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Steels Ehre: Jack Steel und die Schlacht von Höchstädt 1704. Historischer Roman (German Edition)

Steels Ehre: Jack Steel und die Schlacht von Höchstädt 1704. Historischer Roman (German Edition)

Titel: Steels Ehre: Jack Steel und die Schlacht von Höchstädt 1704. Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iain Gale
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näher zu Jennings. »Gestattet, dass ich Euch Seine Hoheit, General le Marquis de Clerambault, vorstelle.«
    Da erkannte Jennings den Mann, mit dem er am Abend zuvor dem Brandy zugesprochen hatte. Er nahm den Hut ab und machte eine galante Verbeugung. Der General ließ es nicht bei der einen Frage bewenden. »Und wer sind diese Männer dort, Major?«
    »Deserteure, Sir. Sie wurden meiner Obhut unterstellt. Aber ich glaube, Sir, dass ich bereits das Vergnügen hatte, Eure Bekanntschaft zu machen. Wir sind uns, wenn Ihr Euch erinnern mögt, erst gestern Abend im Lager begegnet …«
    Clerambault, dessen Erinnerungsvermögen in diesem Punkt nicht so gut zu sein schien, unterbrach ihn barsch: »Und was genau wollt Ihr mit diesen Männern machen?«
    »Ich habe Befehle von einem Eurer Offiziere erhalten, Sir. Von Colonel Michelet vom Regiment d’Artois. Ich soll die Männer ins Zentrum der Linie bringen, wo sie für Euch kämpfen werden.«
    »Ist das so? Befehle, wie?« Er wandte sich an seinen Berater. »Michelet also. Habe ich einen derartigen Befehl erteilt?«
    »Nein, General.«
    »In der Tat, nein. Ein solcher Befehl ist mir fremd. Diese Männer mögen Deserteure sein, aber sie befinden sich in meinem Abschnitt des Feldes, und hier werden sie auch bleiben, Major. Wie Ihr ja seht, kann ich es mir nicht leisten, einen einzigen Mann fortzuschicken.«
    »Aber, mein lieber General. Was soll ich dann tun? Ihr könnt doch nicht von mir, einem Engländer, erwarten, dass ich gegen meine Landsleute kämpfe. Und das müsste ich unweigerlich tun, wenn ich hier in Blindheim bliebe.«
    Clerambault dachte einen Moment nach.
    »Nun, ich sehe, was Ihr meint, Major. Aber ich fürchte, ich kann nichts an Eurer Lage ändern. Ihr müsst hierbleiben. Entfernt Ihr Euch vom Dorf, fasse ich dies als Anzeichen auf, dass Ihr Euren Freigang ausgenutzt habt. Und dann wären wir natürlich gezwungen, Euch zu erschießen.«
    Jennings wusste, wann er sich geschlagen geben musste. Er lächelte den General an und nickte demütig. Clerambault schaute derweil selbstzufrieden auf Jennings herab.
    »Einen guten Tag, Major. Und viel Erfolg.«
    Jennings sah der kleinen Reitergruppe nach und unterdrückte einen Fluch, ehe er sich wieder seiner ungeordneten Kompanie zuwandte. Jetzt durfte er den Ort nicht mehr verlassen, aber er konnte die Männer unmöglich in den Kampf gegen die eigenen Leute führen. Da entdeckte er einen Sergeant, einen Iren, der die Uniform aus Orkneys Regiment trug.
    »Sergeant. Sorgt dafür, dass die Männer sich ausruhen. Sie sollen sich mit frischem Wasser eindecken, wenn es hier welches gibt. Ich schaue derweil nach, ob ich mir einen besseren Überblick über die Schlacht verschaffen kann.«
    Der Mann rührte sich nicht.
    »Sergeant, habt Ihr mich verstanden?«
    »Wenn es Euch gefällt, Sir.« Dem letzten Wort haftete ein unangenehmer Unterton an. »Die Männer wollen von keinem mehr Befehle entgegennehmen, Sir. Wir werden alle wegen Desertion erschossen, wenn wir in Gefangenschaft geraten. Und es gibt nur eine Möglichkeit, nicht geschnappt zu werden, Sir. In den hinteren Reihen bleiben, Sir.«
    »Also gut, bleiben wir hinten. Aber Ihr werdet meine Befehle ausführen, oder Ihr landet an der verdammten Frontlinie. Tut, was ich sage. Behaltet das Haus im Auge und lasst niemanden fort. Haltet die Männer bei Laune, verstanden, Sergeant? Ist eine Viertelgallone Rum für jeden Mann drin, wenn Ihr mir gehorcht. Ich verspreche Euch, dass ich Euch nicht ins offene Messer laufen lasse, und ich tue mein Bestes, dass Ihr nicht in Gefangenschaft geratet. Wenn Ihr wollt, könnte ich sogar ein gutes Wort für Euch einlegen, sobald das alles hier vorüber ist. Wie hört sich das an?«
    Der in Ungnade gefallene Sergeant besann sich auf die Reste seines soldatischen Eifers, richtete sich auf und stand still. Dann wandte er sich an die Männer und brüllte Befehle. Zu Jennings’ Erstaunen gehorchten die Deserteure. Auch sie, erkannte er, lebten fortan gemäß ihrem eigenen Verhaltenskodex.
    Er ging zu dem Fachwerkhäuschen, machte die Tür auf und betrachtete den Haufen Deserteure ein letztes Mal. Einen Mann bemerkte er jedoch nicht: einen kleinen, wieselgesichtigen Kerl, der sich bislang in den Schatten der hinteren Reihen aufgehalten hatte. Dieser Mann, der in den Gassen Holborns aufgewachsen war, verstand es, sich unbemerkt davonzustehlen.
    Kaum hatte Jennings sich abgewandt, schlüpfte der Soldat zur Hintertür hinaus, schlich durch einige

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