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Steels Duell: Historischer Roman (German Edition)

Steels Duell: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Steels Duell: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iain Gale
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jemand wie Trouin überhaupt je eine Stadt als sein Zuhause bezeichnete. Doch er musste zugeben, dass er sich in Ostende wohlfühlte.
    Seine Schiffe, das Flaggschiff Bellona und die kleinere Railleuse , mit sechzig beziehungsweise vierzig Geschützen an Bord, lagen sicher im Hafen vor Anker. Ihm selbst konnte dank des in Paris ausgestellten Kaperbriefes nicht viel passieren. Trouin war gebürtiger Franzose und stammte aus einer Kauffahrteifamilie aus St. Malo. Mit sechzehn war er zur französischen Marine gegangen. Doch da er nie die Neigung verspürt hatte, sich unterzuordnen, und nur sich selbst gegenüber verpflichtet war, hatte er rasch das lukrativere Leben als Pirat gewählt. 1689 hatte Trouin Glück, dass Frankreich gegen England Krieg führte. Binnen kurzer Zeit stand er erneut in der Gunst seiner ehemaligen Kameraden in der Marine. Er hatte sich rechtzeitig der richtigen Seite angeschlossen. Denn König Ludwigs Marine galt inzwischen als die stärkste Seemacht der Welt. Allerdings hatten die Engländer nichts unversucht gelassen, die eigene Flotte aufzurüsten. Gleichwohl vermochte niemand, die Franzosen in einer offenen, fair geführten Seeschlacht zu besiegen. Oder in einem unfair geführten Gefecht – und hier kam Trouin ins Spiel.
    Mit zwanzig Jahren hatte er sein erstes Kommando erhalten, über ein Schiff mit vierzig Geschützen. War es ihm damals nicht gelungen, allein mit diesem Schiff fünf englische Schiffe zu erobern? Sein Ruhm wuchs von Jahr zu Jahr. Zu seinen Prisen zählten alsbald zehn englische Kriegsschiffe, des Weiteren fast zweihundert Kauffahrteischiffe. Auf die englischen Schiffe hatte er es besonders abgesehen. Ja, er pflegte einen regelrechten Hass auf die Engländer. Denn vor zehn Jahren hatte er drei lange Monate in Plymouth in Haft gesessen, in einem dreckigen Verlies, in dem die Ratten herumsprangen und der Typhus mehr von Trouins Kameraden dahingerafft hatte als der Henker. Natürlich war ihm die Flucht gelungen, denn Trouin konnte immer entwischen. Er hatte einen Kerkerwächter bestochen – die Engländer waren stets anfällig für Bestechungen – und dann eine Bombarde gestohlen. Die Engländer hatten immer noch ein Kopfgeld auf ihn ausgesetzt wegen Piraterie. Doch im Verlauf der letzten achtzehn Jahre war Trouin dem Henker jedes Mal entkommen. Warum sollte er seine Gewohnheiten jetzt ändern?
***
    Trouin lehnte sich in dem massiven Holzstuhl zurück, der in dieser Taverne – dem L’Étoile du Nord – stets für ihn reserviert war. Diese Hafenschänke hatte er zu seinem Hauptquartier erkoren. Jetzt legte er seine breite Hand etwas fester um die Taille des hübschen flämischen Mädchens, das auf seinem Schoß saß. Nicht zu fest. Nur gerade fest genug, um der Kleinen ein wenig wehzutun und ihr in Erinnerung zu rufen, nicht mit dem Besatzungsmitglied zu tändeln, das schräg gegenüber am Tisch saß und der Kleinen in den Ausschnitt starrte. Das Mädchen stieß einen leisen Schrei aus und schenkte Trouin ein Lächeln. Wie war noch gleich ihr Name? Es war ihm entfallen. Was kümmerte es ihn überhaupt? Alle Frauen in der Schänke, ob Flittchen oder Hure, gehörten ihm in gewisser Weise, und er hatte die meisten von ihnen gehabt. Er könnte auch alle Frauen der Stadt haben, wann immer es ihm beliebte, da war er sich sicher. Jetzt zog er die junge Frau an sich und küsste sie zu ihrer Überraschung hart auf den Mund. Dann drückte er ihre Brüste zusammen, legte der Kleinen die Hände um die Taille und stellte sie vor sich auf die Füße.
    »Hol mehr Wein, Mädchen. Wein für alle heute Abend. Für all meine Männer. Oder Bier, wenn ihnen das lieber ist. Verstanden? So viel sie trinken können. Los jetzt.«
    Als das Mädchen loseilte, stand Trouin auf. Er war erstaunlich groß, und seine langen Beine schienen nicht recht zu den Maßen seines Oberkörpers zu passen. In einem Degengefecht konnte ihm dieser Umstand zum Vorteil gereichen, da Trouin die größere Reichweite besaß. Nun schaute er sich in der Schankstube um, spähte durch den Qualm der zahllosen Pfeifen und sah die Männer, die seinem Kommando unterstanden. Keine schlechte Truppe. Zwei Crews, alles in allem über vierhundertfünfzig Mann, die sich aus so vielen Nationalitäten zusammensetzte, wie es sich für wahre Kaperschiffe gehörte. Die meisten waren Franzosen und Flamen – keine Niederländer. Ein paar Männer aus deutschen Landen, einige Schweden und Dänen, mürrische und schweigsame Nachfahren der Wikinger.

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