Steels Duell: Historischer Roman (German Edition)
unerfahrener Gentleman, der sich in der Pose des Soldaten gefällt, sondern ein Veteran. Ich kämpfte für die Schweden bei Narva und für Marlborough bei Blenheim. Mein Offizierspatent habe ich mir nicht erkauft, sondern mir in all den Jahren im Dienst der Fahne verdient. Genügen Euch diese Gründe, Sir?«
Trouin nickte und lächelte. »Wenn es stimmt, was Ihr sagt – und ich bin immer mehr der Auffassung, Euch Glauben zu schenken, Captain – dann ja. Das genügt mir, zumindest fast. In Eurem letzten Punkt habt Ihr recht. Wir können einen Mann wie Euch gebrauchen. Ihr könntet Euch im Lager des Feindes bewegen und uns das Überraschungsmoment sichern. Ja, das wäre gut. Ich bin auch bereit, Euren Beweggründen Glauben zu schenken. Aber was Eure Fähigkeiten im Kampf anbelangt, so denke ich, dass wir uns selbst ein Bild davon machen sollten.« Er rief quer durch den Raum: »Wer von euch hat den Mumm, es mit diesem schottischen Gentleman aufzunehmen? Er will sich uns anschließen, und ich denke, wir müssen prüfen, wie geschickt er mit der Waffe umzugehen vermag.«
Steel sah, wie sich an einem der Tische drei von Trouins Männern erhoben. Als hätten sie sich bereits im Stillen geeinigt, trat jedoch nur einer von ihnen vor: Ein großer, kräftiger Mann, dessen Augenbrauen über der Nasenwurzel zusammengewachsen waren. Er trug ein speckiges Lederwams und kam nun auf Trouin zu.
»So, Alexis. Dir ist nach körperlicher Betätigung zumute. Denkst du, dass du ihn besiegen kannst? Er ist ein gestandener Soldat, musst du wissen.«
Der Mann lachte. Er sprach langsam und voller Verachtung. »Ihr kennt mich, Captain. Glaubt Ihr, dass ich ihn besiegen kann?«
»Davon bin ich überzeugt. Und wenn du es schaffst, bekommst du zehn Goldstücke. Aber Alex, mein Freund … sollte er gewinnen …« Alexis grinste. »Nun, du weißt schon. Ist das fair?«
Der Mann grinste weiter. »Fair, Captain.«
Trouin wandte sich Steel zu. »Ihr habt die Wahl der Waffen, Monsieur. Degen, Pistole, Beil, Pike? Was bevorzugt Ihr?«
Steel öffnete seinen Mantel, um den Degen zu präsentieren, den er an der Seite trug. Langsam zog er die lange Klinge aus der Scheide. Das Licht der Laternen fing sich auf dem blanken Stahl.
»Degen, Sir.«
Trouin betrachtete die Waffe eingehend, und so etwas wie Habgier blitzte in seinen Augen auf, je länger er auf die Damaszierung und die feinen Ziselierungen blickte. »Das ist eine edle Waffe, Thomson.«
»Ein Familienerbstück, Captain. Es stammt aus Italien, gefertigt von Ferrara.«
»Das dachte ich mir. Selten sah ich etwas Vergleichbares. Man muss schon ein wahrer Fechtmeister sein, wenn man diese Klinge führen will.«
»Ich komme damit zurecht, Sir.«
»Aha. Na, dann wollen wir einmal schauen, wie Ihr mit Alexis zurechtkommt.«
Steels Gegner hatte derweil ebenfalls seine Waffe gezogen, einen türkischen Krummsäbel mit breiter, flacher Klinge. Der Säbel war kürzer als Steels Waffe, doch Steel wusste, dass man einem Mann damit ohne Weiteres den Arm abtrennen konnte, wenn man die Klinge geschickt führte. Schlagartig dachte er an die Schwerter der ukrainischen Kosaken, denen er in der Armee von Zar Peter während des Nordischen Krieges begegnet war. Und als er seinen Gegner näher betrachtete – das kantige Gesicht und den langen Schnurrbart –, hielt er es für wahrscheinlich, dass der Mann aus den Weiten Russlands stammte. Vor allem fragte er sich, wie geschickt der Bursche im Umgang mit der Klinge sein mochte.
Trouin drängte die Männer und Schankmägde zurück, die sich unterdessen um die zwei Kontrahenten geschart hatten. »Macht Platz! Zurück mit euch!« Er schaute Steel an. »Gentlemen … Ihr dürft beginnen … bis zum Tod.«
Steel suchte den Blick des Piraten. »Darauf hatten wir uns nicht geeinigt, Sir.«
»Aber so ist es immer in meiner Welt, Captain Thomson. Es gibt keinen anderen Weg. Und jetzt beginnt.«
Er klatschte in die Hände, worauf Steels Gegner eine besondere Art der en garde -Position einnahm. Steel, der sich inzwischen seines Mantels und Uniformrocks entledigt hatte, tat es dem Mann gleich und streckte den Fechtarm aus. Der Pirat umkreiste ihn in leicht geduckter Haltung, wobei er den Krummsäbel spielerisch von einer Hand in die andere warf.
Steel zog die eigene Klinge zurück und hielt sie sich senkrecht vors Gesicht in der en garde -Stellung. Der Pirat sah verwirrt aus. Für einen Augenblick ließ er den Krummsäbel in der rechten Hand. Sofort schlug Steel
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