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Steels Duell: Historischer Roman (German Edition)

Steels Duell: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Steels Duell: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iain Gale
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tretet näher. Ein Glas Wein für den Gouverneur.« Er winkte dem Mädchen. »Du da, Mädchen. Bring uns Wein.« Schon wandte er sich de la Motte zu, der ein wenig außer Atem zu sein schien. »Seid Ihr erschöpft, Gouverneur? Bevorzugt Ihr vielleicht ein kühles Glas Bier?«
    »Nein, nein. Wein wäre genau richtig, habt Dank. Ich war nur sehr in Eile. Das legt sich gleich.«
    Die Schankmagd kam mit den Getränken, beugte sich weit über den Tisch und servierte, während de la Motte sich den Schweiß von der Stirn tupfte. Trouin nutzte die Gelegenheit und griff dem Mädchen von hinten unter den Rock. Für einen kurzen Moment erstarrte sie und verschüttete etwas von dem Wein. Doch schließlich entspannte sie sich. Trouin zog seine Hand zurück, als der Gouverneur einen Schluck nahm. Als das Mädchen sich umdrehte, warf es Trouin ein keckes Lächeln zu und entfernte sich. Trouin schaute ihr nach. Ja. Vielleicht war noch Zeit für gewisse Freuden. Sicher noch in derselben Nacht. Als Trouin sich wieder zum Tisch drehte, merkte er, dass der Gouverneur bereits in einen monotonen, brummenden Sprechrhythmus verfallen war.
    »Captain, ich bin wahrlich in Sorge. Als Gouverneur dieser Stadt trage ich Verantwortung für die Menschen hier. Ich erhalte Berichte, dass die Briten vor der Küste über Schiffe verfügen, die Brandbomben schleudern können. Was, wenn diese Waffen zum Einsatz kämen?«
    »Das wird sich kaum vermeiden lassen. Die Briten haben sich nicht umsonst die Mühe gemacht, diese Schiffe hierher zu bringen, mein teurer Gouverneur. Wieso sollten sie sie also nicht nutzen?«
    »Vielleicht wollen sie uns auch nur drohen und uns auf diese Weise zur Kapitulation zwingen.«
    Trouin ließ ein raues Lachen ertönen. »Sollte das ihre Absicht sein, so fürchte ich, de la Motte, dass die Briten sich irren. Ich habe nämlich nicht vor, mich aus dieser Stadt verjagen zu lassen. Wir werden abwarten, was für törichte Spiele die Engländer sich ausdenken. Vergesst nicht, Gouverneur, während wir abwarten, ist unser Entsatz auf dem Weg hierher.«
    De la Motte lächelte. »Ah ja, die Armee. Der König, so heißt es, hat eine Marschsäule entsandt.«
    »Verflucht seien der König und die Armee, Mann! Ich spreche von Jean du Casse. Der Admiral ist nur noch wenige Tage entfernt. Ihr wisst doch, dass er Spanien vor drei Wochen verlassen hat. Ich freue mich schon, ihn wiederzusehen.«
    »Du Casse ist auf dem Weg hierher? Ich muss mich noch um seine Unterbringung kümmern. Was für eine Ehre! Du Casse!«
    Trouin lachte verächtlich. »Eine Ehre? Du Casse ist ebenso wenig ein Adliger wie ich. Gütiger Gott, Mann. Ihr seid ein Graf. Du Casse hat sich nur einen Namen gemacht, indem er Sklaven in der Karibik verkaufte. Der König hat ihn zum Offizier ernannt, weil er eine niederländische Handelsflotte plünderte. Er ist ein Kaperfahrer, genau wie ich.« Trouin beugte sich vor und kam dem Gouverneur sehr nah. »Ein Pirat, wenn Euch das besser gefällt, de la Motte. Wie hört sich das in Euren Ohren an? Piraten – wir essen Kinder und braten unsere Feinde bei lebendigem Leibe. Wusstet Ihr das noch nicht?«
    Trouins unvermutete Wildheit verunsicherte de la Motte sichtlich. Der Name des Admirals hatte einen legendären Klang, du Casses Aufstieg war kometenhaft. In Frankreich wurde er als Held gefeiert. So lautete jedenfalls die offizielle Version. Doch wenige kannten ihn so gut wie Trouin und wussten, was du Casse wirklich war: ein skrupelloser Freibeuter, der nach einem furchtbaren Überfall auf Cartagena und seinem Beutezug in den englischen Kolonien von König Ludwig zum Admiral ernannt worden war. Die Einwohner Port Royals etwa hatte du Casse kurzerhand versklavt, Männer, Frauen und Kinder.
    De la Motte wirkte verängstigt. »Glaubt Ihr wirklich, dass er kommen wird?«
    »Seid unbesorgt. Du Casse wird die Belagerung durchbrechen, und mir tut jetzt schon jeder leid, der es wagt, sich ihm in den Weg zu stellen. Innerhalb einer Woche wird er hier sein. Wartet es ab. Bis dahin üben wir uns in Geduld. Brandbomben hin oder her.« Trouin zupfte an seinen Fingernägeln herum. »Wie Ihr seht, mein lieber Gouverneur, bin ich keineswegs beunruhigt.«
    Trouin schenkte sich selbst und de la Motte nach und goss Wein in ein drittes Glas, das bislang unbenutzt auf dem Tisch gestanden hatte.
    Der Gouverneur blickte verdutzt drein. »Ihr erwartet noch jemanden, Trouin?«
    »In der Tat. Und ich kann ihn Euch beschreiben. Er ist mittelgroß und breit

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