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Steels Duell: Historischer Roman (German Edition)

Steels Duell: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Steels Duell: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iain Gale
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die Dame nicht zu seinen Eroberungen hinzuzählen konnte.
    Er zwinkerte dem Gouverneur zu. »Vergesst nicht unsere Verabredung, mein lieber Graf. Ich habe vor, Euch morgen einen Besuch abzustatten, um Eure hübsche Gefangene näher kennenzulernen. Ihr wisst doch, wie sehr die Engländer mich faszinieren.«
    »Die Gräfin wird entzückt sein, Trouin, da bin ich mir sicher. Aber bitte sorgt dafür, dass Ihr nicht in Gesellschaft Eurer Männer vor meiner Tür steht. Vergesst nicht, ich bin hier König Ludwigs Botschafter. Daher ist es meine Pflicht, für das Wohlergehen jedes englischen Adligen zu sorgen, den wir gefangen nehmen.«
    »Keine Sorge, Gouverneur. Ich verfolge nur ehrbare Absichten. Ihr vergesst, dass ich selbst zum Offizier der königlichen Marine ernannt wurde. Daher habe auch ich, mein lieber Graf, einen Ruf zu verteidigen.«
    »Dann auf morgen.«
    Sowie der Gouverneur den Raum verlassen hatte, wandte Trouin sich an Malbec: »Das würdet Ihr wirklich tun?«, fragte er mit einem Lächeln. »Ihr rettet Euch selbst und lasst zu, dass Frauen und Kinder in den Flammen umkommen?«
    »Gewiss würde ich das tun, Captain. Warum nicht, um alles in der Welt? Das ist die einzig vernünftige Lösung.«
    »Fürwahr, ich weiß, dass Eure Überlegungen stets von Vernunft geprägt sind. Ihr und Eure Männer, Major, mich selbst mit eingeschlossen, sind natürlich die wertvollsten Personen hier in der Stadt. Es überrascht mich nur ein wenig, dass Ihr so kühl entscheidet, so weit entfernt von jeglicher Vorstellung von Menschlichkeit.«
    »Verflucht sei die Menschlichkeit, Trouin. Ich wüsste nicht, wofür ich mich bei meinen Mitmenschen bedanken sollte.«
    »Ich weiß einige Details aus Eurem Leben, Major. Aber erklärt mir, wenn Ihr könnt, woher dieser Hass kommt.«
    »Ihr mögt einiges über mich wissen, das glaube ich gern. Aber wollt Ihr hören, warum ich den Engländern so wenig zu Dank verpflichtet bin? Vielleicht entsinnt Ihr Euch eines Vorfalls, der diesen Monat genau dreizehn Jahre zurückliegt. Es wurde viel darüber berichtet. Eine englische Flotte eröffnete das Feuer auf Dieppe und Le Havre. Es ging um den Vorwurf, diese Städte gewährten Freibeutern Unterschlupf. Ich stamme aus der Normandie, Captain. Le Havre ist meine Heimatstadt.«
    Trouin sah, dass Tränen in den Augen des Majors schimmerten. »An jenem Tag«, fuhr Malbec fort, »fanden zweihundert Zivilisten den Tod. Darunter waren auch meine Frau und meine beiden Söhne. Sie waren erst fünf und neun Jahre alt. Meine Frau hieß Marie.« Er schaute kurz zur Seite, als ringe er um Fassung, und fuhr dann fort: »Und heute, Captain Trouin, heute kümmert es mich nicht, wer wann stirbt. Ganz gleich, wessen Frauen und Söhne womöglich in dem Krieg sterben, den ich zu führen habe. Ich trage zwar die Uniform der französischen Armee und kämpfe für den König, aber glaubt mir, Captain, ich lebe nur noch für den Tod.« Mit diesen Worten stand er auf und verbeugte sich.
    Trouin schaute nachdenklich zu ihm auf. »Das tut mir ausgesprochen leid, Major. Dann bis zum nächsten Mal.«
    »Ja, bis zum nächsten Mal, während des Beschusses, Captain. Wenn Eure Männer neben meinen Schutz suchen in Marshal Vaubans Blockhäusern.«
    Malbec machte auf dem Absatz kehrt und ging mit lauten Schritten über den steinernen Boden; rhythmisch schlug sein Degen gegen den hohen Stiefel. Trouin schenkte sich noch etwas Wein nach und leerte das Glas in einem Zug. Dann wandte er sich an den stummen Mohren, der reglos hinter ihm stand.
    »Komm, Ajax. Gehen wir ein wenig spazieren. Ich denke, wir brauchen frische Luft. Dieser Raum stinkt zu sehr nach dem Militär … außerdem liegt mir hier zu viel Traurigkeit in der Luft.«
    Inzwischen waren die meisten Tänzerinnen und Huren fort, und diejenigen, die noch da waren, hingen entweder betrunken halb über den Tischen oder waren noch in amourösen Umarmungen mit ihren Kunden. Ein Hund leckte eine Lache Erbrochenes auf, unweit der Stelle, wo der irische Geiger gesessen hatte; der Junge am Bratenspieß war längst eingeschlafen. Trouin und Ajax traten hinaus in die milde Nacht.
    Der Etoile du Nord lag im südlichen Viertel der Stadt, noch innerhalb der Befestigungsanlagen, aber schon nah bei den Anlegeplätzen am Hafen und dem Zentrum des maritimen Lebens. Wenn man das Labyrinth aus engen Gassen in Richtung Hafen verließ, gelangte man an der hohen Außenmauer an einen Torbogen, der zu den Anlegestegen führte. Der Tordurchgang wurde

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