Steels Ehre: Jack Steel und die Schlacht von Höchstädt 1704. Historischer Roman (German Edition)
geraten. Alles ist verloren, Sir.«
Marlborough sprach sogleich einen der Berater an. »Charles, bringt die Hannoveraner der Reserve nach vorn. Alle drei Bataillone. Auch die dänischen Reiter. Nehmt so viele Schwadronen, wie Ihr finden könnt. Und sagt Colonel Blood, er soll eine Batterie, nein, gleich zwei Batterien Geschütze über diese Brücke schaffen. Er braucht keine Bedenken zu haben. Die Brücke wird das Gewicht aushalten.«
Noch während der Berater seinem Pferd die Sporen gab, kam weiter rechts Bewegung in die Reihen, da Fuggers Kaiserliche Kürassiere endlich vorwärtsdrängten. Die großen Kämpfer in ihren auffälligen Waffenröcken, den glänzenden, silber-schwarzen Kürassen und den Zischäggen oder Sturmhauben verließen auf ihren riesigen Schlachtrossen die Anhöhe auf dem rechten Flügel.
Die zwölf Kürassier-Schwadronen krachten in die linke Flanke von Marsins geballter Kavallerie und trafen die Reiter an der ungeschützten Seite, die jeder Kavallerist fürchtet – die Seite, auf der die Männer die Zügel halten und die sie mit dem Säbelarm nicht so wirksam verteidigen können. Einen Moment lang sah es so aus, als wäre eine Wand aus Stahl auf einen blau-roten Felsen geprallt. Augenblicke später begann dieser Fels nachzugeben und wurde von den Kürassieren zurück ins Zentrum der Franzosen gedrückt. Marlborough wandte sich Cadogan zu.
»Das, Adam, war vermutlich die selbstloseste und kühnste Entscheidung eines Generals, die Ihr je erleben werdet. Prinz Eugens Flügel steht unter großem Druck, und dennoch schickt er mir die Kavallerie, die ich benötige, und bringt dadurch die Wende in einer fast aussichtslosen Lage. Ich danke Gott für die Freundschaft und Loyalität des Prinzen.«
Inzwischen war es drei Uhr. Der Kampf dauerte nun schon sechs Stunden an. Es war offensichtlich, dass die unmittelbare Bedrohung für die britische Infanterie abgewendet worden war, aber Hawkins – wie auch Marlborough – war sehr wohl bewusst, dass die Schlacht einen äußerst kritischen Punkt erreicht hatte. Der Herzog schien Hawkins’ Gedanken zu erraten.
»Wir müssen die feindliche Infanterie in Oberglauheim festsetzen. Lord Cutts verhindert, dass die Truppen Blenheim verlassen. Dasselbe müssen wir im Zentrum vornehmen.«
Hawkins ließ seinen Blick über das Feld schweifen. Überall schienen die Truppen mehr oder weniger festzustecken. Auf beiden Seiten standen sich die Einheiten Kavallerie in langen Reihen gegenüber, und weder die Franzosen noch die Briten machten Anstalten, die Schwadronen einzusetzen. Unterdessen war auf dem rechten Flügel Prinz Eugens Vorstoß zum Erliegen gekommen. Wenn wir das Schlachtfeld jetzt räumen, ging es Hawkins durch den Kopf, werden sie daheim sagen, dass die Armee geschlagen wurde. Aber der Colonel wusste, dass es nicht Marlboroughs Art war, allzu schnell klein beizugeben. Der Herzog hatte noch einen Trumpf im Ärmel, und Hawkins ahnte, um was es sich handeln mochte.
***
Jennings stand im Garten eines kleinen Fachwerkhauses nordwestlich von Blindheim und begutachtete den Haufen Männer, die er von nun an befehligen sollte. Mürrische und zerzaust aussehende Deserteure allesamt. Die meisten trugen die roten Uniformröcke der Briten, darüber hinaus entdeckte der Major aber auch das preußische Blau und das Grau der Dänen. Insgesamt um die fünfzig Mann, unrasiert und schlecht ausgerüstet. Viele hatten ihre Hüte verloren, und die Auswahl an Waffen war dürftig: Englische Brown Bess Musketen, Flinten, Dragonerkarabiner, Degen und Beile. In diesem Aufzug entsprachen die Männer keineswegs dem Bild des modernen Soldaten, dem Jennings so gern in Gedanken nachhing. Doch für die kommenden Stunden war das Schicksal des Majors wohl oder übel mit diesen Deserteuren verknüpft.
Aus Richtung Sonderheim tauchten Reiter auf. An deren Spitze ritt ein Offizier, der Jennings irgendwie bekannt vorkam. Er war ein wenig übergewichtig, und sein blauer Uniformrock wies mehr Litzenbesatz an den Aufschlägen und Manschetten auf als sämtliche britischen Uniformen.
Als der Trupp an Jennings vorbeitrottete und auf den einzigen Weg zuhielt, der von den französischen Linien direkt nach Blindheim führte, hielt der Offizier sein Pferd an. Sein Blick haftete auf Jennings.
»Wer seid Ihr?«
»Major Aubrey Jennings, Sir. Zuvor aus der Armee von Queen Anne. Ich bin Gefangener Eurer Armee, Sir. Mir wurde Freigang gewährt.«
Einer der Berater des hohen Offiziers lenkte sein Pferd
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