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Steels Duell: Historischer Roman (German Edition)

Steels Duell: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Steels Duell: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iain Gale
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…?«
    »Thomson, Jack Thomson.«
    »Ich fühle mich geschmeichelt, Mr. Thomson. Ihr erweist mir eine große Ehre.«
    Thomson. Wenig überzeugend. Steel hatte sich am Vorabend für den Mädchennamen seiner Mutter entschieden. Er hatte auch versucht, in einem anderen Tonfall zu sprechen, aber trotz des leichten schottischen Akzents der Lowlands würde selbst ein Franzose merken, dass Steel kein gewöhnlicher Deserteur aus der breiten Masse der Fußsoldaten war. Daher war Steel bewusst, dass er sich bald als Offizier zu erkennen geben müsste. Das würde neue Fragen aufwerfen. Und die Zeit für Fragen schien bereits gekommen zu sein. Er schenkte Trouin ein möglichst unbekümmertes Lächeln und war bemüht, sich den Anschein von Kaltblütigkeit zu geben. Doch nie zuvor – auf keinem Schlachtfeld – hatte er sich so verwundbar gefühlt. Er spürte, wie sich der Blick des Piraten in ihn bohrte, wie der Captain versuchte, seine Gedanken zu lesen.
    Trouin runzelte die Stirn. »Mr. … Thomson. Vergebt mir, aber Ihr scheint nicht der gewöhnliche Deserteur zu sein, den wir hier ab und an sehen.« Er unterbrach sich, und Steel wusste, was als Nächstes kommen würde. »Ihr seid doch Offizier, nicht wahr?«
    Steel schluckte. Ihm blieb nichts anderes übrig, als auf Zeit zu spielen, weil er nicht sicher war, inwieweit Trouin ihn bereits durchschaut hatte. »Ja, das muss ich zugeben, Sir. Zumindest war ich Offizier. Bis vor Kurzem, in der Armee von Queen Anne. Aber für die Fahne kann ich nicht länger in den Krieg ziehen. Um die Wahrheit zu sagen, Captain, ich konnte diese Lüge nicht mehr durchstehen.«
    »Ihr erregt allmählich mein Interesse. Erklärt mir, wie es zu diesem Sinneswandel kam.«
    »Ich kämpfe inzwischen für unseren wahren Herrscher, Sir, für König James. Mein Gewissen plagte mich schon seit Langem, aber erst jetzt habe ich die Kraft gefunden, mich zu meinem Herrn zu bekennen. Ich musste in einem Gefecht mit ansehen, wie unsere Truppen … Verzeihung, Sir, Marlboroughs Truppen, kaltblütig Männer hinschlachteten, die für die Sache der Jakobiten kämpften. Das hat mich bewogen, fahnenflüchtig zu werden, Sir. Ich zähle mich nun zu diesen Leuten. Ich habe nur den einen Wunsch, nämlich gegen die Queen zu kämpfen. Für König James III., den wahren Regenten Englands.«
    Trouin nickte verständnisvoll, vielleicht auch anerkennend. »Aha, Ihr seid also Jakobiter. Gut. Wir haben bereits Männer mit Eurer Überzeugung in unseren Reihen. Vielleicht kennt Ihr gar welche. Aber sagt mir noch eins. Wieso schließt Ihr Euch uns an? Warum tretet Ihr nicht in eins der Jakobiterregimenter in der französischen Armee ein?«
    Auf eine solche Antwort hatte Steel sich vorbereitet. »Weil ich dann gewiss in der Schlacht auf meine alten Kameraden treffen würde, Captain, und in einer solchen Situation wäre ich hin und her gerissen. Bin ich bei Euch, so kann ich den Franzosen dienen, werde aber aller Wahrscheinlichkeit nach auf keinen Kameraden aus meinem alten Regiment stoßen.«
    Trouin schwieg und schien über Steels Argumentation nachzudenken. Steel spürte einen dünnen Schweißfilm auf der Stirn, aus Angst, doch noch entlarvt zu werden.
    Schließlich ergriff Trouin erneut das Wort. »Das ist richtig, Mr. Thomson. Es gehört sich nicht, alte Freunde zu töten, ganz gleich, auf welcher Seite man steht. Welchen Rang bekleidet Ihr?«
    »Ich war Captain, Sir.«
    »Nun dann, Captain Thomson. Ihr dürft Euren Rang behalten und Euch uns anschließen.« Ein Gefühl der Erleichterung überkam Steel. Aber Trouin sprach weiter. »Da wäre nur ein Problem. Während in Eurer Welt ein Offizier als Gentleman betrachtet wird, ja, sogar vor dem Eintritt in die Armee ein Gentleman ist und sich durch sein Gebaren fortan von dem einfachen Mann abhebt, ziehe ich in meiner Welt die Gesellschaft des einfachen Mannes vor. Offiziere sind, wie sich immer wieder bestätigt hat, meist nicht so vertrauenswürdig, wie sie uns immer glauben machen wollen. Könnt Ihr das nachvollziehen?«
    Natürlich gärte es bei diesen Worten in Steel, aber er wusste, dass es Selbstmord gleichkäme, wenn er jetzt widerspräche. »Absolut, Sir.«
    »Dann sagt mir doch bitte, Captain Steel, warum ich Euch vertrauen sollte?«
    »Weil ich die Wahrheit sage, Sir. Nicht nur, weil ich mich selbst für einen Gentleman halte. Sondern weil ich kämpfe wie zehn Mann und weil ich Euch als britischer Offizier von Nutzen sein kann. Außerdem bin ich nicht irgendein

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