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Steels Duell: Historischer Roman (German Edition)

Steels Duell: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Steels Duell: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iain Gale
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gebaut. Sein Gesicht ist von Pockennarben verunstaltet, und seine grünen Augen liegen tief in den Höhlen. Er trägt die Uniform eines Offiziers der französischen Armee. Und hier kommt er schon.«
    Das Gespräch wurde unterbrochen, als ein Mann an den Tisch trat, der, wie Trouin gesagt hatte, eine französische Armeeuniform trug.
    Trouin deutete eine Verbeugung an. »Ah, Major Malbec. Willkommen. Ein Glas Wein? Ihr kennt doch sicher den Gouverneur?«
    Selbstverständlich war Major Claude Malbec, der Kommandant der Garnison von Ostende, gut mit de la Motte bekannt. Allerdings suchte er nie die Nähe des Gouverneurs, empfand er seine Gesellschaft doch als abstoßend.
    »In der Tat«, antwortete er mit einem undurchsichtigen Lächeln. »Comte de la Motte. Ist mir ein Vergnügen.« Malbec nahm Platz, denn das Glas Wein war ihm nicht entgangen. »Sehr freundlich von Euch, Captain. Ich kann aber nicht lange bleiben. Wir haben eben erfahren, dass die Engländer einen Großangriff planen. Ihre Flotte wird die Stadt vermutlich in den nächsten Tagen unter Beschuss nehmen. Vielleicht schon morgen.« Er nahm einen langen Schluck und wandte sich de la Motte zu. »Gouverneur. Seid Ihr vertraut mit Marshal Vaubans Maßnahmen für die Sicherheit der Garnison?«
    De la Motte lächelte und nickte. »Ja, in der Tat, Major. Alle Menschen hier in der Stadt kennen die Zugänge zu den sicheren Blockhäusern und Kasematten. Wir üben das einmal pro Woche. Seid versichert, wenn der Beschuss beginnt – was ich nicht hoffe –, werden sich alle, Männer, Frauen wie Kinder, in Sicherheit bringen und so lange dort bleiben, bis die größte Gefahr überstanden ist.«
    Malbec schüttelte den Kopf. »Nein. Ich fürchte, in dieser Hinsicht irrt Ihr Euch, Gouverneur.«
    »Pardon, aber ich verstehe nicht recht, Major.«
    »Wirklich nicht? Es ist sehr einfach. Seht Ihr, Gouverneur, meine Männer sind wertvoller als all Eure Einwohner Ostendes. Es sind ohnehin nur Flamen, nicht wahr? Was kümmert es uns, wenn sie sterben müssen. Ich wette, die Hälfte von ihnen würde uns im Schlaf ermorden, hätten sie die Gelegenheit dazu. Ich fürchte daher, dass sie leiden müssen. Die Blockhäuser und Kasematten brauche ich für meine Männer. Wenn der Beschuss beginnt, schaffen wir die Geschütze von den Wehrgängen hinunter in die Kasematten. Später, wenn das Schlimmste überstanden ist, kommen wir wieder heraus und wehren den Sturmangriff ab, der sicher folgen wird. Denn sonst – nun, sonst sind wir alle tot, und die Stadt wäre verloren.«
    »Meint Ihr nicht, dass dieser Plan unmoralisch ist?«, wandte de la Motte ein. »Frauen und Kinder zu opfern, flämische Landarbeiter?«
    »Das ist meine Pflicht als Soldat. Und meine Pflicht verlangt, die Feinde Frankreichs zu töten. Und wenn das bedeutet, dass ich eine Handvoll flämische Bauern opfern muss, dann ist das eben so.«
    Trouin wusste, in welchem Ruf Malbec stand. Noch vor der eigentlichen Schlacht von Höchstädt hatte der Major im Verlauf des Feldzuges in Bayern die Bewohner eines Dorfes abschlachten lassen. Männer, Frauen und Kinder. Dieser Malbec kannte keine Skrupel und hatte gewiss kein Ehrgefühl. Selbst Piraten handelten gemäß ihrem eigenen Kodex. Doch dieser Mann besaß keine Seele.
    »Ja, Malbec. Ich verstehe, was der Gouverneur meint. Euer Vorhaben steht gewiss nicht in Einklang mit dem Verhalten eines Gentleman«, gab Trouin zu bedenken.
    Malbec gab ein Schnauben von sich. »Wer hat je behauptet, ich sei ein Gentleman? Mit diesem Titel habe ich mich nie geschmückt.«
    Trouin musste lachen.
    De la Motte erhob sich und machte eine Verbeugung. »Wenn Ihr mich jetzt entschuldigen würdet, Captain. Major. Ich muss nach Hause. Sonst vernachlässige ich meine Gefangene.«
    Ein Lächeln spielte um Trouins Lippen. Vor ungefähr einer Woche hatte man im Ärmelkanal an Bord einer britischen Scoop eine englische Adlige gefangen genommen, eine Gräfin, wie es hieß, die obendrein noch ausnehmend hübsch zu sein schien. Stunden vor der Ankunft der alliierten Armee hatte man sie in die Stadt gebracht, die nun einem riesigen Gefängnis glich; fortan war die Gräfin zu Gast bei de la Motte. Vermutlich würde sie so lange in seiner Obhut bleiben, bis man sie gegen einen französischen Gefangenen gleichen Ranges eintauschen könnte. Falls ihr nichts anderes widerfuhr. Sie stellte eine wertvolle Prise dar, aber selbst ihr politischer Wert hielt den eigenwilligen Trouin nicht davon ab herauszufinden, ob er

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