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Steels Duell: Historischer Roman (German Edition)

Steels Duell: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Steels Duell: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iain Gale
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Münzhaufen wuchs, und die junge Frau suchte immer wieder den Blick eines Mannes zu ihrer Rechten, eines großen Burschen mit kraftvollen Armen und kahlem Schädel. Wann immer der Mann kaum merklich nickte, ließ die Tänzerin eine weitere Hülle fallen. Ihr Zuhälter wusste genau, wann es Zeit war aufzuhören; sobald die junge Frau nämlich so viel von ihren Reizen zur Schau gestellt hatte, dass einer der Zuschauer ihr nach oben in eine der schmierigen Schlafkammern folgte. Der Betreffende riskierte eine unangenehme, schmerzhafte Syphilis, während die Tänzerin um einige Crowns reicher aus der kurzen Begegnung hervorging. Trouin wusste, dass oben noch andere Spiegel angebracht waren, so clever indes, dass manch ein Zecher den Freudenmädchen bei ihrer Arbeit zuschauen konnte und auf diese heimliche Weise auf seine Kosten kam. Bisweilen hatte selbst Trouin solch harmlosen Voyeurismus genossen.
    An diesem Abend jedoch stand ihm der Sinn nicht nach Vergnügungen dieser Art. Dieser Abend war weder für die Wollust noch für das Töten gemacht, sondern für das Kartenspiel. Trouin gab dem Zuhälter ein Zeichen, worauf dieser mit den Fingern schnippte. Augenblicklich hielt die junge Frau in ihren Bewegungen inne und bückte sich, um ihre Kleidungsstücke aufzuheben. Die umstehenden Männer seufzten, hatte die schöne Tänzerin doch nicht mehr am Leib getragen als hauchdünnen Stoff, der nur noch ihre vollen Brüste und ihr Geschlecht verdeckte. Aber Trouin wollte spielen und würde sich von nichts und niemandem daran hindern lassen. Als das Mädchen und ihr Zuhälter ihre Beute für den Abend gefunden zu haben schienen – einen jüngeren Seemann, der noch nicht in der Schänke gewesen war –, ließ Trouin es sich nicht nehmen, den unbedarften Freier ein paar warnende Worte mit auf den Weg zu geben.
    »Gib acht, Thomas, sie ist so gewöhnlich wie der Stuhl eines Barbiers. Kaum ist der eine Kunde fort, kommt schon der Nächste.« Die anderen Männer lachten. Doch Trouin wandte sich bereits an die Spieler. »Die Karten, meine Herren. Spielen wir. Wer steigt mit ein?«
    Die Männer wichen zurück. Trouin eilte ein gewisser Ruf voraus. Hatte er nicht in St. Malo einen Mann im Duell getötet, nach einem Kartenspiel? Und dann war da noch jener Vorfall in Carolina, als Trouin zweihundert Louis d’or verloren hatte: In den folgenden drei Tagen hatten alle Kartenspieler ihr Leben verloren – nur eben Trouin nicht. Keiner vermochte genau zu sagen, wer beim Spiel betrogen hatte, aber niemand wagte es, den Ausgang infrage zu stellen.
    Trouin wandte sich an die Umstehenden. »Kommt schon. Was darf es sein? Vielleicht ein Spiel Basset? Oder Ombre? Kommt, Soucrouff! Ihr da, Evans, Barry! Wie steht’s mit dir, Dick Hughes? Bringt die Karten her. Kommt, gesellt Euch zu mir, meine Herren.«
    Zögerlich näherten die Angesprochenen sich dem Spieltisch. Ihr Widerwille ließ sich leicht erklären. Wussten sie doch, dass einer von ihnen mit einer Kugel im Leib enden könnte, wenn die Dinge sich schlecht entwickelten.
***
    Lässig warf Trouin die Karten auf den Tisch. »Ich habe gewonnen, meine Herren. Habt Dank, dass Ihr mir Gesellschaft geleistet und Sportsgeist bewiesen habt. Allerdings denke ich, dass wir es jetzt dabei belassen sollten.« Langsam zog er eine der beiden Pistolen aus dem Gürtel, spannte den Hahn und legte die Waffe vor sich auf den Tisch. »Das heißt, wenn alle einverstanden sind.«
    Wie auf ein geheimes Zeichen nickten alle vier Männer am Tisch eifrig. Jeder legte brav die Karten auf den Tisch, erhob sich und verabschiedete sich mit einer kurzen Verbeugung. Sie hatten Lanterloo gespielt, wobei der Kreuzbube der höchste Trumpf war; die anderen Spieler hatten stets dafür gesorgt, dass Trouin jede Runde gewann. Als auch der letzte Spielpartner den Raum verließ, griff Trouin nach der Pistole, sicherte sie wieder und blickte auf den Haufen Goldmünzen vor sich auf dem Tisch. Dann zog er an seiner Pfeife und genoss den süßlichen Tabak aus Virginia, ehe er an seinem Cognacglas nippte. Doch keinen Moment ließ er die Rundungen eines der Dienstmädchen aus den Augen. Eine neue Schankmagd. Schon reizte es ihn, etwas Neues zu kosten, doch während er sich fragte, ob der Abend noch andere Freuden bereithielt, vernahm er ein respektvolles Hüsteln hinter sich und schaute sich um.
    Auf der Türschwelle stand der französische Gouverneur von Ostende, der Comte de la Motte. »Captain Trouin?«
    »Gouverneur. Ich bitte Euch,

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