zwei Dutzend Männer, allesamt bewaffnet und in Zivil. Der Mann sprach Steel auf Flämisch an. Steel verstand kein Wort.
    »Tut mir leid. Ich spreche Eure Sprache nicht.«
    Erneut setzte der Fremde an und hielt die Muskete unangenehm dicht vor Steels Gesicht. Steel ließ die Rundung des Laufs keine Sekunde aus den Augen und wisperte halb in Slaughters Richtung: »Irgendwo ein Anzeichen von den anderen?«
    »Stehen am Ende der Straße, Sir. Zwei Glieder tief. Blicke zu uns.«
    Steel versuchte es erneut auf diplomatischem Weg. »Ich weiß nicht, wer Ihr seid, aber ich bin ein britischer Offizier, und das da am Ende der Straße sind meine Männer. Wenn Ihr auf mich schießt, werden Euch vierzig Musketen niedermähen.« Der Mann blickte verdutzt drein und antwortete, diesmal auf Französisch. Schon besser, dachte Steel.
    »Die halten uns für Franzosen, Sir«, flüsterte Slaughter.
    »Ja, Sergeant, ist mir klar.«
    »Mijnheer, wir sind Briten, keine Franzosen. Wir tun Euch nichts. Wir haben die Franzosen in einer großen Schlacht geschlagen.«
    Der Fremde blickte skeptisch drein. »Engländer?«
    »Ja, Engländer. Freunde. Bitte …«
    Der Mann trat mit einem Lächeln einen Schritt zurück, ließ die Waffe aber noch nicht sinken. Ohne den Blick von Steel zu wenden, sprach er erneut und deutete auf sich selbst. »Jan.«
    Aus den hinteren Reihen der Bürgerwehr löste sich jemand und trat vor. »Ihr seid Engländer?«
    »Ja, wir sind Briten. Schotten, Ecossais. Gott sei Dank, Ihr sprecht unsere Sprache.«
    »Ja, ich kann gut Englisch. Ihr werdet uns nichts tun?«
    »Nein. Wir haben die Franzosen in einer großen Schlacht besiegt. Wir vertreiben sie aus Eurem Land.«
    Der Mann schien Steels Antwort einen Moment lang abzuwägen, lächelte dann und nickte. »Dann seid Ihr willkommen, Sir. Es tut mir leid. Meine Leute sind verschreckt. Wir haben hier so viel Schlimmes gesehen. Zu viele Soldaten. Französische Truppen. Gestern kamen sie erneut. Viele Verwundete. Einige starben. Und sie nahmen uns unsere Vorräte weg. Töteten zwei von uns, die sie daran hindern wollten.«
    Französische Deserteure. Steel wusste, was nun geschehen würde. Er hatte so etwas schon zur Genüge erlebt. In Russland, Bayern, Spanien und hier in Flandern. Wenn eine Armee zerfiel, den Zusammenhalt verlor und ohne Offiziere dastand, blieb nur ein wilder Haufen übrig. Mordende, raubgierige Horden, die sich nicht mehr an irgendwelche Prinzipien oder Moralvorstellungen hielten. Nichts war gefährlicher als eine führerlose Armee.
    Der Dorfbewohner wandte sich an den Mann mit der Muskete, die dieser schließlich sinken ließ. Steel rang sich ein Lächeln ab und nickte.
    »Ihr habt die Franzosen geschlagen? Ja, davon haben wir schon gehört. Die Franzosen sind besiegt. Aber Ihr seht ja, wir können es noch nicht glauben. Müssen vorsichtig sein, wenn wir Bewaffnete

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