Steels Duell: Historischer Roman (German Edition)
Mundwinkel. »Oh, wir haben gleichwertige Kämpfer, keine Sorge. Und was die Regeln betrifft, nun, die haben wir auch.«
Er führte Steel durch eine Tür in eine schwach erleuchtete Scheune, in der man Strohballen entlang der Wände als Sitzplätze gestellt hatte. Die improvisierte Arena war bereits voller französischer Seeleute; hinzu kamen ein paar reguläre Soldaten aus der Garnison und Männer aus Trouins Crew. Alle waren begierig, den Kampf zu sehen. Die meisten waren betrunken. Einige wetteten; Münzen gingen von einer Hand zur anderen.
Trouin brachte Steel zu einem Strohballen auf der gegenüberliegenden Seite, der mit einem roten samtenen Rock drapiert war. »Bitte setzt Euch zu mir auf meinen Platz.«
»Ich fühle mich geehrt, Captain.«
Steel hielt möglichst viel Abstand zu Trouin und merkte, dass der hünenhafte Schwarze sich hinter den Strohballen stellte. Auf der linken Seite der Scheune hatte man eine Kordel gespannt und mit Stoffen behängt, sodass die Kontrahenten sich in dem so entstandenen Areal umziehen konnten. Kaum hatte Steel Platz genommen, als auch schon ein Mann in einem grünen Mantel in die Mitte der Arena trat – Steel hatte ihn in der Schankstube gesehen und wusste, dass es sich um einen der Offiziere Trouins handelte. Der Mann klatschte in die Hände, um die Menge zum Schweigen zu bringen.
»Meine Herren, bitte, meine Herren. Ein Kampf über vier Runden … oder wie lange es dauert bis zum bitteren Ende, zwischen ›Dem Stolz des Amazonas‹ in der linken Ecke und dem ›Dem Wilden Zorn‹ in der rechten Ecke.«
Als die Kontrahenten in den Ring geführt wurden, verschlug es Steel den Atem. Denn statt der großen Faustkämpfer, mit denen er gerechnet hatte, erblickte er zwei junge Frauen, die nicht viel älter als zwanzig sein konnten. Ihre glasigen Blicke ließen vermuten, dass sie unter dem Einfluss irgendeines Rauschmittels standen – vielleicht waren sie aber auch einfach nur angetrunken. Beide trugen nichts weiter als einen kurzen Rock aus Chiffon und kurze Hemden. Auffälliger als alles andere war jedoch, dass beide Frauen ausnehmend hübsch waren.
Trouin war Steels Verwunderung nicht entgangen. »Jetzt seht Ihr ja, Mr. Thomson, wie wir uns hier vergnügen. Wir spielen eben gern ein wenig mit unserer Beute, versteht Ihr? Diese Frauen wurden dabei erwischt, als sie sich an der Kasse unserer Gemeinschaft bedienen wollten. Dies ist nun die Strafe. Sie werden gegeneinander kämpfen, bis Blut fließt, und dann entscheiden wir – oder besser, ich entscheide –, ob der Zweikampf fortgesetzt wird. Die Siegerin hat das Privileg, mich weiter im Bett zu unterhalten. Aber heute Nacht nehme ich sie vielleicht beide.« Er wandte sich an den Zeremonienmeister und gab ein Zeichen. »Möge der Kampf beginnen.«
Die beiden Frauen standen sich zunächst abwartend gegenüber, bis die etwas ungelenkiger wirkende Blonde einen Satz nach vorn machte. Doch die andere Frau war leichtfüßig und wich aus, sodass die Angreiferin der Länge nach hinfiel. Anfeuerungsrufe und Gejohle brandeten in der Scheune auf, als das Mädchen sich wieder aufrappelte, aber sofort einen Aufwärtshaken ihrer Gegnerin einstecken musste. Sie taumelte und hielt sich das Kinn, doch jetzt loderte Feuer in ihren Augen; mit wildem Zorn stürzte sie sich auf ihre Widersacherin, schlug ihr mit der Faust gegen die Brust und drehte ihr dann den Arm auf den Rücken. Steel mochte kaum noch hinsehen, obwohl die Menge um ihn herum in Ekstase war. Der bedrängten Frau – der Amazone – gelang es, sich aus dem Griff zu winden, und sie bekam den Rock ihrer Gegnerin zu fassen. Mit einem Ruck riss sie ihn ihr vom Leib, worauf die andere Frau losließ. Halbnackt setzte »Der Wilde Zorn« ihrer Kontrahentin nach, die den Rock triumphierend in die Luft warf.
Die Zuschauer pfiffen inzwischen und übertrafen sich in anzüglichen Bemerkungen. Der Amazone war es gelungen, ihre Gegnerin erneut zu Boden zu schicken; sie fiel mit dem Gesicht nach unten ins Heu, worauf die Amazone nach ihr trat. Das Mädchen schrie, und Steel verspannte sich bei dem Anblick. Trouin würde doch jetzt gewiss einschreiten?
Währenddessen war die Amazone über der Gegnerin und drückte ihr das Knie in die Wirbelsäule. Dann packte sie den linken Arm und drehte ihn ihr auf den Rücken. Das blonde Mädchen weinte jetzt und bettelte um Gnade. Doch ihre Widersacherin ließ nicht locker und verdrehte ihr weiterhin den Arm. Plötzlich gellte ein Schmerzensschrei durch
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